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Die Ueberbuchte

Die Ueberbuchte

Titel: Die Ueberbuchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Rawolle
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seit Wochen einig sind, während ich wie eine Verrückte auf seinen Anruf wartete?«
    »Das glaube ich nicht, das würde Knut nie tun!«, protestierte er.
    »Ach nein? Und was macht dich da so sicher?«
    Er zuckte nachlässig die Schultern. »Sein Anstand … Seine Würde …«
    »Wie reizend«, lachte Lena rau auf, »du scheinst wirklich noch im vorigen Jahrhundert zu leben, denn Anstand oder gar Würde, die kannst du notfalls im Duden nachlesen, nicht aber im wirklichen Leben erwarten.« Und plötzlich hockte sie sich neben ihm nieder und sagte mit leiser, traurigen Stimme. »Weißt du was, im Grunde habe ich es nicht besser verdient. Ich tauge nun einmal nicht für eine dauerhafte, enge Beziehung, oder gar für eine Ehe - Ruth dagegen, sie ist eine geborene Ehefrau, sie allein wäre in der Lage, so einen Mann wie Knut glücklich zu machen – aber nicht ich. Ich dagegen, bin jedes Mal fast erstickt, in dieser Enge ohne jeden persönlichen Freiraum. Nicht, dass ich es nicht versucht hätte, meine langjährige Ehe beweist das ja – doch sie hat mir die Luft zum Atmen genommen, wenn du weißt was ich meine?«
    »O ja, ich verstehe sehr wohl was du meinst. Aber glaubst du nicht auch, dass Knut das ebenfalls verstanden hätte? Schließlich ist er ein weitgereister, erfahrener Mann.«
    »Im Gegenteil«, unterbrach sie ihn hastig, »gerade er, der jahrzehntelang die Freiheit nach allen Regeln der Kunst genossen hat, sehnt sich nun ganz besonders nach dieser alles umfassenden, harmonischen Zweisamkeit. Er wäre der Letzte gewesen, der … Ach was«, winkte sie plötzlich entmutigt ab, »ihn daraus einen Vorwurf zu machen, steht mir nun wirklich nicht zu.«
    »Du glaubst demnach im Ernst, dass Knut mit Ruth …?« Er hielt inne, wahrscheinlich weil er sich scheute den Satz zu Ende zu sprechen.
    »Lass gut sein, Ernst, mir ist in diesen Dingen sowieso nicht zu helfen. Und wenn ich es mir recht überlege, dann muss ich fairerweise zugeben, dass Ruth die weit bessere Frau für ihn ist. Sie verfügt im reichen Maße über all das, was mir weitestgehend fehlt. So käme es einem direkt groben Unrecht gleich, wenn ich ihm das alles missgönnen würde. Gut, die Art und Weise wie Ruth an die Sache herangegangen ist, war mehr als hässlich – aber ich werde es überleben.«
    In impulsiver Herzlichkeit drückte er sie an sich und strich ihr liebevoll, wie einem zu Unrecht gescholtenen Kind über den Rücken. »Du bist ein Schatz, Lena! Und ich bin überzeugt, Knut wird dir immer in tiefer Freundschaft verbunden bleiben.«
    »Vielleicht … Aber vielleicht ist es auch gerade das, was ich am wenigsten vertrage.«
    Die Erleichterung stand Dagmar im Gesicht geschrieben, als Lena mit Ernst zusammen zurückkam. Sie sagte nichts, wartete also ab, um Lena die Chance zur Selbstfindung zu geben.
    Doch Lena ging auf sie zu und fragte mit einer geradezu erschreckend ruhigen Stimme: »Wenn ich mich recht erinnere, dann ist Knut zur Zeit noch krankgeschrieben, oder irre ich mich da?«
    »Ich denke schon«, erwiderte Dagmar zögernd.
    »Gut, dann werde ich morgen zu ihm fahren.«
    Dagmar und Ernst warfen sich einen vielsagenden Blick zu. »Bist du dir sicher, dass das der richtige Weg ist? Denn ich könnte mir vorstellen, dass etwas mehr Abstand in dieser Angelegenheit dienlicher sein könnte«, bemerkte Ernst.
    »Schon möglich«, nickte Lena und lächelte matt, »doch ich kenne meine Pflicht und die sollte ich möglichst nicht auf die lange Bank schieben. Nein, nein, ihr könnt ganz beruhigt sein, ich werde bestimmt nichts tun und noch weniger sagen, was Knut verletzen könnte. Denn es steht mir nicht zu, ihn für meine gravierenden Unzulänglichkeiten verantwortlich zu machen. Nein, im Gegenteil, es soll wie vorher auch, eine absolute Offenheit zwischen uns herrschen, und dazu gehört in erster Linie, dass ich Ruth, die für ihn bessere Partnerin, anerkenne.«
    »Das, liebe Lena, sehe ich nun überhaupt nicht so!«, protestierte Dagmar.
    Ernst, der sich bis dahin schweigend im Hintergrund gehalten hatte, legte nun beruhigend die Hand auf den Arm seiner sichtlich erbosten Frau. »Bitte, mein Schatz, misch dich da nicht ein, denn ich glaube sehr wohl, dass Lena weiß was sie tut.«
    »Du …? Woher willst du denn das wissen, du hast doch diese Ruth kaum zu Gesicht bekommen?«
    »Als ob das so wichtig wäre. Oder solltest du wirklich noch nichts von dem berühmten ›ersten Augenblick‹ gehört haben?«
    »Wie …?« Wobei ihre Augen zornig

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