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Die Ueberbuchte

Die Ueberbuchte

Titel: Die Ueberbuchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Rawolle
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sehend, damit sie ihn ja nicht aufweckte.
    Flinker als gewöhnlich, zumal sie morgens immer einer gewissen Anlaufzeit bedurfte, erledigte sie heute ihre Morgentoilette. Noch während sie die vom Duschen nassen Haare föhnte, überflog sie in hektischen Gedankensprüngen alle weiteren Vorbereitungen, um möglichst wenig von der wertvollen, gemeinsamen Zeit zu vergeuden. Erst einmal wollte sie ihren Lieblingsbäcker aufsuchen, auch wenn sie einige Straßen weiter gehen musste, als zum Beispiel zur Kaufhalle gleich um die Ecke.
    Ziemlich außer Atem hastete sie dann einige Zeit später mit frischen Brötchen und den noch warmen, duftenden Obstkuchen die Stufen zu ihrer Wohnung hinauf. Auf Zehenspitzen betrat sie den Korridor und blieb lauschend an der Schlafzimmertür stehen. Sie lächelte amüsiert; er schnarchte leise.
    Endlich hatte sie es geschafft, es war alles bereit. Sie rückte den runden Korbtisch, mit der weit überhängenden, roséfarbenen Tischdecke und den dazu passenden, feinen Porzellan, samt einem dezenten Frühlingsblumenarrangement, noch etwas zur Seite, um ja die Morgensonne voll zur Geltung zu bringen. Noch ein letzter prüfender Blick, und da und dort ein leichtes Zurechtzupfen und Zurechtrücken der einzelnen Gegenstände, dann erst lehnte sie sich mit unter der Brust gekreuzten Arme zufrieden aufatmend zurück.
    »Was bist du doch für ein Schatz!«, hörte sie da Knut hinter sich sagen.
    Sie drehte sich halb zu ihm um. »Gefällt es dir?«
    »Und ob, meine Liebe …« Er umfasste sie mit beiden Armen. »Du bist nicht nur eine überaus bezaubernde, wunderbare Frau, du bist viel viel mehr. Das ist mir in dieser Nacht erst so richtig klar geworden.«
    Lena sagte mit verlegenen Lächeln: »Du übertreibst …« Weiter kam sie nicht, denn seine Lippen verschlossen ihr den Mund.
    Schließlich bog sie den Kopf weit zurück. »Jetzt reicht es aber, was sollen denn die Nachbarn von mir denken?!« Sie fuhr mit der einen Hand ordnend durchs Haar und mit der anderen Hand, zeigte sie auf den neben ihr stehenden Korbsessel, mit den zur Tischdecke passenden, roséfarbenen Seidenkissen. »Bitte, nimm Platz, und lass es dir schmecken!«
    »Da sagt mal einer, du seist keine vorbildliche Hausfrau!«
    »Das habe ich auch nie behauptet.« Sie goss ihm Kaffee ein und reichte ihm die frischen Brötchen hin. »Im Gegenteil, ich würde ziemlich sauer reagieren, wenn mir das einer unterstellen würde. Ich war schließlich viele Jahre verheiratet und habe drei Kinder großgezogen; vergiss das bitte nicht!«
    »Ach ja, na eben – das vergesse ich tatsächlich immer wieder.« Er schwieg einen Augenblick und widmete sich ausschließlich seinem Frühstücksei. Plötzlich sah er auf und Lena direkt in die Augen. »Es ist schon recht seltsam, wie sehr sich der Mensch während eines ganzen Lebens verändert – immer und immer wieder. Wenn ich bedenke, früher, als ich noch ein ruheloser, die Sesshaftigkeit verspottender junger Mann war, wäre es mir wahrscheinlich nie in den Sinn gekommen, dass ein Frühstück in solch einer hausbackenen, unwirklich wirkenden, trauten Zweisamkeit, mir derart unter die Haut gehen würde.« Über seine komische Formulierung selbst erschrocken, lachte er kurz auf, bevor er mit ernster Miene fortfuhr: »Ausgerechnet ich, der jeder engeren Beziehung kontinuierlich aus dem Weg zu gehen verstand, wünscht sich nun nichts sehnlicher, als eine dauerhafte, vertrauensvolle Verbindung. Das versteh wer will …!«
    Lena antwortete nicht sofort. Sie hielt den Blick gesenkt und rührte aufmerksam in ihrem Kaffee herum. Dann hob sie fast jäh den Blick und sah ihn unsicher fragend an. »Ich weiß nicht recht was ich dazu sagen soll … Meine Meinung zu diesem Thema, die kennst du ja – und daran, mein lieber Knut, wird sich auch so schnell nichts ändern. – Du weißt ja, einer dauerhaften Freundschaft steht absolut nichts im Wege, aber zu mehr …« Sie seufzte. »Nein, Knut, zu mehr bin ich nicht bereit – obwohl ich dich sehr sehr gern habe.«
    »Siehst du, Lena, und genau das kann ich nicht recht glauben!«, rief er erregt. »Denn wie kann ich jemand lieben, wenn ich mich ihn derart verweigere?«
    »Ach, Knut, jetzt wirst du ungerecht. Wer redet denn von verweigern, wenn ich lediglich meine Unabhängigkeit bewahren möchte? Was macht dich denn so sicher, dass ich tatsächlich die richtige Lebenspartnerin für dich sein würde? Du weißt sehr genau, dass ein ständiges Zusammenleben nicht immer einfach

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