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Die Türme von Toron

Die Türme von Toron

Titel: Die Türme von Toron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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können sich mit mir in der Universität in Verbindung setzen. Ich gestehe, es ist alles ungemein interessant. Aber ich glaube wirklich nicht, daß es mehr als eine psychotische Phantasterei Ihrerseits ist.« Wieder verzog sich seine gute Gesichtshälfte zu einem Dreiviertellächeln. »Aber ich werde Sie beraten, so gut ich kann.« Er blickte sie fest an. »Denken Sie nach über das, was ich jetzt sage, ehe ich gehe. Sie behaupteten, Sie seien für Prinz Lets Entführung vor drei Jahren verantwortlich. Die Regierung ist jetzt sicher, daß Dissis sie durchführten. Dissis haben vermutlich auch bei dem Anschlag auf Chargill ihre Hand im Spiel. Fühlen Sie sich in Ihrer Phatansiewelt nicht vielleicht auch dafür verantwortlich?« Catham schritt zur Tür, öffnete sie. Er wunderte sich offensichtlich, daß sie nicht versperrt war, und ging hinaus.
    Arkor, Jon und die Herzogin blickten einander an.
    »Er meint es ernst mit seinem Versprechen, uns zu beraten«, sage Arkor. »Aber er glaubt unsere Geschichte nicht.«
    »Selbst sein Rat allein hilft uns schon«, meinte Jon.
    »Arkor, erkundige dich, was in aller Welt Vivaschaum ist, und besorge so schnell wie möglich etwas davon«, bat die Herzogin.
     

 
2.
     
    Fünfzehn Kupferzentistücke waren auf einer leeren Pappschachtel zu einem Quadrat angeordnet, dem eine Ecke fehlte.
    Eine haarige Faust sauste herab, die Münzen flogen hoch, und die drei Männer, die um den Karton gekniet waren, fielen auf die Fersen zurück. »Was soll das?« rief der eine mit dem gelockten braunen Haar.
    »He! Schaut mich an!« Ein Grinsen zerschnitt das breite Gesicht des Störenfrieds. Er war gedrungen, sein Körper wie ein Faß gebaut, fast ohne Hals und mit kleinem Kinn. Sein Haar und die Brauen waren von der Farbe gestriegelten Hanfes. »Schaut mich an!« brüllte er erneut. Er warf seinen Kopf zurück und lachte.
    »Hör doch auf!« schimpfte der grünäugige, mit Sommersprossen übersäte Junge, den sie Shrimp nannten. »Wenn du dich schon mit jemandem anlegen willst, dann such dir einen von deiner Größe.«
    Lugs Riesenpranken klatschten auf seinen niedrigen, schweren Bauch. »Ich such’ mir …« Er drehte sich zu dem dritten um, »… dich aus!«
    Waggon, der dritte hinter dem Pappkarton, hatte die gleiche vierschrötige Statur, nur war sein Haar schwarz und wie Draht und seine Stirn noch niedriger.
    »Ah, laß Waggon in Ruhe«, brummte Shrimp. »Wir sind dabei, ihm ein Spiel beizubringen.«
    »Er ist von meiner Größe«, grunzte Lug und schlug Waggon spielerisch auf die Schulter.
    Waggon, der sich auf die Münzen konzentriert hatte, blickte erstaunt auf. Seine weiten Augen blinzelten. Nur wenig Weiß war um seine Pupillen zu sehen.
    »Laß ihn in Ruhe, Lug«, mahnte Shrimp erneut.
    Ein zweitesmal, heftiger diesmal, hieb Lug auf Waggons Schulter. Plötzlich rollte der Angegriffene sich auf die Füße. Dicke Muskelstränge spielten an den Oberarmen und Schenkeln. Er sprang Lug an, und die beiden kugelten auf den Boden. Die anderen Rekruten blickten von ihren Pritschen oder von den Tischen auf, wo sie ihr Unterrichtsmaterial studierten. Ein zwei Meter dreißig großer Waldwächter kam auf die beiden raufenden Neandertaler zu. Die Linke griff nach Lug, die Rechte nach Waggon und schon baumelten beide an ihren Kragen über dem Boden. »Warum lernt ihr Affen nicht endlich, wenigstens so zu tun, als wärt ihr Menschen?« brummte der Wächter nicht unfreundlich.
    Großpupillige Augen blinzelten, Fäuste ballten sich wie Katzenpfoten, und die großen Zehen, die aus den vorne offenen Stiefeln ragten, krümmten sich. Der Waldwächter ließ beide fallen.
    Sie prallten auf dem Boden auf, fingen sich mit den Händen, schüttelten sich und stapften schwerfällig davon. Im selben Augenblick hatten sie den Vorfall bereits vergessen.
    »Achtung!« rief jemand in Türnähe.
    Alle sprangen auf und nahmen Haltung an, als ein Offizier eintrat. Er hatte drei neue Rekruten in seinem Schlepptau: einen Waldwächter mit kahlgeschorenem Schädel, einen dunkelhäutigen, schwarzhaarigen Jungen von etwa siebzehn Jahren mit leuchtend seegrünen Augen und einen ungewöhnlich vierschrötigen Neandertaler, der unaufhörlich blinzelte.
    »Neue Kameraden«, erklärte der Offizier. »Achtung! Ptorn 047 AA-F.« Der kahlköpfige Wächter trat vor. »Tel 211 BQ-T.« Nun machte der grünäugige Junge schweigend einen Schritt vorwärts. »Kog 019 N-H.« Der blinzelnde Neandertaler stellte sich neben die beiden anderen.

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