Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tunnel der Seele

Die Tunnel der Seele

Titel: Die Tunnel der Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
Vom Netzwerk:
Atelier. Ich sage Lilith, dass sie es Ihnen nach dem Mittagessen zeigen soll.«
    »Sie müssen sie nicht belästigen. Ich bin sicher, dass sie mit den anderen Gästen genug zu tun hat. Warum kann Ransom es mir nicht zeigen?«
    Ein Schatten legte sich auf Miss Mamies Gesicht und ihre Stimme wurde eisig. »Ransom geht dort nicht hinunter.«
    Mason schielte hinüber zu Ransom und sah, dass dessen Mundwinkel zuckten
. Mein Gott. Er hat Todesangst vor ihr
.
    Miss Mamie wandte sich wieder dem Haus zu, ihre Absätze klapperten über den Holzboden der Veranda. Das Glockenspiel an der Tür erklang, als sie hineinging. Ransom holte tief Luft, als hätte er die ganze Zeit den Atem angehalten.
    »Was für eine wundervolle Chefin«, sagte Mason, als Ransom ihm endlich in die Augen sah.
    »Vorsicht«, sagte er aus den Mundwinkeln heraus. »Sie beobachtet uns wahrscheinlich durch eines der Fenster.«
    »Sie scherzen.«
    »Folgen Sie mir einfach«, flüsterte er und sagte dann mit lauterer Stimme: »Der Werkzeugschuppen ist gleich hier hinter den Bäumen.«
    Sie gingen einen kleinen Nebenweg hinunter. Als sie weit genug entfernt waren und das Haus nicht mehr in Sichtweite war, fragte Mason: »Ist sie immer so?«
    Je weiter sie sich vom Haus entfernten, desto stärker wurde Ransoms Selbstbewusstsein. »Ach, sie meint es nicht so. Das ist einfach ihre Art. Alles muss genauso sein, wie sie es will. Und sie hat ihre eigenen Sorgen.«
    »Wie lange arbeiten Sie schon hier, Ransom? Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich Sie ›Ransom‹ nenne, oder?«
    »Respekt gegenüber Älteren. Das gefällt mir, Mr. Jackson.«
    »Nennen Sie mich Mason, schließlich hoffe ich, dass wir Freunde werden.«
    Ransom schaute zurück, den Weg hinunter. »Nur
außerhalb
des Hauses, mein Sohn. Nur außerhalb.«
    »Verstehe.«
    »Wie auch immer. Sie haben mich gefragt, wie lange ich schon hier arbeite und die Antwort darauf lautet: ›Schon immer‹. Ich wurde hier geboren, in einer kleinen Hütte oberhalb der Obsthaine. Der Ort nennt sich Beechy Gap. Dieselbe Hütte, in der schon mein Großvater geboren wurde, und mein Vater auch. Sie steht immer noch.«
    »Haben sie alle hier gearbeitet?«
    »Ja. Mein Großvater hatte eine Besitzurkunde für den nördlichen Teil, als Korban begann, Land in dieser Gegend zu kaufen. Großvater wurde ausgezahlt und bekam einen Job. Das war Teil des Geschäfts. Ich schätze, wir Streaters werden immer mit diesem Land verbunden bleiben, so oder so. Mein was weiß ich wievielter Urgroßvater Jeremiah Streater war einer der ersten Siedler hier in der Gegend. Angeblich kam er zusammen mit Daniel Boone hier hoch.«
    »Hat Boone auch hier gelebt?«
    »Na ja, er hat es zumindest versucht. Er hatte irgendwo am Fuße des Berges eine Jagdhütte. Aber sie haben ihm sein Land weggenommen. Irgendwann nehmen sie dir eben immer dein Land weg.«
    Ransom klang verbittert. Er sagte es, als hätte es allgemeine Gültigkeit, als könnte man sich darauf verlassen, egal was kommt. Die Sonne geht auf, der Hahn kräht, der Tau trocknet, sie nehmen dir dein Land weg.
    »Der Werkzeugschuppen ist dort drüben«, sagte Ransom und schlug den Weg zu einer von Pappeln umgebenen Lichtung ein. Er fuhr mit seiner Geschichte fort, der Rhythmus seiner Worte im Gleichtakt mit den Schritten seiner dünnen Beine.
    »Großvater hat gleich begonnen, für Korban zu arbeiten. Er hat das Land für die Obsthaine gerodet und Schneisen für die Straßen angelegt. Er und zwei meiner Onkel. Sie haben die Erde mit Schaufeln begradigt und mit Eisenstangen und ein paar Maultieren niedergestampft. Korban war von Anfang an verrückt nach Feuerholz. Sie mussten die Bäume mit großen, alten Querschnittsägen fällen und die Stämme neben der Straße aufstapeln.
    Und Korban hatte genau geplant, wie die Landschaft aussehen sollte. Die Leute dachten, er wäre nicht ganz richtig im Kopf, weil er diesen mit Büschen übersäten alten Berg in eine Art Königssitz verwandeln wollte. Aber Geld stinkt nicht. Korban bezahlte ihnen einen Dollar pro Tag, was zu der Zeit eine Seltenheit war. Er war ein großer Fisch im Textiliengeschäft.«
    »Ich war auch im Textiliengeschäft tätig«, sagte Mason. »Ich bin allerdings nie über einen kleinen Fisch hinausgewachsen. Hauptsächlich habe ich für den Mindestlohn Spindeln ausgetauscht.«
    »Es gibt keinen Grund, sich für ehrliche Arbeit zu schämen.« Ransom hielt an und schaute in die Richtung, aus der eine Krähe krächzte. Der Geruch von

Weitere Kostenlose Bücher