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Die Türme von Toron

Die Türme von Toron

Titel: Die Türme von Toron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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durchzogen war. Buntes Zeltleinen war über hohe Stangen gespannt, und die Zirkusleute schlenderten in ihren gestreiften Trikots herum und unterhielten sich.
    »Dr. Koshar?«
    Clea drehte sich um. Arkor kam hinter ihr her.
    »Was gibt es?« fragte sie.
    »Wir brauchen Ihre Hilfe.«
    »Was wollen Sie?«
    »Eine bestimmte Information.« Er machte eine Pause. »Würde es Ihnen etwas ausmachen, mit mir zu kommen?«
    »Ich komme mit, wenn es sein muß«, erwiderte sie vorsichtig.
    »Ich möchte Sie nicht erschrecken«, versicherte ihr Arkor. »Aber einiges, über das ich mit Ihnen reden möchte, ist nicht sehr erfreulich.« Sie traten in den Palast. »Wollen Sie uns helfen?«
    »Wozu brauchen Sie die Information, die ich Ihnen geben soll? Bis jetzt habe ich allerdings noch keine Ahnung, wovon Sie sprechen.«
    »Doch, auch wenn Sie es sich selbst nicht eingestehen wollen«, widersprach Arkor. »Weshalb haben Sie Ihren Regierungsposten vor drei Jahren aufgegeben und sich von der Welt zurückgezogen?«
    »Weil ich unglücklich und verwirrt war.«
    »Ich weiß, weshalb Sie unglücklich waren«, sagte Arkor. »Aber was verwirrte Sie?«
    »Ich glaube, ich verstehe diese Trennung nicht ganz.«
    »Diese Trennung machten Sie selbst«, korrigierte Arkor. »Sie haben einen sehr analytischen Verstand, und Sie meinen gewöhnlich genau das, was Sie sagen. Deshalb frage ich Sie erneut: warum waren Sie verwirrt?«
    »Sie haben meine Frage nicht beantwortet«, lenkte Clea ab. »Wozu brauchen Sie die gewünschte Information?«
    »Also gut, dann zuerst das. Es ist eine Information, über die eine bestimmte Zahl von Personen verfügt, unter ihnen der größte Teil der Ratsmitglieder und der verstorbene König Uske. Viele der Waldwächter kennen sie ebenfalls. Aber sie wird ungemein gut geschützt. Sie sind die einzige, wie wir feststellten, die die Information hat und außerhalb dieses Schutzes steht.«
    »Sie sind sehr ungenau«, tadelte Clea. »Sie müssen schon offen zu mir sein, wenn ich Ihnen helfen soll.«
    »Ich erwähnte bereits, daß es Sie erschrecken wird.«
    »Sprechen Sie schon!«
    »Als erstes, ich kann Ihre Gedanken lesen.« Er wartete einen Moment, dann fuhr er fort. »Es gibt viele Telepathen unter den Waldwächtern. Sie haben ein geistiges Netz über ganz Toromon gespannt. Obgleich ich Gedanken lesen kann, schloß man mich davon aus. Ich nahm an, der Grund dafür wäre, weil sie mich für einen Abtrünnigen halten. Meine Interessen sind nicht ihre, und unter den Telepathen gibt es wenig – nun, ich glaube, Sie würden wohl am ehesten noch Neugier dazu sagen. Die Information, die ich suche, betrifft den Krieg, ja ist vielleicht ungeheuerlich wichtig und mag das Geheimnis seiner Beendigung enthalten, wie er zu gewinnen ist oder ob er verloren würde. Das erste, das diese Information verbirgt, ist eine unvorstellbare Schicht von Schuldgefühl. Ich hätte ohne weiteres in der Lage sein müssen, da hindurchzudringen, aber ich konnte es nicht. Sie steht unter dem Schutz des telepathischen Netzes, das ich erwähnte. Ich versuchte, eine Erklärung von meinen eigenen Leuten im Wald zu bekommen. Man hielt mich zwar nicht davon ab, auf meine eigene Weise zu suchen, aber einen Hinweis wollte mir keiner geben. Sie sind die einzige, in der ich diese Information sehe, die nicht unter dem Schutz des Netzes steht. Das liegt daran, daß Sie von allein daraufkamen, während alle anderen davon unterrichtet wurden, weil sie auf die eine oder andere Weise in ihrer Eigenschaft als Staatsdiener damit zu tun hatten. Das Schuldgefühl ist in Ihnen noch stärker als in den anderen, aber darunter liegt zweifellos die Auskunft, die ich brauche.« Arkor hielt erneut inne. »Der letzte, dem wir etwas von all dem zu erklären versuchten, beharrte darauf, daß es sich um eine Wahnvorstellung handle. Trotzdem ist er bereit, uns zu helfen, als beschäftigte er sich mit einem hypothetischen Problem. Sie sehen also, selbst wenn Sie mir nicht glauben, gibt es ein positives Präzedens.«
    Sie bogen in einen Seitengang ab.
    »Wenn ich nicht geschützt bin«, fragte Clea, »weshalb ist es Ihnen dann nicht gelungen, es ohne meine Hilfe aus meinem Geist zu holen?«
    »Sie arbeiten an einer vereinheitlichenden Feldtheorie, die Sie für eine große Entdeckung halten«, sagte Arkor. »Ich empfinde eine große Hochachtung für Ihre unbeeinflußbare Meinung, Dr. Koshar. Wenn ich Ihnen die Information gegen Ihren Willen entrisse, würde Ihr Geist zutiefst erschüttert,

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