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Die Türme der Mitternacht

Die Türme der Mitternacht

Titel: Die Türme der Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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einen Knicks und ging los, um den Befehl an die Flüchtlinge weiterzuleiten. Faile war sich nicht sicher, was dieser Tag bringen würde, aber sie wollte, dass die Zurückbleibenden das Lager abbrachen und sich für alle Fälle zum Abmarsch vorbereiteten.
    Als Aravine ging, sah Faile, dass sich der Buchhalter Aldin ihr anschloss. In letzter Zeit schien er Aravine recht oft zu besuchen. Vielleicht hatte er Arrela endlich aufgegeben.
    Sie eilte zum Zelt. Unterwegs kam sie an Flann Barstere, Jon Gaelin und Marek Cormer vorbei, die Bogensehnen und die Befiederungen an den Pfeilen überprüften. Alle drei schauten auf und winkten. In ihren Blicken schien eine gewisse Erleichterung zu liegen, was ein gutes Zeichen war. Einst hatten diese Männer beschämt ausgesehen, wenn sie sie sahen, als würden sie sich für die Art und Weise verantwortlich fühlen, auf die Perrin während ihrer Abwesenheit angeblich mit Berelain gebalzt hatte.
    Die Zeit, die sie mit Berelain verbrachte, und die formelle Entkräftung der Gerüchte überzeugte das Lager langsam, dass nichts Ungehöriges geschehen war. Interessanterweise schien die Tatsache, dass Faile Berelain während der Blase des Bösen das Leben gerettet hatte, die Meinung der Leute am stärksten zu beeinflussen. Sie nahmen deswegen an, dass zwischen den beiden Frauen kein Streit herrschte.
    Natürlich hatte Faile der Frau nicht das Leben gerettet, sondern ihr bloß geholfen. Aber die Gerüchte besagten anderes, und es freute Faile, dass sie ausnahmsweise einmal zugunsten von Perrin und ihr arbeiteten.
    Sie erreichte das Zelt und wusch sich rasch mit einem feuchten Tuch. Dann trug sie etwas Parfüm auf und zog ihr hübschestes Gewand an; es wies ein dunkles Graugrün auf und hatte aufgestickte Ranken auf dem Oberteil und am Saum. Schließlich warf sie einen schnellen Blick in den Spiegel. Gut. Sie verbarg ihre Nervosität. Perrin würde nichts passieren. Nichts.
    Sie schob sich trotzdem ein paar Messer in den Gürtel und in die Ärmel. Ein Pferdeknecht hatte ihr Tageslicht gebracht. Sie saß auf - und vermisste Schwalbe, den die Shaido getötet hatten. Selbst die Röcke ihrer besten Kleider waren zum Reiten abgenäht; auf Reisen trug sie nichts anderes. Ihre Mutter hatte ihr beigebracht, dass bei Soldaten nichts mehr die Glaubwürdigkeit einer Frau zunichtemachte als ein Damensattel. Und sollte das Unvorstellbare dennoch eintreten und Perrin fallen, würde Faile das Kommando über die Streitkräfte übernehmen.
    Im Schritttempo ritt sie an die Spitze des sich versammelnden Heeres. Perrin saß dort schon im Sattel. Wie konnte er es wagen, so geduldig auszusehen!
    Faile ließ sich ihren Ärger nicht anmerken. Es gab eine Zeit für einen Wirbelsturm und eine Zeit für eine sanfte Brise. Sie hatte Perrin bereits deutlich zu verstehen gegeben, was sie von dieser Gerichtsverhandlung hielt. Im Augenblick aber musste man sehen, dass sie ihren Gemahl unterstützte.
    Sie ritt an seine Seite, während die Aes Sedai hinter ihm Aufstellung nahmen und genau wie die Weisen Frauen zu Fuß gingen. Keine Töchter. Wo steckten sie? Es musste wichtig sein, um sie von der Verhandlung fernzuhalten. Für Sulin und die anderen war der Schutz Perrins eine vom Car’a’carn auferlegte Pflicht, und sollte er fallen, würde das für sie eine ernsthafte Angelegenheit von Toh sein.
    Sie ließ den Blick über das Lager schweifen und bemerkte zwei Gai’schain, die in ihren weißen Kapuzengewändern zur vordersten Reihe eilten. Gaul, der neben Perrins Pferd stand, runzelte die Stirn. Eine der Gestalten verneigte sich vor ihm und hielt ihm ein Bündel Speere hin. »Frisch geschärft«, sagte Chiad.
    »Und neu befiederte Pfeile«, fügte Bain hinzu. »Ich habe bereits Speere und Pfeile«, erwiderte Gaul. »Ja«, sagten die Frauen wie aus einem Mund, gingen vor ihm auf die Knie und hielten ihre Gaben noch immer hin.
    »Was?«
    »Wir sorgen uns bloß um deine Sicherheit«, sagte Bain. »Schließlich hast du alle diese Waffen selbst vorbereitet.« Sie sagte das in einem völlig ernsten Tonfall, ohne einen Hauch von Spott oder Unehrlichkeit. Und doch kamen die Worte einer Belehrung sehr nahe.
    Gaul fing an zu lachen. Er nahm die angebotenen Waffen und übergab den Frauen die anderen. Trotz der anstehenden Probleme musste Faile lächeln. Der Umgang der Aiel miteinander wies eine hinterhältige Komplexität auf. Was Gaul an seinen Gai’schain hätte erfreuen sollen, schien ihn oft zu frustrieren, aber was man als

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