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Die Tulpe des Bösen

Die Tulpe des Bösen

Titel: Die Tulpe des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Kastner
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versperrten ihm den Weg nach vorn und den Rückzug. Drei waren es vor ihm und drei hinter ihm. Langsam traten sie auf ihn zu, bewaffnet mit Knüppeln und Dolchen.
    Er zog den Stockdegen aus der Scheide, die er diesmal nicht beiseite warf, sondern in der linken Hand behielt.
    »Verschwindet!« rief er. »Ich bin Amtsinspektor. Ein Angriff auf mich kann euch teuer zu stehen kommen!«
    Das einzige, was folgte, war das höhnische Lachen eines der Männer vor ihm.
    Katoen beschloß, als erster anzugreifen. Sein Degen wirbelte durch die Luft, und gleich zwei der Männer wichen zurück. Der dritte holte mit seinem Knüppel aus, war aber so langsam, daß Katoen ohne große Mühe ausweichen konnte.
    Er wirbelte herum, um sich den Männern zuzuwenden, die hinter ihm standen. In diesem Augenblick tauchte eine weitere Gestalt im Rücken jener drei auf, bewaffnet mit einem Degen. Das Gesicht war nicht zu erkennen, was nicht an der dunklen Nacht lag, sondern an einer schwarzen Maske.
    Die drei Männer fuhren herum und stellten sich dem Maskierten, hatten aber genügend Respekt vor seiner Klinge, um jeden Angriff zu unterlassen.
    Katoen sprang neben den Mann mit der Maske, als wolle er es mit ihm gemeinsam gegen die anderen aufnehmen. Aber eine schnelle Bewegung seines linken Arms ließ die Degenscheide hart auf die rechte Hand des Maskierten schlagen. Der ließ ein dumpfes Stöhnen hören. Die getroffene Hand öffnete sich wie unter Zwang, und der Degen fiel klirrend auf das abgewetzte Pflaster.
    Auch Katoen ließ Degen und Scheide fallen, dann warf er sich auf den Maskierten und riß ihn mit sich zu Boden. Sie wälzten sich kurz hin und her, doch Katoen war stärker und kam bald auf dem anderen zu liegen. Er setzte sich rittlings auf ihn und drückte seine Arme fest aufs Pflaster.
    Die anderen Männer hatten sich um sie geschart, griffen aber nicht ein. Sie waren nahe genug, daß Katoen im Licht der Gestirne ihre Gesichter erkennen konnte. Vier der Männer gehörten zur Nachtwache, zählten zu den Vertrauenswürdigsten unter ihren Kollegen. Genau aus dem Grund hatte Katoen sie für diese Mission ausgewählt und ihnen ein ordentliches Handgeld bezahlt. Die beiden anderen waren seine Büttel, Jan Dekkert und Joris Kampen.
    »Das hat ja gut geklappt«, sagte letzterer feixend und starrte auf den Maskierten. »Wer ist denn unser Degenheld?«
    »Keine Fragen«, raunzte Katoen ihn an. »Ihr sechs verschwindet jetzt. Sucht euch ein gemütliches Wirtshaus und trinkt so viel, wie ihr wollt oder könnt, auf meine Kosten. Und darüber vergeßt ihr, daß ihr heute abend überhaupt hiergewesen seid! Verstanden?«
    »Aber, Baas!« Kampen schien enttäuscht. »Seid Ihr sicher, daß Ihr uns nicht mehr braucht? Das ist eine üble Gegend. Ich möchte hier nachts nicht allein rumlaufen!«
    »Ich bin ja nicht allein. Ich habe hier einen erstklassigen Fechter bei mir. Also, fort mit Euch!«
    Dekkert legte grüßend die Hand an seinen Hut. »Wir gehen uns ordentlich betrinken, Baas, freut Euch schon auf die Rechnung.« Dann wandte er sich zu den anderen um. »Worauf wartet ihr, Männer? Auf ins Wirtshaus, das ist ein Befehl!«
    Lachend zogen die Männer ab. Kampen, der am Ende der kleinen Gruppe ging, drehte sich noch mehrmals zu Katoen um, aber schließlich wurde auch er von der Nacht verschluckt.
    Katoen blickte auf das maskierte Gesicht unter ihm und sagte: »Ich hoffe, ich habe Euch nicht zu weh getan, Juffrouw?«
    »Warum nennt Ihr mich Fräulein? Ihr könnt mich ruhig beim Namen nennen wie sonst auch!«
    »Aber gern, Anna«, sagte er und nahm ihr die schwarze Stoffmaske ab.
    Anna Swalmius bedachte ihn mit einem durchdringenden Blick, in dem Neugier lag, aber keine Feindseligkeit. »Wie seid Ihr darauf gekommen?«
    »Ihr habt Euch selbst verraten, heute vormittag in der Gravenstraat, als Ihr Eurem Vater gegen Barent Vestens beigestanden habt. Eure Schnelligkeit und Gewandtheit im Kampf haben mich sehr an den Maskierten erinnert, der mir vor zwei Nächten da drüben beim Grünen Papagei so unerwartet geholfen hat. Oder die Maskierte, wie ich besser sagen sollte.«
    Anna stöhnte leise und verzog das Gesicht, was Katoen darauf aufmerksam machte, daß sein auf ihr lastendes Gewicht ihr Schmerzen bereitete.
    »Lauft ja nicht fort«, ermahnte er sie, als er sie freigab. »Ich wüßte Euch schon zu finden.«
    »Ich werde nicht fortlaufen«, versprach sie, stand auf und rieb mit der linken Hand über ihren rechten Unterarm, der offenbar noch weh

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