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Die Ueberbuchte

Die Ueberbuchte

Titel: Die Ueberbuchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Rawolle
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hätte durchaus eine der perfektesten Mischungen überhaupt geben können – aber möglicherweise schon wieder zu perfekt, um dauerhaft zu sein.
    »Wo warst du nur jetzt mit deinen Gedanken?«, stieß Lena ihn kurz mit den Ellenbogen an.
    Er schmunzelte. »Willst du das wirklich wissen?«
    »Ja natürlich.« Sie beugte sich leicht vor. »Du doch auch, nicht wahr, Ruth?«
    »Sicherlich«, nickte diese.
    »Gut, dann will ich es euch sagen.« Er legte eine geheimnisvolle Kunstpause ein und sagte betont feierlich: »Ich finde, dass Gott einen ganz besonderen Tag gehabt haben muss, als er euch beide geschaffen hat.«
    »Ach, du …!«, warf Lena lachend ihre Serviette nach ihm. »Das könnte dir so passen!« Und obwohl sie recht aufgeräumt wirkte, fühlte sie sich nicht sonderlich wohl in ihrer Haut – eher mies. Denn, auch wenn sie es sich höchst ungern eingestehen wollte; nervte sie Ruths überdrehte Heiterkeit ganz schön. – Dabei hatte sie sich so sehr auf den Abend mit Knut gefreut. Jawohl, sie wäre viel lieber mit Knut allein gewesen. Doch wäre dies das Letzte, was sie sich hätte anmerken lassen.
    Knut streifte Lena mit einem irritiert fragenden Seitenblick; sagte aber nichts.
    Ruth dagegen, strotzend vor Heiterkeit, schien Lenas Disharmonie nicht zu bemerken. Im Gegenteil, ihre Augen und Wangen glühten vor unsäglicher Lebensfreude. Was sie, das musste der Neid ihr lassen, kolossal verjüngte, ja sie mit einer geradezu begehrenswerten Ausstrahlung ausstattete, die selbst Knut in ihren Bann zog.
    »Wie wäre es eigentlich«, fuhr Ruth mit aufgeregt fuchtelnder Hand herum, so dass Lena unmerklich zusammenzuckte, »wenn ich euch für morgen Abend zum Essen einladen würde? Einmal wieder für liebe Gäste kochen zu dürfen, das würde mir unheimlich Spaß machen!«
    »O ja, warum nicht! Nicht wahr, Lena, eine gute Idee, findest du nicht auch?«
    »Bist du denn morgen noch da?«
    »Aber natürlich, mein Schatz! Ich brauche erst übermorgen zurückzufliegen – aber ich dachte ich hätte das gesagt.«
    »Na, dann …«, hob Lena ergeben die Schultern.
    Ruth sprang auf, warf die Hände in kindlicher Begeisterung in die Höhe und rief mit vor Aufregung zitternder Stimme: »Ihr werdet vielleicht staunen!« Und zu Knut gewandt: »Ich bin nämlich eine exzellente Köchin. Ihr werdet es schon sehen!«
    Lena erwiderte nichts. Sie lächelte nicht einmal. Und in Knuts raschen Blick war zu lesen: siehst du, es gibt sie also doch noch, diese bewährten, häuslichen Frauen.
    Selbst als Ruth gegangen war, brauchte Lena noch eine ganze Weile, um sich der inzwischen auf dem Nullpunkt angelangten Missstimmung zu entledigen. Zumal Knuts offenkundige Bewunderung für Ruth kaum zu übersehen war. Und so konnte sie nur mühsam eine bissige Bemerkung zurückhalten, als er mit dem unschuldigsten Gesicht der Welt sagte: »Zu dieser überaus charmanten Freundin kann man dir wirklich nur gratulieren! Ich wünschte, ich hätte auf einen ebensolchen Freund zurückgreifen können.«
    »Ach ja …?«
    »Nein nein, Lena, nicht schon wieder dieses abscheuliche, »ach ja?«, hinter dem sich alles Mögliche verbergen lässt. – Manchmal, das muss ich ehrlich zugeben, kann ich dich wirklich nicht verstehen.«
    »Immerhin, nur manchmal, das lässt hoffen.«
    Er lächelte fein, nahm ihre Hand in die seine, betrachtet diese aufmerksam von allen Seiten und sagte schließlich bedächtig: »Unglaublich, was du für schöne Hände hast.«
    Von der Zartheit seiner Berührung überwältigt, schrumpfte sie förmlich in sich zusammen. Sie schämte sich ganz entsetzlich und wagte sich kaum zu rühren, obwohl ein heißer Blutstrom sie fürchterlich erregte. Doch sie sah ihn nur unentwegt mit großen, ratlosen Augen an, bis ganz allmählich seine sinnliche Wärme überwog und alles in ihr, bis hin zum letzten Nerv, sich in beglückende Hingebung wandelte.

    Als Lena am anderen Morgen die Augen öffnete und Knut ruhig schlafend neben sich erblickte, schlug ihr eine Welle reinsten Glücks entgegen. Und wie zur Vollendung ihres Glücksgefühls, schien die Sonne so ungetrübt wie schon lange nicht mehr. Vor lauter Wonne hätte sie Knut am liebsten aus dem Schlaf gerüttelt. Denn ihr war es vollkommen unverständlich, wie man bei einem solch vielversprechenden Tag noch schlafen konnte. Sie zumindest hielt es keine Sekunde länger mehr im Bett aus. Vorsichtig schlug sie die Bettdecke zurück und schlüpfte behände aus dem Bett; dabei immer besorgt nach ihn

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