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Die Türme von Toron

Die Türme von Toron

Titel: Die Türme von Toron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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und möglicherweise könnten Ihre schöpferischen Fähigkeiten darunter leiden. Sie müssen die Information selbst herausfischen, mit ein wenig Nachhilfe meinerseits.«
    »Als hypothetisches Problem«, murmelte Clea, »… nein, ich weiß nicht, ob es echt ist oder nicht …« Sie lächelte. »Aber wie dem auch sei, ich mache mit.«
    »Großartig«, freute sich Arkor. »Ich warnte Sie bereits, und nun bitte ich Sie, versuchen Sie, nicht allzusehr zu erschrecken. Vor etwa einer Stunde zerrissen Sie ein großes Blatt Papier und warfen es weg. Sie waren sehr wütend. Weshalb?«
    »Woher wissen … Ich habe nichts zerrissen …« Ihre Verwirrung überraschte sie zutiefst. »Oh, Sie meinen … Nun, es war ein dummes Kriegsplakat, und ich nehme an …« Weshalb war sie eigentlich so aufgeregt?
    »Weshalb sind Sie jetzt so aufgeregt?«
    »Ich bin doch nicht … Ich meine, ich verstehe nicht, woher Sie wissen, daß ich es, das Papier zerriß. Ich war allein in meiner Wohnung, bei verschlossener Tür …«
    »Das ist nicht der Grund Ihrer Aufregung. Weshalb haben Sie dieses Plakat überhaupt damals mit nach Hause genommen?«
    »Weil ich von Anfang an etwas gegen diesen Krieg hatte. Es gefällt mir nicht, daß unsere jungen Männer jenseits der Barriere fallen, für …« Sie hielt noch verwirrter inne.
    »Für nichts und wieder nichts?«
    »Nein. Das meinte ich nicht.« Sie atmete heftig. »Für etwas, das ich tat, etwas, das ich entdeckte.«
    »Ich verstehe«, murmelte Arkor. »Und deshalb haben Sie Ihre Regierungsstellung aufgegeben?«
    »Ich – ja. Ich fühlte mich verantwortlich dafür.«
    »Aber warum haben Sie dann das Plakat überhaupt mit nach Hause genommen? Und weshalb warteten Sie die ganze Zeit, bis Sie endlich soweit waren wegzugehen, ehe Sie es zerrissen?«
    »Ich weiß es nicht. Ich war …«
    »… verwirrt, ja. Und was verwirrte Sie so?«
    »… verwirrt, weil ich mich schuldig fühlte. Ich war doch irgendwie verantwortlich für …« Plötzlich stieg Wut in ihr auf. Welches Recht hatte er …
    »Für den Krieg? Aber wir haben doch einen Feind jenseits der Barriere, Dr. Koshar. Sie halten sich also persönlich verantwortlich für die gesamte staatliche und wirtschaftliche Strömung, die zu diesem Krieg führte? Sie müssen doch wissen, daß es viel mehr Faktoren gab, als lediglich Ihre Entdeckung bei Ihrer Arbeit.«
    »Aus persönlichen Gründen!«
    »Sie denken dabei an den Tod Ihres Verlobten, Major Tomar?«
    »Ich meine damit den Tod meines Verlobten im Krieg!«
    Arkor wartete einen Augenblick, dann sagte er: »Ich glaube Ihnen nicht.«
    Clea blickte ihn an. »Das können Sie halten, wie Sie wollen.«
    »Ich weiß nicht, ob ich es wissen will.«
    »Wann fiel Major Tomar?«
    »Ich glaube nicht, daß ich darüber reden möchte!«
    »Er fiel im Frühjahr vor drei Jahren in Ausübung seiner Pflichten, die Strahlungsgeneratoren außerhalb Telphar zu zerstören. Sie machten Ihre Entdeckung der subtrigonometrischen Umkehrfunktionen und ihre Anwendung auf willkürliche Raumkoordinaten erst drei Monate nach seinem Tod. Major Tomar starb nicht jenseits der Barriere. Er starb im Militärdienst hier in Toromon. Wie könnte also Ihre Entdeckung etwas mit seinem Tod zu tun gehabt haben?«
    »Aber ich arbeitete für die Regierung …«
    »Dr. Koshar, wenn Sie sonst jemand wären, einer von einem halben Dutzend anderer genialer Wissenschaftler – könnte es vielleicht sein, daß Sie einer solchen Art von Sentimentalität verfallen. Sie jedoch haben einen harten, elastischen und absolut logischen Verstand. Sie wissen ganz genau, daß, was Sie behaupten, nicht der Grund für Ihr Schuldgefühl ist …«
    »Schön. Ich weiß nicht, weshalb ich mich schuldig fühle!«
    »Dann beantworten Sie mir folgendes: Weshalb brachten Sie das Plakat in Ihre Wohnung, wenn Sie nicht an den Krieg erinnert werden wollten? Und wenn Sie wütend waren, wenn Sie ›etwas gegen diesen Krieg hatten‹, warum haben Sie dann das Plakat nicht gleich am selben Tag zerfetzt, an dem Sie es so sorgfältig von der Litfaßsäule abtrennten? Weshalb ließen Sie es fast eineinhalb Jahre zerknüllt auf Ihrem Schreibtisch herumliegen? Woran versuchten Sie sich zu erinnern? An etwas, das Sie entdeckt hatten, es aber nicht glauben konnten, nicht glauben wollten? An etwas, das Sie glaubten, sich jetzt nicht mehr erinnern zu brauchen? Das Sie nun einfach zerfetzen und in Ihren Papierkorb stopfen und auch aus Ihrem Gedächtnis löschen konnten …«
    »Aber es

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