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Die Türme von Toron

Die Türme von Toron

Titel: Die Türme von Toron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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wird bald keinen Krieg mehr geben«, unterbrach sie ihn. »Wir haben einen neuen König! Ein Waffenstillstand wird erklärt werden; sie kommen alle zurück, und dann gibt es keinen …« Sie redete plötzlich sehr laut, sehr schnell. Sie hatten den Thronsaal schon fast erreicht. Niemand begegnete ihnen.
    Licht fiel durch ein Drehfenster und huschte über ein Zufallsmuster, das Arkors Aufmerksamkeit flüchtig auf sich lenkte.
    Clea war erschrocken. Etwas hatte in ihrem Geist gebohrt. Sie hatte sich dagegen gewehrt, hatte sich verkrochen. Aber jetzt, als der Druck kurz nachließ, entspannte sie sich.
    Da geschah es. Es quoll aus dem Grund ihres Gehirns wie eine Flutwelle, ein Geiser, brach in ihr Bewußtsein wie ein Unterwasservulkan, der Schlamm und Sand und Dampf von sich wirft. Sie taumelte gegen die Wand und flüsterte: »Der Krieg …«
    Aber Arkor hatte bereits einen Schritt weiter getan. Es hatte ihn fast genauso heftig gepackt wie sie. Er versuchte, ihm zu entkommen. »Aber wir werden den Krieg gewinnen! Wir haben einen Feind jenseits der Barriere. Wir können doch …« Er drehte sich nach rechts und links, völlig verwirrt.
    Clea kreischte schrill: »Welchen Krieg! Oh, verstehen Sie denn nicht? Welchen Krieg! «
     

 
12.
     
    Von einer Gruppe Soldaten umringt, schlug Illu den Wegweiser tief in den Schlamm. »Woher willst du wissen, daß er in die genaue Richtung deutet?« wollte einer wissen.
    Illu zuckte die Schultern. »Es spielt doch wirklich keine Rolle, oder?«
    Tel kehrte mit Ptorn zurück. Die Baracken des neuen Stützpunkts wirkten verschwommen durch den Nebel.
    »Es ist gut, wieder in einem Lager zu sein.«
    Tel blickte auf die Männer ringsum. »Ja«, murmelte er. »Es ist ein angenehmes Gefühl, die Füße wieder auf fe …« Er zog die Stiefel aus dem Schlamm. »… ich meine, auf dem Boden zu haben.«
    Ptorn lachte.
    »Weißt du, ich habe lange darüber nachgedacht.«
    »Worüber?« fragte der Wächter.
    »Über den Späher.«
    »Du und viele andere.« Ptorn deutete zurück, wo die Gruppe um den Wegweiser sich nun auflöste. »Worüber, genau, hast du dir Gedanken gemacht?«
    »Über das Warum.«
    »Ich wüßte sechs ›Warum‹, auf die ich gern eine Antwort hätte«, sagte Ptorn. »Welches ist deines?«
    »Warum er es getan hat, was er tat: weshalb er mit dem Tank geradewegs in den feindlichen Stützpunkt fuhr, um uns zu retten.«
    »Ja, das ist eine gute Frage. Vielleicht, weil ihm klar war, daß es unser aller Ende wäre, wenn nicht jemand es täte.«
    »Vielleicht.« Tel hob die Schultern. »Weißt du, ich würde es vielleicht verstehen, wenn das ganze Regiment aus Wächtern bestünde. Aber das tut es ja nicht.«
    Ptorn lachte. »Schließlich stammen wir doch alle vom gleichen Geschlecht ab, auch wenn wir uns mit der Zeit ein wenig veränderten. Also deshalb brauchst du dich nicht zu wundern.«
    »Ich tue es aber«, brummte Tel. »Ihr Wächter lebt doch ein völlig anderes Leben als der Rest der Toromoner. Aber ihr kämpft hier. Wie ist es mit den Neandertalern? Wieso paßten sie sich so schnell an?«
    »Hast du einem der Affen diese Frage gestellt?«
    »Das werde ich noch«, erwiderte Tel. Nachdem sie ein paar Schritte weitergegangen waren, murmelte er. »Aber ich weiß immer noch nicht, warum.«
    Jemand rannte durch den Nebel auf sie zu. Fast hätte er sie überrannt. Im letzten Augenblick hielt er sich an Tels Schulter fest und rief: »Ein Waffenstillstand! Habt ihr gehört? Sie krönen den neuen König, und es wird einen Waffenstillstand geben! Wir kehren alle nach Toromon heim!«
    Er rannte weiter zu einer Gruppe Soldaten vor der Barackentür. Tel und Ptorn schauten einander an. Der Waldwächter grinste. »Wir kehren nach Hause zurück!« Sie drehten sich um und blickten auf Quorls Wegweiser.
     
    Später wurden sie alle zusammengerufen. Als sie sich in dem kleinen Raum eingefunden hatten, erklärte der Lautsprecher durch den Nebel:
    »… tritt nicht vor heute achtzehn Uhr in Kraft. Solange befinden wir uns noch im Kriegszustand. Wir sind ganz in der Nähe mehrerer feindlicher Vorposten. Niemand verläßt das Lager. Bis der Waffenstillstand tatsächlich beginnt, wird die feindliche Abwehr besonders aktiv sein. Jeder, der das Lager verläßt, macht sich aggressiver Handlungen schuldig. Sobald die Friedensbedingungen unterzeichnet sind, beginnen wir mit dem Abbau des Stützpunkts.«
    Erst breitete sich Flüstern, dann lautes Durcheinanderreden und befreites Lachen unter den Anwesenden

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