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Die Tunnel der Seele

Die Tunnel der Seele

Titel: Die Tunnel der Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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Stimme von George, sondern ein Stimmenwirrwarr, ein Chor dutzender verlorener Seelen.
Tritt ein, Ransom. Wir warten auf dich
.
    Die Pferde traten gegen ihre Stalltüren. Draußen auf der Weide blökte ein Kalb. Der Einspänner und die Kutschen schaukelten vor und zurück. Die Laterne auf dem Boden bebte und an den Wänden krochen Schatten empor, die wie riesige Insekten aussahen.
    Wieder hörte man das Kalb blöken, dann noch einmal. Die Geräusche, die das Tier von sich gab, stachen deutlich aus dem tonalen Chaos heraus.
    »Das Kalb hat dreimal geblökt«, flüsterte Ransom. »Ein sicheres Zeichen des Todes.«
    Mason hockte neben ihm, wollte ihn fragen, was um Himmelswillen hier passierte. Aber seine Zunge schien am Gaumen festzukleben. Die Worte blieben ihm im Hals stecken. Ransom schaute zu George, dann zur verschlossenen Tür, die viel weiter von ihm entfernt war.
    Mason griff nach Ransoms Ärmel, fasste aber ins Leere. Ransom war aufgesprungen und losgerannt. Der Geist bewegte sich nicht, als Ransoms Stiefel über den Bretterboden hämmerten. Mason überlegte, ob er es auch darauf anlegen sollte. Mit wild rudernden Armen kämpfte sich Ransom in Windeseile vorwärts.
    Er wird es schaffen!
    Ransom war etwa zwei Meter von der Tür entfernt, als sich die Heuraupe ächzend auf ihn stürzte, wie eine Katze, die zum Sprung ansetzte. Man hörte das mühsame Knarren der Konstruktion aus Holz und Stahl, das Rudern der rostigen Zinken des Steinschwaders. Ransom drehte sich um und sah, wie die alte Landmaschine auf ihn zusteuerte. Seine weit aufgerissenen Augen flehten um Vergebung.
    Er schaute verzweifelt zu Mason, der in diesem Moment wusste, dass er Ransoms Blick niemals vergessen würde, selbst wenn er George entkommen und einhundert Jahre alt werden würde. Ransoms Gesicht wurde bleich und fahl, als ob sich sein Blut tief in seine Organe zurückziehen würde, wo die Heuraupe keinen Schaden anrichten konnte. Seine Augen waren von Angst und Furcht durchnässt. Die ledrige Haut an seinen Wangen spannte sich, als er seinen Mund öffnete, um entweder zu schreien oder zu beten oder einen alten Zauberspruch aus den Bergen zu murmeln.
    Dann kippte der Steinschwader nach vorn, spießte Ransom auf und drückte ihn nach hinten. Sein Körper knallte gegen die Tür, zwei Dutzend riesige Nägel schlugen in das Holz. Ransom gluckste und aus seinem Mund spritzte eine rote Fontäne. Seine Augen starrten in den Tunnel, in den ihn der Tod hineingezogen hatte.
    Die Kutschen und der Einspänner stoppten abrupt ihre schaukelnde Bewegung, die Wände hörten auf zu vibrieren und die Luft wurde von einer plötzlichen Totenstille durchdrungen. Der Körper des alten Mannes hing schlaff von den Zinken herab wie ein rohes Stück Rinderkamm, das auf einer Gabel steckte. Mason zwang sich, den Blick von dem Blutbad abzuwenden. In der Laterne entfachte ein Feuer, als ob die Flammen von der Seele, die Ransoms Körper verließ, gespeist würden.
    George schwebte auf Mason zu, der einen Schritt zurückwich.
    »Du bist nicht hier«, sagte Mason. Er hob seine geöffneten Hände nach oben. »Ich glaube nicht an dich, also bist du auch nicht hier.«
    Der Geist hielt inne und betrachtete sein eigenes seidig schimmerndes Fleisch. Dann schaute er zu Mason und grinste.
    »Ich habe gelogen. Es kommt nicht darauf an, was wir glauben«, sagte er mit sanfter Stimme und glitt dabei einen weiteren Meter nach vorn. »Es kommt darauf an, was Korban glaubt.«
    Er streckte die Hand aus, die Hand in der Hand, als wollte er Mason willkommen heißen. Kalt wie eine Hundeschnauze, leichenblass und nach Grabesdreck stinkend stand er da.
    Mason drehte sich um, rannte los, wartete darauf, ebenfalls von der Heuraupe getroffen oder vom Geist gepackt zu werden. Polternd stolperte er über eine Lücke im Bretterboden und fiel hin. Er schaute hinunter zu seinen Füßen und sah die Falltür, die in den Rübenkeller führte.
    Er schlängelte sich rückwärts, stieß die Klappe auf und kroch kopfüber hindurch. Dann griff er nach der ersten Sprosse der Leiter und zog sich in die feuchte Finsternis des Kellers. Wenn selbst Zauberei und Gebete nicht halfen, dann würde sich ein Geist wahrscheinlich auch nicht von einer Falltür aufhalten lassen. Doch er konnte nicht mehr rational denken, sondern befolgte nur noch die Befehle seiner Muskeln.
    Als er zur Hälfte im Keller steckte, knallte die Klappe mit voller Wucht auf seinen Rücken. Ein stechender Schmerz durchfuhr seine Wirbelsäule und

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