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Die Ueberbuchte

Die Ueberbuchte

Titel: Die Ueberbuchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Rawolle
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hatten, noch etwas schwer über die Lippen ging.
    »Nun ja, ich gehöre sozusagen zur Gattung der Frühaufsteher – wohl mehr durch Gewöhnung, als aus Überzeugung.«
    »Ich im Grunde auch«, erwiderte Lena und langte ordentlich zu. Und mit kauenden Mund fügte sie hinzu: »Wie du siehst, habe ich nicht nur prächtig geschlafen, ich habe auch einen sehr gesunden Appetit.«
    Dagmar lächelte. »Was mich nur freuen kann!«
    Einen Augenblick herrschte Schweigen.
    Lena wies mit dem Kopf zur See hin. »Was für ein friedliches Bild heute, im Gegensatz zu gestern.« Sie wandte sich Dagmar wieder zu. »Ernst ist wohl zum Fischen …?«
    »Nein, nein, er ist unten in der Hütte, wo er sich so eine Art Atelier eingerichtet hat.«
    »Ach ja, na eben, Knut hat mir davon erzählt, dass Ernst malt.«
    »Du doch auch, nicht wahr?«
    Sie hob abwehrend beide Hände. »Um Himmels willen, davon bin ich noch meilenweit entfernt. Meine Zeichnungen beschränken sich lediglich auf eine Zugabe zum asiatischen Scherenschnitt.«
    »Ist das denn nicht egal auf was sich das eine oder andere bezieht? Kunst bleibt schließlich Kunst. Und wie Knut uns berichtet hat, übrigens sehr lobend, beanspruchen deine Arbeiten sehr wohl das Prädikat Kunst – wenn auch zu einer speziellen Kunstgattung gehörend; aber bitteschön, wo liegt da der Unterschied? Schade, ich bedauere es immer wieder außerordentlich, dass ich so wenig von diesen Dingen verstehe. Ich wünschte mir so sehr, ich könnte manches besser verstehen, um gelegentlich mitreden zu können«, sagte sie bekümmert. Sie senkte den Blick und entfernte mit spitzen Fingern einige Krümel von der Tischdecke. Plötzlich aber hob sie den Kopf und sah Lena fest an. »Weißt du, mir wird allmählich immer klarer, in welch einer schwierigen Situation sich Knut befinden muss. Anfangs hatte ich noch darauf gehofft, dass sich das Dilemma, in das er sich hineinmanövriert hat, ganz von selbst auflösen würde – was ich nun stark bezweifel.«
    Tiefe Verständnislosigkeit zeichnete sich auf Lenas Gesicht ab. »Entschuldige Dagmar, aber ich verstehe kein Wort! Kannst du das Ganze nicht etwas präziser formulieren, so dass ich es auch verstehen kann?«
    »Tja, wenn das nur so einfach wäre.«
    »Wieso, ich versteh nicht was daran so kompliziert sein soll? Knut und ich, wir haben uns schlicht und einfach auf einer Urlaubsreise kennengelernt. Wir sind gute Freunde geworden – das ist alles. Nun gut, ich gebe zu, Knut hat mir einen versteckten Heiratsantrag gemacht, angeblich, weil er der Meinung sei, endlich ein sesshafteres Leben beginnen zu müssen. Sozusagen ein totaler Neuanfang – ganz auf eine harmonische Zweisamkeit ausgerichtet.«
    »Du sagst das so eigenartig, als sei das eine im höchsten Maße abwegige Idee?«
    »Oh, ganz und gar nicht, liebe Dagmar! Nur in meinem Fall …« Sie zögerte, ihr Mund ward trocken und sie fühlte, dass es ihr unmöglich gelingen konnte, in nur wenigen Worten ihre verfahrene Situation plausibel darzustellen. Wie sollte sie ihre ablehnende Haltung begreiflich machen, zumal sie aus ihrer tiefen Zuneigung und intimen Freundschaft zu Knut keinen Hehl gemacht hatte? Es war einfach unmöglich. Wiederum bewegten sich ihre Lippen aber kein Ton war zu hören.
    Dagmar berührte sanft ihren Arm. »Du musst mir nicht antworten, wenn du nicht willst. Ich dachte nur, du könntest etwas mehr Licht in das Dunkel bringen.«
    »In was für Dunkel denn?«
    »Aber Lena! Natürlich dem Verhältnis zwischen dir, Knut und dieser Ruth …«
    »Ruth …? Wieso denn Ruth?«, fragte sie verwirrt.
    Diese offensichtliche Ratlosigkeit war es dann auch, die Dagmar unsicher machte. Ihr wurde plötzlich bewusst, dass sie höchstwahrscheinlich einen großen Fehler begangen hatte, und so fragte sie vorsichtig: »Sag bloß, du weißt nichts davon?«
    »Was soll ich denn wissen? Nun red’ schon!«, fragte Lena dazwischen.
    »Du meine Güte«, stöhnte Dagmar entsetzt auf, »da habe ich mir ja etwas Schönes eingebrockt!« Sie sah verzweifelt auf die in ihrem Schoß liegenden, verkrampften Hände.
    »Bitte, Dagmar, sag schon, was ich früher oder später ja doch erfahren würde.«
    »Mensch, was bin ich aber auch dämlich!«, rief Dagmar und schlug sich wütend gegen die Stirn. »Jetzt wird mir auf einmal vieles klar. Oh, Gott, was habe ich da nur angerichtet!«
    »Jetzt ist es aber gut, so schlimm wird es schon nicht sein!«
    »Doch, doch, ich hätte vorher mit Knut darüber sprechen müssen, und

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