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Die Türme von Toron

Die Türme von Toron

Titel: Die Türme von Toron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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Hier gab es Pumas, einen achtbeinigen Büffel, einen braunen Bären, einen Fuchs mit zwei Köpfen, einen riesigen Eber, ein Zwanzigtausend-Liter-Aquarium mit einem pulsierenden Albinotintenfisch; in einem anderen Aquarium stießen Tigerhaie neugierig die Nase gegen die Glasecken, und einem weiteren wühlte ein zweiter Oktopode den blauen Sand am Boden seines Aquariums auf.
    Akrobaten in hautengem Dreß rannten an den beiden Frauen vorbei und verschwanden in einem Zelt.
    »Das sind die Trapezkünstler«, erklärte Alter. »Sie nennen sich, ›Die fliegenden Fische‹. Verrückt. Kommen Sie, ich muß zu Mr. Triton.«
    »Was ist dort drüben?« fragte Clea und deutete auf einen großen Wagen am Ende des Platzes. Vom Dach blickte ein gigantischer Papiermaché-Neptun mit grünem Bart und Faßbauch herunter.
    »Das ist der Kantinenwagen, Gehen Sie doch einstweilen hinüber und essen Sie einen Bissen, während ich mich bei Mr. Triton vorstelle. Ich komme dann nach. Wenn ich eine Probe meiner Arbeit mit vollem Magen gäbe, wäre allerhand los.«
    »Ich weiß nicht …« Doch Alter war bereits die Stufen zu dem großen grünen Wagen hochgerannt und darin verschwunden.
    Clea wandte sich dem Kantinenzelt zu und den Holztischen, die unter einer grünen und gelben Markise standen. Der Geruch von brutzelndem Fett stieg ihr in die Nase. Sie setzte sich einem Mann gegenüber, der Muschelragout aus einer Keramikschale löffelte. Er lächelte sie an, daß sich ein Netz von lustigen Fältchen um seine grauen Augen spannte.
    Eine Bedienung fragte ungeduldig: »Was soll’s sein? Bitte, beeilen Sie sich, ich habe auch noch andere Gäste zu bedienen.«
    »Was gibt es denn?«
    »Gebackenen Fisch, Bratfisch, gegrillten Fisch, Rogen, Fisch und Pommes frites – die Tagesspezialität ist heute Eier mit Bratfisch für fünfzig Zentieinheiten.«
    »Dann bitte die Spezialität.«
    »Sehr gut.« Die Kellnerin lächelte. »Und o Wunder, sie ist heute sogar genießbar.«
    Der Mann Clea gegenüber am Tisch grinste und fragte: »Was sind Sie?« In diesem Augenblick setzte sich eine Frau in gestreiftem Pulli neben den Mann und fragte: »Ist sie eine der Neuen?«
    »Ich bin ein Clown«, sagte der Mann und blickte Clea fragend an.
    »Oh, ich gehöre gar nicht hierher«, murmelte Clea verlegen.
    Die Frau lächelte nun ebenfalls. »Ich dressiere Seehunde«, erklärte sie.
    In diesem Augenblick stellte die Bedienung einen großen Teller mit Rührei und gebratenen Fischfilets vor Clea auf den Tisch. Clea griff nach der Gabel und aß mit gutem Appetit.
    »He!« sagte der Clown plötzlich bewundernd. Er blickte über Cleas Schulter. Da drehte sie sich um. Jemand hatte auf dem Platz ein Trampolin aufgestellt. Mit unvorstellbarer Grazie wirbelte das weißhaarige Mädchen durch die Luft, schlug Vor- und Rückwärtspurzelbbäume, Saltos …
    »Sie ist gut?« sagte der Clown fast ehrfürchtig. Die Frau neben ihm nickte zustimmend. Die Menschen auf dem ganzen Platz hatten in ihrer Beschäftigung angehalten und sahen zu. Jetzt klatschten sie alle begeistert.
    Kurz darauf kam Alter auf das Kantinenzelt zu. Ein Mann hatte einen Arm um ihre Schulter gelegt. Er war nicht mehr ganz jung, hatte ein rotes Gesicht, und ein buschiger Bart reichte ihm bis zur breiten Brust.
    Clea stand auf, um Platz am Tisch zu machen, da stellte sie zu ihrer Verwunderung fest, daß auch die beiden anderen sich erhoben hatten. »Guten Morgen, Mr. Triton«, grüßten sie.
    »Setzt euch doch wieder«, bat Triton mit theatralischer Gebärde. »Sie kommen also übermorgen zu uns«, wandte er sich wieder an Alter. »Sehr schön! Haben Sie eine Unterkunft? Wenn nicht, können Sie gern sofort hier in einen Wohnwagen ziehen.«
    »O danke!« sagte Alter. »Das hier ist meine Freundin, von der ich Ihnen erzählte.«
    Cleas Mundwinkel neigten sich ein wenig erstaunt, doch dann zog sie sie schnell zu einem abwehrenden Lächeln hoch.
    »Sie sind Buchhalterin, richtig? Nun, ich könnte jemanden brauchen, der meine Bücher in Ordnung hält. Wir machen auf der Festlandtournee gewöhnlich ein recht gutes Geschäft. Sie können bei Ihrer Freundin bleiben …«
    »Aber ich …«, begann Clea und starrte auf die grinsende Alter.
    »Also, bis übermorgen. Sie haben den Job!« sagte Triton verabschiedend. »Guten Morgen, alle. Guten Morgen.« Dann hielt er noch einmal an und blickte Clea fest an. »Wissen Sie, mir gefällt Ihre Art. Ich meine, so wie Sie die Dinge offenbar sehen.« Dann rief er noch einmal:

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