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Die Türme von Toron

Die Türme von Toron

Titel: Die Türme von Toron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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mich auf der Universitätsinsel besuchte. Und wie klug seine Worte waren. Er sagte: ›Du mußt selbst entscheiden, was du willst.‹ Und ich antwortete: ›Ich möchte an meinem Projekt mit den subtrigonometrischen Umkehrfunktionen arbeiten, und ich möchte bei dir sein, aber wenn dieser Krieg …‹ Und plötzlich erkannte ich, wie tiefsinnig seine Worte gewesen waren, und wie sehr er mir geholfen hatte, meine Wünsche laut auszusprechen, obgleich der Krieg – der Krieg! Er ist tot! Hastig verdrängte sie alle weiteren Gedanken an ihn.
    Sie schloß die Fenster und legte sich aufs Bett. Und wieder überfluteten sie die Gedanken. Sie hatte gerade angefangen, am Computer zu arbeiten. »Eine Leistungsaufnahme von eineinhalb bis dreieinviertel Kiloeinheiten. Er schafft mindestens vierzigtausend Daten gleichzeitig. Das ist das erste, woran du arbeiten mußt.« Ohne sich extra Gedanken darüber machen zu müssen, nahm sie an, daß der Computer die Daten direkt dem menschlichen Gehirn entnahm, denn sie wußte, daß die Gehirnenergie des Neandertalers mit einundeinhalb Kiloeinheiten berechnet wurde, während der ungewöhnliche Kortex des Waldwächters bis zu dreieinviertel produzierte. Nein, es bestand keine offensichtliche Verbindung. Aber sie hatte die Information und zog die Schlüsse ohne bewußte Überlegung. Später sah sie am Schreibtisch eines Kollegen einen Schaltplan für die gleiche Spannungsdifferenz, die eine Eingabe zur Ausgabe machen würde. Das bedeutete, daß einem menschlichen Gehirn bis vierzigtausend Daten eingegeben oder entnommen werden konnten.
    Einmal, während sie durch einen Nebenflügel des Gebäudes kam, in dem sie arbeitete, sah sie durch eine offene Tür mehrere Zeichnungen einer grotesken Phantasiesumpflandschaft und einige strukturell unmögliche anatomische Zergliederungen. Zwei Wochen später ging das Gerücht um, daß zwei im Gebäude arbeitende Künstler auf Drängen von Regierungspsychiatern einer Lobotomie unterzogen worden waren. Dann waren ihr noch ein paar Kleinigkeiten aufgefallen: ein Bote, der diese gleichen Zeichnungen und ein Tonband in ein Büro zwei Stockwerke tiefer trug. Die offenbar gleiche Spule wurde einem Offizier von einem Techniker übergeben. Als sie sich nach den Bildern erkundigte, erhielt sie die Antwort: »Oh, die? Man verbrannte sie. Sie wurden nicht mehr gebraucht.« Es sah jedenfalls so aus, als wäre das ganze Projekt plötzlich aufgegeben worden. Man übertrug ihr eine andere Arbeit. Dann kamen die ersten Berichte über die Umwandlung der Transitbänder von draht- auf drahtlose Materietransmitter herein. Und da war noch ein Gespräch während des Mittagessens mit einem Bekannten von einer anderen Abteilung: »… arbeiten an einem ungewöhnlichen Computer. Er überträgt die Information über Band direkt ins Gehirn. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, was ein menschliches Gehirn mit siebenundsechzigtausend Daten anfängt, aber das ist jedenfalls seine Kapazität. Können Sie sich das vorstellen?« Clea konnte es. Dann kamen noch ein paar scheinbar unbedeutende Einzelheiten dazu. Eines Abends, als sie spät am Kai spazierenging, traf es sie wie ein Schlag: Erstens – er war tot! Zweitens – überall, überallhin konnten sie befördert werden! Drittens … Sie hörte schnell zu denken auf, oder sie müßte es hinausschreien.
     
    Am Spätnachmittag stand sie auf, putzte sich die Zähne, wusch sich und aß. Danach ging sie das Essen für den nächsten Tag einkaufen, und es wurde schon allmählich dunkel. Sie hörte links von sich einen Schrei. Schritte dröhnten in einer Seitengasse, ein Schlag, ein weiterer Schrei, dann wieder Schritte. Zuerst wollte sie sich umdrehen, aber dann zwang irgend etwas sie dazu, der Sache auf den Grund zu gehen.
    Sie spähte um die Ecke und drückte sich gleich darauf gegen die Wand. Dissis! Zwei Männer und eine Frau rannten auf mehrere raufende Gestalten zu. Jemand hüpfte zurück, dann bekam ein Mann einen Tritt in den Bauch. Er krümmte sich auf dem Pflaster. Eine Frau schrillte, fluchte und taumelte mit den Händen über den Augen davon. Jemand löste sich aus der kämpfenden Menge – ein Mädchen mit weißem Haar!
    Clea schluckte. Das Mädchen rannte in einer Diagonale, die sie etwa in Cleas Richtung bringen mußte. Dann waren plötzlich zwei Männer vor ihr. Etwas sprühte Funken, als einer der beiden den Arm hob. Eine Energieklinge!
    Als der Arm fiel, ergriff Clea den Eimer unter der Regenrinne neben ihr und schüttete

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