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Die Türme von Toron

Die Türme von Toron

Titel: Die Türme von Toron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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Verbindung zwischen Ihnen und Koshars Aquarien oder Koshars Hydroponik? Oder etwa mit Dr. Koshar, die die subtrigonometrischen Umkehrfunktionen entdeckte und sie für das Zufallsystem der Raumkoordinaten anwandte – was mehr oder weniger die technologische Basis hinter dem gegenwärtigen Konflikt ist.«
    »Die Koshar-Aquarien und -Hydrophonik-Anlagen gehören meinem Vater. Dr. Koshar ist meine Schwester.«
    Cathams bewegliche Braue hob sich.
    »Ich erklärte Ihnen beiden, daß ich eine Überraschung für Sie hätte«, sagte die Herzogin. »Professor Catham, wir werden heute abend Geschichten austauschen. Einen Augenblick, bitte. Arkor!«
    Im folgenden Schweigen bemerkte der Professor Jons Blick auf sein glitzerndes Gesicht. Das Dreiviertellächeln wiederholte sich. »Ich erwähne gewöhnlich gleich, wenn ich jemanden kennenlerne, daß ich vor fünfzehn Jahren einen Unfall durch eine Explosion auf der Universitätsinsel hatte. Ich bin eines der glücklicheren, wenn auch bizarren Experimente der Humanmedizin.«
    »Ich dachte mir etwas Ähnliches«, gestand Jon. »Ich erinnere mich an einen Unfall in den Minen. Die eine Seite des Gesichts eines guten Kameraden wurde völlig zerschmettert, aber die ärztliche Betreuung im Straflager war nicht gerade berühmt. Er starb.«
    »Ich verstehe«, murmelte Professor Catham. »Das dürfte während des Minenunglücks ’79 gewesen sein. Hat man danach wenigstens etwas für die Sicherheit der Leute getan?«
    »Nicht, solange ich dort war. Mit achtzehn brachte man mich ins Straflager. Zur Tetronexplosion kam es ein Jahr danach. Fünf Jahre später, ehe ich floh, hatten sie noch nicht einmal die schadhafte Maschinerie repariert.«
    Eine Seitentür öffnete sich, und Arkor trat ein. Beim Anblick seiner Dreifachnarbe hob sich erneut die Braue des Historikers. »Halten Sie sich immer einen Telepathen, Eure Durchlaucht?«
    »Arkor steht weder in meinen Diensten«, erwiderte die Herzogin, »noch wir in seinen. Professor, was wir zu sagen haben, ist äußerst wichtig. Vor noch nicht einmal zwanzig Minuten wurde ein tödlicher Anschlag auf Premierminister Chargill verübt.«
    »Chargill? Ein tödlicher Anschlag?« Die erhobene Braue senkte sich wieder. »Nun, dann sind entweder die Dissis dafür verantwortlich, oder möglicherweise wollte der Rat selbst sich seiner entledigen …«
    »Professor«, unterbrach ihn die Herzogin. »Ich möchte gern, daß Sie wiederholen, was Sie mir zuvor erzählten. Dann fügen wir hinzu, was wir wissen.«
    »O ja, natürlich.« Er blickte von Jon auf Arkor. »Wie ich Ihrer Durchlaucht gegenüber bereits erwähnte, ist Toromon vielleicht das ungewöhnlichste Reich in der Geschichte der Erde. Sie brachten Ihr ganzes Leben hier zu, also fallen Ihnen die Merkwürdigkeiten nicht auf, aber einem, der die Entwicklung der Welt vor dem Großen Feuer vor fünfhundert Jahren studiert hat, wird die Ungewöhnlichkeit sofort klar. Das Reich Toromon besteht aus der Insel Toron, einer Handvoll kleinerer Insel ringsherum und den ungefähr zweitausendfünfhundert Quadratkilometer Festland gegenüber den Inseln, nämlich einem Streifen Küste, danach Grünland gefolgt von Wäldern, und dahinter schroffe Felsen, die diese fünfundzwanzighundert Quadratkilometer vom Rest des Festlandkontinents, der hoffnungslos verseucht ist, trennen. Nach dem Großen Feuer wurde dieses Gebiet, das ich hier beschrieb, völlig von der übrigen Welt durch radioaktives Land und radioaktive Strömungen im Meer abgesondert. Bis vor kurzem glaubten wir nicht einmal, daß es überhaupt noch etwas auf der Erde gibt außer uns. Mehrere recht brauchbare technische Bibliotheken überstanden das Große Feuer, und einige unserer Vorfahren waren glücklicherweise belesene, gebildete Leute. Ihnen verdanken wir es, daß wir uns doch einigermaßen ein Bild der Welt machen können, wie sie früher aussah. Obgleich es anfangs zu wirtschaftlichen und sozialen Rückentwicklungen kam, machte die Technologie doch beachtliche Fortschritte, sobald die Situation sich einigermaßen eingependelt hatte. Jedenfalls erreichte sie innerhalb verhältnismäßig schneller Zeit in etwa den gleichen Stand wie vor dem Großen Feuer. Und in vielen nichtdestruktiven Bereichen überholte sie ihn sogar. Schon früh in unserer Geschichte entdeckten wir das Metall Tetron, das sich als Energiequelle erwies. Das ist etwas, wovon unsere Vorfahren vor dem Großen Feuer, zumindest nach unseren Unterlagen, nichts wußten.
    Was jedoch so

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