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Die Tulpe des Bösen

Die Tulpe des Bösen

Titel: Die Tulpe des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Kastner
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habe niemanden, der sich um dich kümmern könnte. Aber ich sage dir was: Ich werde dich oft besuchen, und wenn ich Zeit habe, unternehmen wir einen Ausflug. Der Spielzeugverkäufer an der Torensluis freut sich bestimmt, wenn er uns wiedersieht.«
    Er lächelte verschwörerisch, und schließlich lächelte auch Felix. Vielleicht, dachte Katoen hoffnungsvoll, habe ich dem Jungen den passenden Namen gegeben.

K APITEL 11
    Der Schwager des Sargmachers
    K atoen brachte Felix zurück in das Waisenhaus an der Amstel und nahm den Hausvater kurz beiseite. Der ließ sich durch gute Worte und noch mehr durch eine kleine Spende dazu bewegen, kein Wort über den ungenehmigten Ausflug des Jungen zu verlieren. Als Katoen sich von Felix verabschiedete, drückte dieser das Perlenbrett fest gegen seine Brust, sagte aber kein Wort.
    Zurück im Rathaus, traf Katoen auf den Amtsrichter, der gerade von einer Sitzung kam und ihn auf ein Wort in seine Dienststube bat. »Ihr seid sehr beschäftigt, Mijnheer Katoen, man bekommt Euch kaum zu Gesicht. Ich hoffe, Eure Ermittlungen machen Fortschritte.«
    Katoen verstand die versteckte Frage sehr wohl. Van der Zyl zündete sich eine Pfeife an und tat, als sei er allein damit beschäftigt. Aber Katoen war sich sicher, daß er die ungeteilte Aufmerksamkeit des Amtsrichters besaß.
    »Die Ermittlungen gestalten sich schwierig, und noch ist es zu früh, um auch nur ansatzweise von einem bestimmten Verdacht zu sprechen. Es fehlt noch an Fakten, und ich möchte mich nicht in Spekulationen ergehen.«
    Er fühlte sich unbehaglich, und sein Stuhl kam ihm auf einmal sehr unbequem vor. Würde der Amtsrichter sich mit diesen vagen Erläuterungen zufriedengeben, oder würde er nachhaken? Würde Katoen erklären müssen, was er in der vergangenen Nacht beim Grünen Papagei gesucht hatte? Letzteres wollte er vermeiden, zumindest zum gegenwärtigen Zeitpunkt. Es war zwar nicht ungewöhnlich, daß ein Amtsinspektor sein nicht übermäßig üppiges Gehalt durch private Aufträge aufbesserte, aber in diesem Fall waren die Verhältnisse etwas undurchsichtiger, da er den Verdacht nicht los wurde, daß Joan Blaeu etwas vor ihm verbarg.
    Wie würde van der Zyl diesen Verdacht aufnehmen? Würde er Ermittlungen in diese Richtung behindern oder gar unterbinden? Nein, das glaubte Katoen nicht, dafür waren das Pflichtbewußtsein des Amtsrichters und sein Bestreben nach Aufklärung der Tulpenmorde zu groß. Aber vielleicht setzte er Blaeu, der zu seinen Freunden zählte, von Katoens Verdacht in Kenntnis, und wenn nicht absichtlich, dann möglicherweise durch eine unüberlegte Bemerkung.
    Deshalb hielt Katoen es für besser, van der Zyl derzeit nicht wissen zu lassen, daß einer der angesehensten Bürger der Stadt, ein Mitglied des Magistrats, ihm suspekt erschien. Sicher war Blaeu selbst nicht der Mörder, aber daß er leugnete, etwas von dem Manuskript des Kreuzfahrers zu wissen, warf den Schatten eines zwar ungewissen, aber doch nagenden Verdachts auf ihn.
    »Ihr werdet das Richtige tun, ich setze vollstes Vertrauen in Euch«, sagte van der Zyl zu Katoens Erleichterung. »Laßt es mich wissen, wenn sich etwas Neues ergibt.«
    »Das werde ich«, versprach Katoen mit dem geheimen Vorsatz, den Zeitpunkt, zu dem er den Amtsrichter über die Ermittlungen ins Bild setzte, selbst zu bestimmen.
    »Gut, dann begebt Euch wieder an Eure Arbeit!« Van der Zyls Mund verzog sich zu einem Lächeln. »Aber vergeßt dabei das Leben nicht!«
    »Wie darf ich das verstehen?«
    »Bei allem Fleiß, den Ihr an den Tag legt, und bei aller Dringlichkeit, die dieser Fall zweifellos hat, solltet Ihr Eure Kräfte nicht über Gebühr strapazieren. Spannt auch einmal aus, am besten im Kreise Eurer Familie.«
    »Mein Onkel lebt in Utrecht, und meine Schwester ist in Schoonhoven verheiratet. Hier in Amsterdam bin ich ohne Familie.«
    »Habt Ihr noch nie daran gedacht, selbst eine zu gründen?«
    »Daran denken und es tun sind zwei verschiedene Dinge. Ersteres ist einfach, aber das zweite erfordert die nötige Zeit und vor allem …«
    »Ja?« fragte van der Zyl, als Katoen zögerte.
    »Die richtige Frau.«
    »Da habt Ihr allerdings recht, Katoen, die will erst einmal gefunden sein. Aber verliert das nicht aus den Augen, Ihr seid jetzt im richtigen Alter zum Heiraten. Aus Euch kann in dieser Stadt etwas werden, aber ein erfolgreicher Mann braucht eine treue Frau an seiner Seite. Nun ja, Ihr werdet das schon machen. Doch auch wenn Ihr noch ledig seid,

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