Die Tuerme des Februar - Phantastischer Roman
spielte, den ich immer wieder wegwarf. Als der Hund dann verschwunden war (er wurde von seinem »Herrchen« gerufen), war ich mutterseelenallein. Und in diesem Augenblick fiel mir das WORT wieder ein – haargenau, Buchstabe für Buchstabe.
23. März 1967
Ich habe mein Spiegeltagebuch noch einmal durchgelesen (ich kann jetzt die einigermaßen ordentlich geschriebenen Passagen ohne Spiegel lesen), und jetzt verstehe ich nicht mehr, weshalb ich nicht schon eher auf das WORT gekommen bin.
Im Übrigen habe ich nach wie vor keinerlei Erinnerungen an den März 1964.
Was für ein Mann war (ist) Jan Davit? Wusste er, dass Téja mein Tagebuch stehlen würde, um es mir zurückzugeben? Er wusste sicher erheblich mehr über andere Welten, als er zugegeben hat (beziehungsweise mehr, als ich aufgeschrieben habe).
Ob er wohl hier gewesen ist?
Jan, ein ganz alltäglicher Name. Der Bruder meines Vaters heißt Jan, oder richtig Johann; Hans ist nach ihm benannt. Er (Hans, mein Bruder) weiß inzwischen, dass ich ein Tagebuch führe. Ich lasse es ihn aber nicht lesen. Wohl habe ich ihm ab und zu etwas erzählt … aber so als ob es reine Phantasie sei, eine von mir erfundene Geschichte.
Fortsetzung vom 1. Februar 1968
Ich habe einen Entschluss gefasst. Jetzt bald, am 29. Februar, werde ich meine Reise von damals wiederholen. Diesmal allerdings besser vorbereitet. Ich werde mich nicht an dieses Leben hier gewöhnen können, ehe ich das nicht getan habe! Vielleicht glückt es mir auch nicht, fortzukommen; aber dann weiß ich wenigstens, dass die Erlebnisse, die ich aufgeschrieben habe, gar nicht geschehen sein können – und dann werde ich mich hier richtig anpassen können.
Ich versuche es weiß Gott immer wieder; doch immer häufiger verfolgen mich die seltsamsten Gedanken. Dann denke ich zum Beispiel: Warum sollte ich nicht eines Tages wie eine Möwe fliegen können? Oder wie ein Schwan schwimmen, oder mich mit einem Hund unterhalten? Und immer wieder stelle ich mir die Frage, ob nicht eine andere Welt existiert, dicht vor unserer Nase, die besser ist als diese hier.
Trotzdem ist mir klar, dass es vernünftiger wäre, hier zu bleiben – denn hier bin ich nun einmal zu Hause. Dorthin kann ich nicht mal mein Gedächtnis mitnehmen; ich kann also nie richtig vergleichen zwischen dort und hier.
Aber hier habe ich vergebens nach Téja gesucht; ich habe sie nicht gefunden. Sie hatte einen richtigen Vetter aus Atlantis, der »Tim« hieß oder Tom wie ich. Gibt es hier ein Mädchen, das ungefähr »Téja« heißt? Wenn dies der Fall wäre, würde sie mir doch sicher bekannt vorkommen …
Im April muss ich mein Abitur machen (verspätet, weil ich 1964 sitzen geblieben bin). Ich weiß genau, dass ich es nicht bestehen werde, wenn ich jetzt einen ganzen Monat lang wegbleibe. Aber noch mal vier Jahre lang warten, nein, das halte ich nicht aus!
Ich glaube, dass meine Angehörigen sich Sorgen um mich machen. Deshalb werde ich dieses Tagebuch hier lassen, wenn ich weggehe – und zwar an einem Ort, wo sie es finden werden …
Ihr werdet es dann lesen und vielleicht verstehen.
An meinen Bruder Hans:
Ich habe dir manchmal Geschichten erzählt, sozusagen eigene Phantasien. Jetzt sollst du wissen, dass es keine Phantasien waren.
Samstag, 3. Februar 1968
Jeden Tag wiederhole ich im Stillen das Wort. Ich darf es ja nicht aufschreiben.
Werde ich dort wohl Herrn Alva wieder sehen? Oder wird er genau in dem Augenblick weggehen, in dem ich ankomme? Hier vermutet man, dass er sich noch immer auf einer Weltreise befindet. Ich habe mir einmal Zutritt zu seiner Wohnung verschafft, konnte dort aber keine Beweisstücke entdecken. Ich fand nur metallbeschlagene Bücherkisten, die sich nicht öffnen ließen. Ich hoffe sehr, dass er noch dort sein wird – dann werde ich zumindest einen alten Bekannten antreffen – einen, der in beiden Welten gelebt hat.
Und werde ich Téja wieder sehen? Und sie auch erkennen? Sie erneut lieben?
11. Februar
FRAGE: Weshalb verliert man in dieser Welt die Erinnerung an die andere und in der anderen Welt alle Erinnerungen an diese hier?
Ob es tatsächlich verboten ist, echten Kontakt miteinander aufzunehmen?
Wer jedoch sollte das verbieten?
AXIOM: Es gibt andere Welten als diese hier, aber sie sind uns unbekannt.
Stimmt das tatsächlich? Ist es ein Naturgesetz oder steckt hinter diesem Axiom irgendein geheimnisvoller Sinn?
12. Februar
Wenn man sich aber ab und zu doch an etwas erinnert – wenn auch nur
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