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Die Tuerme des Februar - Phantastischer Roman

Die Tuerme des Februar - Phantastischer Roman

Titel: Die Tuerme des Februar - Phantastischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tonke Dragt
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schemenhaft –, dann geht die Rechnung nicht auf. Wir werden wahrscheinlich lernen müssen (durch die Anwendung neuer Worte? durch Übung?), unser Gedächtnis mitzunehmen und auch wieder zurückzubringen. Auch ich möchte, wie Herr Alva, beide Welten mein Eigen nennen!
    Donnerstag, 22. Februar 1968
    Früher habe ich nie Gedichte gelesen. Jetzt tue ich es. Verse machen kann ich jedoch nicht. Während der letzten Tage spukt mir dauernd ein alter Reim im Kopf herum – alt und neu; ich habe ihn ein wenig abgeändert:
    Zogen einst fünf wilde Schwäne,
    Schwäne leuchtend weiß und schön.
    Sing, sing, was geschah?
    Keiner ward mehr gesehn.
    Zog einmal ein junger Bursche
    stolz und kühn zum Tor hinaus.
    Sing, sing, was geschah?
    Bald kehrt er nach Haus …
    Noch eine Woche und dann ist es so weit. Oft kommen mir Zweifel, ob ich wirklich nach Hause kehre – und ob mein WORT tatsächlich der Schlüssel ist. Wird überhaupt etwas passieren, wenn ich es ausspreche? Und wenn ja … dann habe ich Angst. Wie wird es dort jetzt sein, nach vier langen Jahren? Ich habe außerdem Angst, dass sich die vergessenen und verwirrenden Empfindungen wiederholen werden, über die ich zu Beginn in meinem Spiegeltagebuch berichtet habe … Habe ich sie wirklich vergessen? Ich träume manchmal davon: ein Alptraum zwischen zwei Welten. Wenn ich nun Pech hätte und in diesem Zustand verharren müsste?
    28. Februar l968
    Ich habe versucht, einen Brief zu schreiben, aber es ging nicht – Also nehme ich mein Tagebuch:
    Lieber Hans,
    ich verreise morgen und bleibe einen Monat lang weg. Falls ich nicht zurückkomme, brauchst du dir keine Sorgen zu machen; ich komme dann in vier Jahren wieder. Ich verspreche es dir!
    Es könnte jedoch etwas dazwischenkommen, was die Sache verändert. Darum möchte ich dich um einen Gefallen bitten:
    Wenn ich im April 1972 noch nicht wieder hier sein sollte, würdest du dich dann bitte darum bemühen, dass dieses Tagebuch als Buch herausgegeben wird? Und zwar in Form einer Erzählung – so, als habe es jemand anderes geschrieben. Vielleicht gibt es Leute, die über das Axiom genau informiert sind und die über die Welt »inter menses februarium et aprilem«, die ich früher »X« nannte, Bescheid wissen. Diese Leute sollen erfahren, dass es sich nicht um eine erfundene Geschichte handelt. Allen anderen sage ich nur, dass es keine Phantastereien sind und dass ich absolut sicher bin, dass es mehr Welten gibt als nur diese eine.
    Wenn ich zurückkomme – und ich werde bestimmt zurückkommen, wenn es vielleicht auch 4 × 4 Jahre dauern wird –, werde ich mehr darüber berichten können. Ich glaube jedoch, dass die Fakten, die ich jetzt schon weiß (aber doch nicht so richtig weiß), nicht zu lange verborgen bleiben sollten. Du bist bis jetzt der Einzige, dem ich etwas darüber erzählt habe; jetzt weißt du alles.
    Der Verleger darf nichts hinzufügen und nichts verändern, außer Rechtschreibefehlern und dergleichen. Und dann noch etwas Wichtiges: Sollte dieses Tagebuch zu einem Buch werden, dann muss der Titel lauten:
    Die Türme des Februar
    Für mich gibt es keine andere Möglichkeit, obwohl die Geschichte ja im März spielt.
    Dein Bruder Tom
    Donnerstag, 29. Februar 1968
    (Draußen ist es winterlich kalt und grau, aber die Schneeglöckchen blühen schon.)
    Dies ist die letzte leere Seite; ich will sie noch voll schreiben und damit meine Geschichte abschließen. Ich lasse dieses Tagebuch auf meinem Schreibtisch liegen – dann könnt ihr es lesen und werdet verstehen, dass mir keine andere Wahl blieb, als wieder wegzugehen – um zumindest den Versuch zu machen, die andere Welt zu erreichen. Erst dann werde ich mit Sicherheit wissen, dass das Geschriebene wahr ist – das, was ich zwischen dem 30. Februar und dem 1. April erlebt habe … Aber: Werde ich es überhaupt je mit Sicherheit wissen? Nun ja …
    Ich habe dieses Tagebuch nicht mehr nötig, denn wenn ich erst wieder dort bin, werde ich mich an alles erinnern, von meinem ersten Aufenthalt her. Allerdings nehme ich diesmal zwei Notizbücher mit. Eins ist noch leer; in dem anderen habe ich seit 1967 so viel wie möglich über mich selbst und über die Welt, in der ich lebe, notiert. Ich habe auch das Schreiben und Lesen der Spiegelschrift geübt. Mehr bleibt nun nicht zu tun; ich bin reisefertig.
    Und wie fühle ich mich in diesem Augenblick? Voller Erwartung und doch ungläubig, voll Verlangen und Angst. Eigentlich weiß ich es nicht so recht … ich

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