Die Türme der Mitternacht
beleidigend hätte betrachten können, wurde mit Belustigung aufgenommen.
Als sich Bain und Chiad zurückzogen, betrachtete Faile das sich versammelnde Heer. Jeder kam, nicht nur die Hauptmänner oder abkommandierten Gruppen. Die meisten würden den Prozess gar nicht sehen können, aber sie mussten da sein. Für alle Fälle.
Faile beugte sich zu ihrem Gemahl hinüber. »Etwas macht dir Sorgen«, sagte sie zu ihm.
»Die Welt hält den Atem an, Faile,« » Was meinst du?«
Er schüttelte den Kopf. »Die Letzte Jagd hat begonnen. Rand ist in Gefahr. Mehr als jeder Einzelne von uns. Und ich kann nicht an seine Seite eilen. Noch nicht.«
»Perrin, deine Worte ergeben keinen Sinn. Wie kannst du wissen, ob Rand in Gefahr ist?«
»Ich sehe ihn. Jedes Mal, wenn ich seinen Namen erwähne oder an ihn denke, eröffnet sich mir eine Vision von ihm.«
Sie blinzelte.
Er wandte sich ihr zu, und in seinen gelben Augen lag ein nachdenklicher Blick. »Ich bin mit ihm verbunden. Er… er zieht an mir, musst du wissen. Schließlich wollte ich dir gegenüber über solche Dinge offen sein.« Er zögerte. »Meine Heere hier, sie werden getrieben. Wie Schafe zu ihrem Metzger.« Plötzlich hielt er inne. »Da war eine Vision im Wolfstraum, Schafe, die von Wölfen gehetzt wurden. Und ich glaubte zu ihnen zu gehören.«
Faile hörte aufmerksam zu. »Und dann?«
»Ich erzähle es dir später genau. Aber mir ist gerade etwas klar geworden. Beim Licht, ich habe mich geirrt.« Er nickte. »Der Wind verrät es mir. Das Problem mit den Wegetoren hat mit etwas im Wolfstraum zu tun. Jemand will, dass wir nicht von diesem Ort fliehen können.«
Ein kalter Lufthauch schlug über ihnen zusammen, in dieser Mittagshitze eher seltsam. »Bist du sicher?«, wollte Faile wissen.
»Ja«, erwiderte Perrin. »Seltsamerweise bin ich das.« »Sind die Töchter damit beschäftigt? Sind sie auf Erkundung?«
»Jemand will uns hier festhalten und angreifen. Da ist es vernünftig, uns mit den Weißmänteln streiten zu lassen und dann die Überlebenden zu töten. Aber dazu würde man ein Heer brauchen, von dem aber jede Spur fehlt. Es gibt nur uns und die Weißmäntel. Elyas sucht nach einem Tor der Kurzen Wege, aber bis jetzt hat er noch nichts gefunden. Also ist das vielleicht alles Unsinn, und ich habe Angst vor meinem eigenen Schatten.«
»In letzter Zeit, mein Gemahl, ist es wahrscheinlich, dass diese Schatten beißen können. Ich vertraue deinen Instinkten.«
Er sah sie an, dann lächelte er breit. »Vielen Dank.« » Was also sollen wir tun?«
»Wir reiten zu dieser Verhandlung«, sagte Perrin. »Und bemühen uns nach allen Kräften, nicht gegen die Weißmäntel in die Schlacht ziehen zu müssen. Und heute Abend sehe ich, ob ich das Ding vernichten kann, das unsere Wegetore verhindert. Wir können nicht weit genug reiten, um ihm zu entkommen; das Ding kann bewegt werden. Ich sah es an zwei Orten. Irgendwie muss ich es vernichten. Danach entkommen wir.«
Sie nickte, und Perrin gab den Befehl zum Abmarsch. Obwohl die hinter ihnen versammelte Streitmacht chaotisch erschien - wie ein verheddertes Seil -, setzte sich das Heer in Bewegung. Die verschiedenen Gruppen ordneten sich selbst und entwirrten sich.
Sie legten das kurze Stück auf der Jehannahstraße zurück und näherten sich dem Feld mit dem Pavillon. Die Weißmäntel waren bereits da; sie standen in Formation. Dem ersten Anschein nach hatten auch sie ihr gesamtes Heer mitgebracht.
Das würde ein spannungsgeladener Nachmittag.
Gaul lief neben Perrins Pferd, und weder erschien er besorgt, noch hatte er sich verschleiert. Faile wusste, dass er es für eine ehrenhafte Sache hielt, dass sich Perrin diesem Prozess stellte. Perrin musste sich entweder verteidigen oder Toh zugeben und das Urteil akzeptieren. Aiel waren ohne Fesseln zu ihrer eigenen Hinrichtung gegangen, um Toh zu akzeptieren.
Sie ritten zum Pavillon. Am nördlichen Ende hatte man auf einer niedrigen Plattform einen Stuhl hingestellt, dessen Rücken dem fernen Wald aus Zwerglorbeer zugewandt stand. Morgase saß auf dem erhöhten Stuhl und sah jeden Zoll wie eine Königin aus; sie trug ein Gewand in roten und goldenen Farben, das Galad irgendwo für sie aufgetrieben haben musste. Wie hatte Faile diese Frau nur jemals für eine beliebige Zofe halten können?
Vor Morgase waren Stühle aufgestellt worden, die zur Hälfte mit Weißmänteln gefüllt waren. Galad stand neben ihrem provisorischen Richterthron. Seine Uniform war makellos,
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