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Die Türme von Toron

Die Türme von Toron

Titel: Die Türme von Toron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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den Irrsinn geführten Rekruten, der bereit ist, gegen den Feind jenseits der Barriere zu kämpfen.
    Wenn man sich vorstellt, welche Planung in diesem Projekt steckt! Die Tests und Entdeckungen!« Clea blickte zu Boden. »Die Vernichtung der gesamten vierundvierzigsten Kompanie, ohne auch nur einen Überlebenden. Dann der in allen Einzelheiten aufgezeichnete Bericht des Todes der beiden Männer, die der Feind gefoltert hat. Man braucht sie lediglich ihrer eigenen drogenkranken Psyche zu überlassen, und sie erfinden einen Feind, der größer und grauenhafter ist, als jeder, den ein Psychologe für sie ausdenken könnte. Denn ihr Feind ist stets hinter ihrer eigenen Angst verborgen.
    Das Grausen lähmte sie, machte sie unfähig, Gesetz oder Wirklichkeit anzuzweifeln oder irgendeinen anderen Faktor ihrer Existenz. Denn nach dieser Ausbildung, den sechs Wochen und schon zuvor, konnten keine Fragen mehr gestellt werden.«
    Catham hob schwerfällig den Kopf, und der junge Herrscher stand auf. »Vielleicht«, sagte König Let, »wird es jetzt Frieden geben.«
    Kurz darauf verließen sie die Ratskammer, um an den Krönungsfestlichkeiten teilzunehmen. Jon stieg die erste Stufe der Treppe hinunter, die ihn zurück in den Garten bringen sollte, als jemand seine Schulter berührte. Es war Catham.
    »Ja?«
    »Ich hätte noch ein paar Fragen, die ich vor dem Rat nicht stellen wollte«, sagte der Historiker. »Es betrifft Ihren Herrn der Flammen .«
    »Unsere Wahnvorstellung, oder psychotische Phantasterei, wie Sie es bezeichneten?«
    »Wie Sie es nennen wollen.« Das Dreiviertellächeln zog sich über die menschliche Hälfte seines Gesichts.
    »Weshalb reihen Sie ihn nicht ganz einfach zu diesen Elementen der Wirklichkeit ein, die ergründet werden müssen, um zu beweisen, daß die Wirklichkeit real ist?«
    Catham zuckte die Schultern. »Das habe ich bereits. Was ich wissen möchte, ist folgendes: Glauben Sie, daß der Herr der Flammen diese monströse Idee eines Krieges ohne Feind in König Uskes Gehirn pflanzte?«
    »Die Idee sicher nicht«, erwiderte Jon. »Vielleicht aber zeigte er ihm einen Weg, diese Idee in die Wirklichkeit umzusetzen.«
    »Ich hoffe, es war gerade umgekehrt«, murmelte Catham.
    »Weshalb?«
    »Aufgrund dessen, was es über die Menschheit verrät, wenn diese Idee nicht von einer Fremdintelligenz kam.« Catham nickte, drehte sich um und schritt den Korridor zurück. Jon blickte ihm kurz nach, dann stieg er die Treppe hinunter.
    Das Zirkusvolk machte sich bereits auf den Weg in den großen Palastsaal. Im Garten sah er seine Schwester den Arm um Alters Schulter legen. Sie standen schweigend als letzte der langen Reihe.
    Er dachte: Was habe ich gelernt? Alle gehen sie durch die Tür hinein in das Rampenlicht, obgleich sie jetzt Bescheid wissen. Gelingt es mir, einen Unterschied zu erkennen? Vielleicht in der Art, wie die eine Artistin ihre Schultern hebt? Ein anderer zwei Finger in den Gürtel hakt? Und wieder ein anderer mit den goldenen Litzen seines Kostüms spielt? Aber welcher Unterschied sollte denn sein? Ich habe all die Jahre gewartet. Ich habe beobachtet. Und ich werde weiter grübeln über das, was ich erfahren und gelernt habe. Beobachter und Gefangener. Ich warte auf die Freiheit. Zumindest weiß ich nun aus all dem, aus welcher Richtung die Freiheit kommen wird. Ich lebte mit meinen Beobachtungen und kann nun endlich etwas tun, um festzustellen, welche Folgen diese Beobachtungen auf mich selbst hatten. Was kann ich retten? Etwas, das nicht schwerfällig ist und sich nicht vor dem Krieg versteckt.
    Der Garten war jetzt leer. Jon stand allein in der wachsenden Dunkelheit, ein fixierter Schauspieler und Beobachter in einer Matrix aus Materie und Motivation.
    Und ein Universum entfernt beobachtete ein Dreiweisen, ordnete sein Wissen über den Krieg, und machte sich bereit.
     
    ENDE
     

 
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