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Die Tulpe des Bösen

Die Tulpe des Bösen

Titel: Die Tulpe des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Kastner
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Büttels hinweg zur Tür, durch die soeben ein kleiner, aufgrund seiner Haltung und teuren Kleidung aber dennoch imposanter Mann trat. Ihre Blicke kreuzten sich, und der Neuankömmling hielt auf ihren Tisch zu. »Wenn man den Teufel nennt, kommt er schon gerennt.«
    Dekkert, der die Situation erfaßt hatte, sich aber nicht auffällig umdrehen wollte, erkundigte sich leise: »Ist es etwa Blaeu?«
    »Nein, der nicht, aber ein anderer aus der Riege der Ratsherren.«
    Da war Philipp Schuiten auch schon heran und fragte, den Blick auf Katoen gerichtet: »Ihr seid doch der Amtsinspektor Jeremias Katoen, nicht wahr?«
    »Ganz recht«, antwortete Katoen ruhig.
    »Man sagte mir im Rathaus, daß ich Euch vermutlich hier finde. Der Amtsrichter hat Euch beauftragt, den Tulpenmörder zu fassen, stimmt das?«
    »So verhält es sich.«
    »Was tut Ihr dann hier?«
    Noch immer ruhig, erwiderte Katoen: »Ich wüßte nicht, was Euch das angeht, Mijnheer.«
    Schuiten schnappte nach Luft. »Das ist unerhört! Wißt Ihr nicht, wer ich bin?«
    »Ihr seid der Seilermeister Philipp Schuiten.«
    »Und ich gehöre dem Rat der Stadt Amsterdam an.«
    »Auch das ist mir bekannt.«
    »Wie könnt Ihr es dann wagen, Euch mir gegenüber so respektlos zu benehmen?«
    »Wenn sich hier jemand respektlos benimmt, seid Ihr das, Mijnheer Schuiten. Ihr platzt hier herein und poltert drauflos, ohne einen Gruß, ohne Euch auch nur vorzustellen. Und Ihr wollt mir Vorschriften über gutes Benehmen machen?«
    Schuiten stutzte, zog die Stirn in Falten und fuhr sich mit der Hand über den Mund. »Hm, Ihr habt nicht ganz unrecht, ich an Eurer Stelle wäre wohl auch erbost. Aber Ihr müßt mich verstehen, Mijnheer Katoen, Jacob van Rosven war ein guter Freund von mir. Und jetzt hat es auch noch seinen Sohn erwischt. Ich bin mit Paulus vom Treffen der ›Verehrer der Tulpe‹ heimgegangen, bis unsere Wege sich auf Marken trennten. Jetzt mache ich mir natürlich Vorwürfe, daß ich ihn nicht bis vor seine Haustür begleitet habe. Aber wer konnte das ahnen?« Er ruderte mit den Armen durch die Luft, als suche er nach einem Halt. »Ich bin ins Rathaus gegangen, um Euch nach Neuigkeiten zu fragen, und nun finde ich Euch hier, beim Branntwein!«
    »Das ist meine erste Mahlzeit seit achtzehn Stunden, und geschlafen habe ich auch so gut wie nicht«, sagte Katoen sachlich. »Aber wenn Ihr meint, Euch über mich beschweren zu müssen, bitte sehr, Ihr wißt ja, wo Ihr den Amtsrichter findet.«
    »Nein, nein, nichts für ungut«, brummte Schuiten zerknirscht. »Ich sehe ja ein, daß ich mit meinem Urteil etwas vorschnell war. Gibt es denn schon etwas Neues über den Mord von gestern?«
    »Die Morde«, stellte Katoen richtig. »Einer meiner Büttel ist ebenfalls umgekommen, wahrscheinlich bei dem Versuch, Paulus van Rosven beizustehen. Um Eure Frage zu beantworten: Nein, es gibt noch keine Neuigkeiten, nur Spuren, die wir verfolgen. Doch da Ihr gerade hier seid, erlaubt auch mir eine Frage: Ist Euch gestern abend auf Marken ein Nachtwächter aufgefallen?«
    »Nein. Nachdem Paulus und ich die Brücke überquert hatten, sind wir niemandem begegnet, jedenfalls solange wir zusammen gingen. Auch auf meinem restlichen Weg nach Hause habe ich keinen Nachtwächter gesehen. Warum fragt Ihr danach?«
    »Ach, nur so, es gibt da bei den aufgestellten Wachposten eine Unregelmäßigkeit zu klären.« Katoen lächelte den Seilermeister an, auch wenn ihm gar nicht nach Lächeln war. »Kann ich sonst noch etwas für Euch tun, Mijnheer Schuiten?«
    »Ich denke, nicht. Ihr werdet den Magistrat unterrichten, sobald Ihr etwas Wichtiges erfahrt, nehme ich an.«
    »Aber selbstverständlich. Ich berichte dem Amtsrichter, und der berichtet dem Magistrat.«
    »Gut, gut, ich danke Euch.« Mit einem weitaus versöhnlicheren Gesichtsausdruck als bei seinem Eintreten verabschiedete Schuiten sich und verließ das Wirtshaus.
    »Puh«, machte Dekkert. »Zeitweilig dachte ich, Ihr wollt es Euch auf Teufel komm raus mit dem Magistrat verscherzen.«
    »Ich habe in den vergangenen Stunden schon einiges schlucken müssen. Irgendwann ist es genug. Aber ich kann Schuiten verstehen. Der Tulpenmörder bringt uns alle noch an den Rand des Wahnsinns.«
    »Wenn wir nur wüßten, wo wir nach ihm suchen müssen.« Dekkert starrte in seinen Becher, als sei dort eine Antwort zu finden, und blickte wieder auf. »Wie steht es eigentlich mit der Tochter des Tulpenhassers? Offenbar schleicht sie gern des Nachts durch Amsterdam,

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