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Die Türme von Toron

Die Türme von Toron

Titel: Die Türme von Toron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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aber …«
    »Dann laß mich damit in Ruhe.« Curlys hörbarer Ärger schwand, als jemand in einiger Entfernung schrie: »He, du, komm zurück!«
    Ein doppeltes Flop-Flup, Flup-Flop war zu hören, das Platschen von winzigen Schwimmhautfüßen, und das schwerere der Stiefel des Neandertalers.
    »Das ist Lug!« rief Tel. »Offenbar ist ihm mein Flip-Flap davongelau …«
    Die Gestalt des Neandertalers war schattenhaft etwa zehn Meter entfernt zu sehen und bewegte sich noch weiter aus ihrer Sicht.
    »Wohin jagt er das Tier denn?« stieß Curly erschrocken hervor.
    »Oh, verdammt«, fluchte Tel. »Ich habe vergessen, ihm zu sagen, daß er nicht aus dem Lagerbereich hinaus darf!« Er rannte durch den Schlamm und brüllte: »Komm sofort zurück, du dummer Affe! Komm sofort zurück!«
    Er erwischte Lug etwa zwölf Meter außerhalb des Stützpunkts, packte ihn an der Schulter und wirbelte ihn herum.
    Lug sah ihn verwirrt an. »Er ist einfach davon, und ich wollte ihn doch nur …«
    »Sieh bloß zu, daß du zurückkommst, so schnell du kannst.«
    »Aber der Waffenstillstand …«
    »Beginnt erst um achtzehn Uhr. Bis dahin paßt der Feind noch besser auf als sonst. Beeil dich! Es ist nicht zu spaßen mit ihm.«
    Als sie im Laufschritt zurückrannten, ließ Tels erste Panik nach. Er fand Erleichterung darin, den Neandertaler, der vor ihm hertrottete, mit nicht wirklich unfreundlich gemeinten Flüchen zu bedenken. »Ich habe mich immer gefragt, weshalb der Späher sein Leben für uns einsetzte. Vielleicht sollte ich es jetzt wissen, aber ich verstehe es immer noch nicht. Komm, komm! Beeil dich!«
    Lug rannte noch schneller. Da hörte Tel ein Flip-Flap vor seinen Füßen. Er duckte sich und streckte die Hand aus. »Ah, da bist du ja.« Er schnippte mit den Fingern. »Komm, Kleiner. Ich gebe dir ein schönes Stück Holzkohle, wenn wir zurück sind.«
    Lug war bereits im Lagerbereich, als er sich umdrehte und brüllte: »He, sagtest du nicht, wir müßten uns beeilen?«
    »Ich komme ja schon.« Tel blickte den Flap-Flop an, der vier seiner pastellfarbigen Augen öffnete und ihn anblinzelte. »Na, komm …«
    Das waren seine letzten Worte.
     
    Lug torkelte rückwärts. Der Knall dröhnte noch in seinen Ohren. Er hatte die Augen fest zusammengepreßt, als die grelle Lichtsäule dort aufflammte, wo einen Augenblick zuvor noch Tel gestanden hatte.
    »Was, zum Teufel, war das?« schrie jemand über den Schlamm des Lagerhofs. Ptorn rannte herbei und packte den Neandertaler am Arm. »Lug, was ist passiert?«
    »Ich – ich weiß nicht – ich weiß nicht …« Seine Lider waren noch dicht geschlossen, und er schüttelte hilflos den schweren Kopf.
    Einer der Offiziere brüllte: »Verdammt, der Krieg ist noch nicht vorbei! Wer hat das Lager verlassen? Wer war es?«
    An der Barackenwand blickte Curly von seinen Händen auf, in denen ein flammendes Figürchen tanzte, und runzelte die Stirn.
     

 
13.
     
    »… sei Ihr zum König von Toromon gekrönt. Es lebe König Let.«
    Jon stand in der vordersten Galerie unterhalb des erhöhten Thrones und beobachtete, wie der Ratsvorsitzende sich rückwärts von dem blonden Jungen zurückzog, der nun der neue Herrscher war. Es waren nicht mehr als sechzig Personen anwesend: die zwölf Ratsmitglieder, Angehörige der Königsfamilie, ihre Gäste, und einige wichtige oder hochgeehrte Persönlichkeiten. Jon war als Petras Gast hier. Zu den anderen gehörte die groteske Gestalt des Historikers Rolth Catham. Der König ließ seinen Blick über die Anwesenden wandern, ehe er sich auf den Thron setzte.
    Applaus erschallte.
    Ein Mann, ziemlich hinten im Thronsaal, blickte über die Schulter und lauschte auf eine andere Art von Lärm, der noch lauter als das Klatschen war. Er kam aus dem Vorzimmer. Auch die Aufmerksamkeit der Wachen war geweckt. Jon und Petra spürten einen geistigen Stoß. »Es ist Arkor!« flüsterte die Herzogin. Jon bahnte sich bereits einen Weg durch die Gäste zum Vorzimmer. Die Herzogin wartete nur, bis Catham ihren Wink, bemerkt hatte, dann folgte sie ihm.
    Als Jon in das Vorzimmer trat, herrschte ziemliche Aufregung. Mehrere Wachen hielten Arkor fest. Clea lehnte mit weißem Gesicht an der Wand.
    Arkor sagte laut, aber ruhig: »Danke, es ist alles in Ordnung. Wir müssen unbedingt mit Ihrer Durchlaucht sprechen.«
    Die Wachen blickten ihn an, die Ratsmitglieder starrten. Einen Augenblick später kam der König, von zwei Leibwächtern begleitet, herein. »Was geht hier vor?«

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