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Die Ueberbuchte

Die Ueberbuchte

Titel: Die Ueberbuchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Rawolle
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Sie holte tief Luft, öffnete die Lippen, aber kein Laut kam über ihre Lippen.
    »Und Uwe, liebst du ihn denn nicht?«
    »Doch, doch – schon – aber doch ganz anders – nicht mehr dieses gänzlich abgehobene, überspannte Gefühl, das jede Wirklichkeit entbehrte«, stammelte sie etwas zusammenhangslos. »Ein Zustand halt, der nur der übersteigernden Fantasie zuzuschreiben ist – ein eher untaugliches Phänomen, welches mehr schadet als nützt. Nein, das alles ist vorbei – ein für allemal! Was ich für mich und meiner Tochter brauche, das ist ein ehrlicher, verlässlicher Mensch, und kein so ein durchtriebener Don Juan, dem nichts aber auch gar nichts heilig ist – am allerwenigsten Gefühle.«
    »Aha.« Knut lächelte nachsichtig und fragte: »Und Uwe, teilt er diese Meinung?«
    »Aber ja!« Sie warf ihm über die Schulter hinweg einen missbilligenden Blick zu, als wollte sie damit sagen; hätte ich ihn sonst ausgewählt? In Wirklichkeit aber erwiderte sie: »Du brauchst gar nicht so skeptisch dreinzuschauen, ich weiß auch so was du jetzt denkst; aber du irrst, denn Uwe teilt rückhaltlos meine Meinung.« Und plötzlich sehr sanft. »Vor allem mag er Kinder – im Gegensatz zu Stefan.« Und auf seinen fragenden Blick hin, fügte sie erklärend hinzu: »Meinem Exmann natürlich.«
    Knut hob wie entschuldigend die Schultern. »Ich verstehe nur eines nicht, wie unter diesen Umständen einmal euer gemeinsames Leben aussehen soll? Dass Uwe irgendwann den Hof übernehmen wird, auch wenn er sich jetzt noch dagegen auflehnt, dürfte euch beiden ja bekannt sein – also was dann?«
    Sie zuckte die Schultern und sah zu Boden. »Ich weiß nicht, ich weiß es wirklich nicht.« Sie zögerte. »Ich weiß nur, dass ich sehr gern mit Uwe zusammenleben möchte.« Und urplötzlich, wie aus heiteren Himmel, brach sie in Tränen aus und stammelte: »Bei mir Zuhause – das kannst du mir glauben – ist er – ein ganz anderer – ein sehr lieber Mensch.« Sie schluchzte ordentlich auf. Wohl ihres misslichen Ausbruchs gewahr werdend, schnäuzte sie sich ausgiebig, wischte sich hastig die Tränen ab und sah ihn bittend an. »Was musst du nur von mir denken, so schrecklich konfus wie ich mich aufführe?«
    »Gott, Jane, was ich denke und nicht denke, spielt doch im Augenblick überhaupt keine Rolle. Ich weiß nur, dass du aus deiner verunglückten Ehe heraus, ziemlich verletzt bist und dich aus diesem Grund dauernd widersprichst. Du glaubst zwar, das Gefühl nach Liebe endgültig überwunden zu haben, doch im gleichen Atemzug spricht jedes Wort, jede Distanzierung eher das Gegenteil davon aus; nämlich, die der grenzenlosen Sehnsucht, eben nach dieser sogenannten, alles umfassenden Liebe, sowie ihrer Geborgenheit. Es ist nur die Angst vor einem neuerlichen Irrtum, der dich an dieser besonderen Art von Liebe zweifeln lässt. Aber glaube mir, noch dazu einem älteren Herrn«, sagte er schmunzelnd, »dass das eine wie das andere, unweigerlich in eine Sackgasse führt, wenn man nicht rechtzeitig über sich selbst die nötige Klarheit gewinnt. Was glaubst du, mein schönes Kind, wie oft ich gerade in Unkenntnis dessen, am Leben vorbeigelebt habe.«
    »Ich versteh nur nicht ganz, was dagegen sprechen soll, dass in punkto Gefühlsleben, der Verstand absoluten Vorrang bekommt und nicht umgekehrt? Es kann doch nur nützlich sein, erst den Kopf zu benutzen und dann das Herz? Hätte ich das von jeher so gehalten, wäre mir mit Sicherheit vieles erspart geblieben.«
    »Dann bleibst du also dabei, dass Uwe derjenige ist, der all diesen Anforderungen entspricht?«
    »Ja, ich denke schon – zumindest bis jetzt.«
    Knut, erheitert über ihre vage Einschränkung, fühlte sich erneut zu einem Hinweis ermuntert: »Nun, so verständnisvoll Uwe auch sein mag, aber um den Kampf mit seinen Eltern wird er kaum herumkommen. Und wer letztendlich als Sieger daraus hervorgehen mag, daran möchte ich lieber nicht denken. Außerdem liegt es mir vollkommen fern, auch nur andeutungsweise eure Freundschaft in Misskredit zu bringen. Das ist ganz allein euer Leben, eure Zukunft, die es zu gestalten gilt, und nicht die Aufgabe der anderen, die euch mit lauter guten Ratschlägen, und althergebrachten Vorstellungen, ihren Lebensstil aufzuzwingen versuchen. Ich denke, ihr werdet es schon schaffen – vorausgesetzt ihr wollt es beide.« Er hob entsetzt beide Hände. »Du lieber Himmel, mir scheint, ich werde tatsächlich alt, so weise wie ich daherzureden

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