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Die Tunnel der Seele

Die Tunnel der Seele

Titel: Die Tunnel der Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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los. Zu spät. Das Scheunentor knarrte und schlug mit einem lauten Knall ins Schloss.
    Mason eilte die Scheunenwand entlang und versuchte, den Abstand zwischen sich und dem Geist zu vergrößern.
Du hast dieses Ding gerade GEIST genannt, Mason. Das ist kein gutes Zeichen.
Am Einspänner angekommen ließ er sich auf die Knie fallen, die laut hörbar auf die Dielenbretter krachten. Er kroch zu Ransom. »Was zum Teufel ist das, Ransom?«
    Ransom spähte panisch zwischen den Speichen des Wagenrades hindurch. Mason konnte nicht nur sehen, sondern auch riechen, wie viel Angst der Mann hatte.
    »Das ist genau das, wovor ich dich gewarnt habe, mein Junge. Er gehört jetzt zu
ihnen
. Zu Korbans Pack.«
    »Ich glaube nicht an Geister.«
    Ransom umklammerte den Lumpenball in seiner Hand. »Das ist vollkommen egal, wenn die Geister an
dich
glauben.«
    Mit erhobenen Armen schwebte die Gestalt nach vorn, der zerfetzte Stummel der Hand schwang mit jeder Bewegung mit. Mason starrte auf den Stumpf und fragte sich, ob ein Geist nicht eigentlich unversehrt sein sollte.
    Geist—du hast es schon wieder einen Geist genannt, Mason.
    Die Heuraupe quietschte, rollte aus ihrer Ecke heraus auf die beiden zu.
    »Verpiss dich«, sagte der alte Mann mit hoher, gebrochener Stimme. »Ich habe meinen Abwehrzauber.«
    »Komm aus deinem Versteck, Ransom. Ich will mit dir spielen.«, zischte das Ding. »Es wird hier drin so einsam mit keiner anderen Gesellschaft außer den Schlangen. Wir denken uns einfach einen Zauber aus und reden über alte Zeiten. Korban hat für uns alle Verwendung.«
    Ransom hielt das Zaubersäckchen hoch. »Siehst du das hier? Da ist Echsenpulver, Schafgarbe, Natterwurz und Johanniskraut drin. Du
müsstest eigentlich
verschwinden.«
    Wieder lachte George und die Traufen der Scheune wurden von einem weiteren Donnern geschüttelt. In den benachbarten Ställen wieherten die Pferde.
    »Glaub nicht, was sie dir erzählen«, sagte George. »Das sind doch nur die Geschichten irgendwelcher alter Witwen. Es kommt doch nicht darauf an,
was
du glaubst, nicht wahr, Ransom?«
    »Sondern darauf, wie viel man glaubt«, gab sich Ransom geschlagen. Er schaute auf den kleinen Baumwollfetzen mit den Kräutern und dem Pulver, der mit einem ausgefransten blauen Band zu einem Säckchen zusammengeschnürt war. Aus der Öffnung drang weißer Staub.
    Mit einem Mal war Ransom aufgestanden und warf das Säckchen auf George. »Fang schon mal an zu beten, George!«
    Mason, der vor Angst erstarrt war, wurde von einer seltsamen Faszination überflutet, als das Säckchen entknotet durch die Luft flog und sein Inhalt zu einer grün-grauen Staubwolke zerstiebte. Der Stoff wehte über dem Geist, vermischte sich mit dem ihn umgebenen Dunst, wurde von einem Luftzug, der durch die Türritze fuhr, aufgewirbelt und schwirrte dann um die Gestalt herum.
    George leuchtete auf, verblasste für einen kurzen Moment und zischte wie eine Kerze, die jede Sekunde erlischt.
    Menschenskind. Es funktioniert. ES FUNKTION—
    Die Staubwolke aus Kräutern stiebte zu Boden und George rieb sich die Augen.
    »Jetzt habt ihr mich aber wirklich wütend gemacht, ihr zwei«, meinte der Geist mit platter, kalter Stimme, während er wie Nebelschwaden aus den Ecken des Raumes hervorkroch. »Ich habe es auf die nette Tour versucht, Ransom. Nur du und ich. Zwei alte Freunde auf einem gemütlichen Spaziergang durch den langen Tunnel. Aber du hast mir ganz schön übel mitgespielt.«
    George schüttelte seinen durchsichtigen Kopf und verursachte mit dieser Bewegung einen Lufthauch, der Mason das Blut in den Adern gefrieren ließ. Neben ihm hinter dem Wagenrad kauerte stocksteif und angespannt Ransom. Stück für Stück schwebte der Geist in ihre Richtung, war jetzt nur noch fünf Meter entfernt. Vier Meter. Drei Meter. Ein rostiges, metallenes Klappern hallte durch die Scheune.
    George hielt seine amputierte Hand hoch. »Sie haben meine Schlaghand genommen, Ransom.
Er
hat sie mir genommen.«
    Der Geist klang beinahe wehmütig, als ob er darüber verhandelte, einem nicht anwesenden Aufseher Folge zu leisten oder nicht. Doch dann leuchteten die tiefen Augenhöhlen auf, flackerten erst in Bronze und Gold, loderten dann orange, und das Gesicht verzerrte sich zu einem Antlitz, das kaum noch menschliche Züge an sich hatte. Es war eingefallen und verschrumpelt, wie eine vertrocknete Rinde mit Pockennarben an der Stelle, wo einst Augen waren. Erneut sprach der Geist, aber dieses Mal war es nicht die

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