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Die Tulpe des Bösen

Die Tulpe des Bösen

Titel: Die Tulpe des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Kastner
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schwarzhaarige, dunkelhäutige Kind erschien ihm trotzdem wie ein Wesen aus einem fremden Land. Wie eine schwarze Raubkatze aus dem Dschungel der fernen Gewürzinseln, eine Raubkatze, die durch einen geheimnisvollen Zauber Menschengestalt angenommen hatte.
    »Bist du mir gestern auch schon gefolgt?« präzisierte Katoen seine letzte Frage.
    »Nein. Ich bin erst heute morgen aus dem Waisenhaus weg, gleich nach dem Wecken.«
    »Warum bist du weggelaufen?«
    »Um Euch zu suchen.«
    Inzwischen hatten sie die Aufmerksamkeit einiger Schauerleute erregt, die fragend zu ihnen herübersahen. Katoen half dem Jungen auf, und sie verließen den Kai.
    Anfangs hielt er Felix am Oberarm fest, dann ließ er ihn los. Warum sollte der Junge flüchten, wenn er ihm doch eben noch nachgelaufen war? Aber kaum hatte er seinen Griff gelockert, war Felix auch schon verschwunden. Katoen sah sich um und entdeckte ihn vor dem Stand eines Spielzeugverkäufers, dessen Vorführung der Junge, wie auch ein paar andere Kinder, mit großen Augen verfolgte. Der wohlgenährte Mann hielt ein umrandetes Holzbrett hoch, über dessen Vorderseite ein feinmaschiges Gitter gespannt war. Zwischen der hölzernen Rückwand und dem Gitter steckte eine Vielzahl kleiner Holzkugeln, die in verschiedenen Farben bemalt waren. Immer wieder schüttelte der Mann das Brett, und das so geschickt, daß die Kugeln jedesmal eine andere Figur bildeten.
    »Seht doch, liebe Kinder, welch schöne Bilder ihr mit den Holzkugeln schaffen könnt! Hier, der Kopf eines Pferdes! Ein Lastkahn! Ein Haus! Und hier, eine prächtige Kutsche!« Doch die eben noch freundliche Miene des Händlers verdüsterte sich, als sein Blick auf Felix fiel. »He, du, Waisenkind, verschwinde von hier! Du kannst dir doch nichts kaufen und versperrst anderen Kindern nur die Sicht!«
    Katoen trat an den Stand und sagte laut: »Vielleicht hat der Junge Geld dabei.«
    »Ach was!« Der Händler machte eine verächtliche Geste. »Ich habe noch nie ein Waisenkind mit Geld in der Tasche gesehen. Der Waisenbengel hat nicht einen Pfennig in der Tasche.«
    »Würdet Ihr ihm denn das Spielzeug da für einen Pfennig verkaufen?«
    »Wenn er den hat, natürlich!« Der Spielzeugverkäufer lachte laut, und ein paar der Umstehenden fielen in das Gelächter ein.
    Katoen ging in die Hocke und drückte Felix eine kleine deutsche Münze, die dem Wert eines Pfennigs entsprach, in die Hand. »Kauf es dir!«
    Staunend blickte Felix erst Katoen und dann das Geldstück an, bevor er die Hand in Richtung des Händlers ausstreckte.
    »Na los, gebt ihm das Spielzeug!« sagte Katoen.
    Der verblüffte Händler schüttelte den Kopf. »Nein, nein, so haben wir nicht gewettet. Ihr habt dem Jungen den Pfennig gegeben.«
    »Und jetzt gehört er ihm. Ihr habt gesagt, Ihr würdet ihm das Spielzeug für einen Pfennig verkaufen. Also, nun steht zu Eurem Wort!«
    Der Spielzeugverkäufer schüttelte den Kopf noch energischer. »Ich denke nicht daran!«
    Mit einem schnellen Schritt stand Katoen neben dem Mann, packte ihn am Kragen seines grauen Wamses und zog ihn unsanft zu sich heran. »Wenn Ihr dem Jungen jetzt nicht das Spielzeug verkauft, werfe ich Euch und Euren ganzen Kram hier in den Singel!«
    Hektische rote Flecke tanzten im Mondgesicht des Händlers. »Das wagt Ihr nicht. Ich werde die Wachen da vorn im Turm rufen und Euch einsperren lassen!«
    »Da bin ich gespannt. Es wäre sicher das erste Mal, daß sie einen Amtsinspektor, einen Vertreter des Amtsrichters, einsperren.«
    »Ihr seid …« Der Händler stockte, und Katoen nickte. »Das … das wußte ich nicht. Selbstverständlich soll der Junge sein Spielzeug kriegen.«
    »Gut«, sagte Katoen nur und ließ den Mann los.
    Der beugte sich zu Felix vor, rang sich ein Lächeln ab und hielt ihm das Spielzeug hin. »Hier, nimm, Junge!«
    Zögernd griff Felix mit der linken Hand danach, während er die rechte mit der Münze weiterhin ausgestreckt hielt.
    »Nein, laß nur«, sagte der Händler. »Ich schenke dir das Perlenbrett.«
    »Der Junge hat Geld«, sagte Katoen kühl, »und er wird die Ware bezahlen!«
    »Ja, natürlich.« Der Spielzeugverkäufer nickte und nahm die Münze aus der Kinderhand.
    Katoen legte einen Arm um Felix’ Schultern. »Jetzt komm, mein Sohn, wir gehen erst einmal etwas essen. Du hast sicher Hunger, oder?«
    Felix nickte, und sie verließen den Spielzeugstand und die gaffende Menge, die sich schnell zu dem kleinen Schauspiel eingefunden hatte. Unweit der Brücke gab es

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