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Die Ueberbuchte

Die Ueberbuchte

Titel: Die Ueberbuchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Rawolle
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ist, zumal bei uns beiden, wo wir an die Selbstständigkeit gewöhnt sind. Was glaubst du wohl, wie gerade die persönlichen Eigenheiten auf Dauer die Nerven strapazieren können. Nein und nochmals nein, mir reichen zwei Ehen!« Sie wandte sich ihm voll zu. »Außerdem sehe ich überhaupt nicht ein, weshalb wir uns an so einen schönen Morgen ausgerechnet über dieses Thema unterhalten müssen? Es gibt weiß Gott wichtigere Dinge, oder etwa nicht?«
    »Nun ja, für dich vielleicht – aber für mich …?«
    Die tiefe Betrübnis, die dabei sein eben noch heiteres Gesicht überschattete, tat ihr weh. Und es regte sich plötzlich ihr schlechtes Gewissen, genau so, wie in den Jahren ihrer Ehe. Ein schlechtes Gewissen nämlich, welches sie immer dann heimsuchte, wenn sie gegenüber ihrer Familie einen gewissen Freiraum zu behaupten versuchte. Und genau dieses schlechte Gewissen brachte es immer wieder fertig, sie zum Rückzug, zum Nachgeben zu bewegen. Und genau wie damals, wo sie die Enttäuschung, den Missmut der anderen nicht ertragen konnte, so peinigte sie nun auch Knuts Enttäuschung – denn er war verletzt. Doch was hätte sie anderes sagen sollen, wenn es nun einmal so, und nicht anders war? Hätte sie etwa nur zum Schein, nur um seiner Zuneigung willen, auf seine Werbung eingehen sollen? Nein, dieses Spiel war nur etwas für verantwortungslose Personen, doch dazu zählte sie sich Gott sei Dank noch nicht.
    »Wie läuft denn dein Geschäft – wenigstens so einigermaßen?«, fragte nun Knut völlig unvermutet.
    »Geschäft …?« Sie lachte, ein gezwungenes, unsicheres Lachen.
    »Na ja, oder halt dein Hobby«, berichtigte er sich.
    »Ganz gut – möglicherweise kann ich demnächst an einer internationalen Ausstellung in der Schweiz teilnehmen.«
    »Oh, das hört sich ja recht gut an.«
    Lena winkt hastig ab. »Noch habe ich die endgültige Zusage nicht! Und wie ich weiß, bekommen die nur ganz wenige. Warum also ausgerechnet ich, wo mich noch keiner kennt?«
    »Du meine Güte, warum denn nicht? Schließlich haben alle mal ganz unten angefangen.«
    »Schon …« Sie zauderte. »Aber so recht daran glauben kann ich trotzdem nicht. – Vielleicht ist das auch besser so, dann ist wenigstens die Enttäuschung nicht gar zu groß.« Sie legte ihre Hand auf seinen Arm und lächelte sanft. »Erzähle mir lieber, wie es inzwischen deiner Mutter geht? Oder liegt sie noch immer im Krankenhaus?«
    Sein Gesicht verfinsterte sich. Die Sorge war ihm anzumerken. »Tja, was soll ich da sagen«, hob er hilflos die Schultern und fuhr sich nachdenklich über das Kinn. »Ich hatte noch keine Gelegenheit sie zu besuchen – und von meiner Schwester weiß ich nur, dass sie zwar wieder zu Hause ist, aber der ständigen Pflege bedarf. Deshalb möchte Dagmar, meine Schwester, sie gleich nach Saisonende zu sich nehmen, um Edda, die Frau unseres ältesten Bruders zu entlasten.«
    »Ach ja, ich erinnere mich«, erwiderte Lena, »du hast dies einmal erwähnt. War das nicht die Schwester, die auf Sylt wohnt?«
    Er lachte nun wieder vollkommen heiter. »Ja ja, die – oder besser gesagt, ich habe nur die eine – ansonsten nur Brüder.«
    »Ich weiß«, nickte sie ernsthaft und schenkte ihm Kaffee nach.
    »Sobald ich wieder in Bremen bin, werde ich so schnell wie möglich, und wenn nur für einige Stunden, nach Hause fahren, um Mutter zu besuchen. Auch wenn sie mich wahrscheinlich nicht direkt erwartet, wird sie wahrscheinlich dennoch darauf hoffen.«
    »Aber immer! Eine Mutter hängt nun mal an ihren Kindern, auch wenn sie es nicht ausspricht.«
    »Du also auch?«, sah er sie lauernd von unten her an.
    »Natürlich, ich auch. Nur bin ich noch viel zu beschäftigt, als das ich davon Gebrauch machen würde. Im Gegenteil, der momentane Abstand, ist mir, und wahrscheinlich auch meinen Kindern, wesentlich sympathischer. Und doch mag irgendwann die Zeit kommen, wo ich möglicherweise ganz anders darüber denken werde.« Sie schluckte. »Ein eher schrecklicher Gedanke, das kannst du mir glauben.«
    Er strich zärtliche über ihre Wange. »Worüber du dir wahrscheinlich keine Gedanken zu machen brauchst – bei deinem unübertrefflichen Hang zur Selbstständigkeit.«
    Trotz seiner Milde, war ein feiner Spott nicht zu überhören. Nun, sie überging es mit einem bewundernden Blick zum Himmel. »Ist das nicht ein wunderschöner, verheißungsvoller Morgen?!«
    »Ja, fast wie auf der Insel – nur zu viele Häuser.«
    »Wie wär’s mit einem Spaziergang?

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