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Die Ueberbuchte

Die Ueberbuchte

Titel: Die Ueberbuchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Rawolle
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Kiel, selbst bei den aufregendsten, mitunter schon turbulentesten Erlebnissen, bereits nach wenigen Tagen gänzlich an Reiz verloren hatte, und er nur gar zu bereitwillig der Heimreise zustimmte.
    Noch bevor er den Hof betreten hatte, stürmten plötzlich Jane und Uwe völlig außer Atem, keuchend an ihm vorüber, so dass sie tatsächlich noch vor ihm im Haus verschwanden. Er hörte aber, wie Edda mit mahnender Stimme den beiden verspäteten Ankömmlingen von der Treppe aus zurief: »Das wird aber auch Zeit!« Und als Uwe mit verdrossener Miene zur Treppe strebte, zeigte sie mit ausgestrecktem Arm nach unten, auf Mutters Wohnzimmertür.
    »Wieso unten?«, fragte Uwe.
    Doch da in diesem Augenblick die Tür von innen geöffnet wurde, erübrigte sich seine Frage. Es war Lars, sein jüngerer Bruder, nebst Freundin Carola, die neben seinem Vater am festlich gedeckten Tisch saßen, und sich nun bemüßigt fühlten, ihm freundlich lächelnd zuzuwinken.
    »Oh, welch eine unverhoffte Ehre, der Herr Bruder höchst persönlich!«, bemerkte Uwe mit beißenden Spott, was ihm lediglich missbilligende Blicke einbrachte.
    Nur Lars selbst quittierte die Unfreundlichkeit seines älteren Bruders mit einem gelassenen, gewollt übertrieben freundlichen Lächeln. Und mit noch größerer Zuvorkommenheit begrüßte er Jane; sogar mit Kusshand, was nun auch bei Carola, seiner Freundin, ein befremdendes Stirnrunzeln verursachte.
    Um der gegenwärtigen frostigen Stimmung etwas an Schärfe zu nehmen, entschuldigte sich Knut erst einmal in aller Herzlichkeit vor versammelter Runde für die ungebührliche Verspätung, die ihm, gerade wegen Eddas großer Mühe, besonders leid tat. Er nahm zwischen seiner Mutter und Edda Platz, wobei die Letztere, ihn sofort eilfertig mit Tee und duftenden Gebäck versorgte.
    Erst im Nachhinein, als er interessiert in die Runde schaute, fiel ihm die flammende Begehrlichkeit in Janes schönen Augen auf; besonders bei Lars galanter Unterhaltung. Nun ja, allein schon die vorangegangene huldvolle Begrüßung, die, das konnte wohl ein jeder unschwer feststellen, einen besonders tiefen Eindruck auf sie hinterlassen haben musste. – Offenbar war das auch der Hauptgrund für Uwes auffällige Unfreundlichkeit. Außerdem war nicht zu übersehen, dass Lars von Janes Schönheit tief beeindruckt war, und daraus auch keinen Hehl machte. Was sicherlich bezeichnet für ihn war, da er, wie allgemein bekannt war, der schönen Weiblichkeit auf großzügigster Weise zugetan war. Wem wunderte es da, dass Jane, im Gegensatz zur eher mittelmäßigen Carola, eine direkt animalische Anziehungskraft auf ihn auszuüben schien. Doch das wirklich Unerfreuliche daran war, dass Uwe dabei offensichtlich Höllenqualen litt. Nur Jane schien von der äußerst angespannten Situation nichts zu spüren. Im Gegenteil, sie schien diese Begegnung zu genießen. Und wenn er es recht bedachte, dann tat sie das mit einer erstaunlichen Perfektion – ohne jede Blöße, die eventuell gegen sie verwandt werden konnte. Nichts von alledem! Und dennoch war, selbst für den Unempfindlichsten, das unterschwellige knistern, sowie heiße vibrieren ihrer Sinnlichkeit zu spüren. O ja, er kannte sehr wohl diese Art von Verlockungen, deren Leidenschaft erst durch das Verbot entfacht wurde; nach dem bekannten Motto: je aussichtsloser, je besser. Möglicherweise erging es den beiden nicht anders; ein reizvoller Flirt – nicht mehr und nicht weniger.
    »Mein Junge, du sagst ja gar nichts?«, stieß seine Mutter ihn mit dem Ellenbogen leicht an.
    »Knut war schon immer ein stiller Genießer«, antwortete Edda statt seiner.
    »Knut …?«, tat Lars verwundert. »Ich hielt ihn eher für einen unverbesserlichen Einzelgänger. Zwar routiniert auf seine spezielle Art, aber irgendwie hinterwäldlerisch.«
    Edda lachte geradeheraus. Sogar Max, der sich bisher kaum am Gespräch beteiligt hatte, grinste amüsiert.
    »Typisch, Lars, ein totaler Menschenkenner – aber vollkommen ahnungslos«, sagte Uwe mit beißender Ironie.
    »Ist ja schon gut, ihr beiden Kindsköpfe ihr!«, ermahnte Edda ihre beiden Söhne. »Man möchte fast meinen, ihr wartet nur darauf, um euch gegenseitig weh zu tun.«
    »Das ist doch Unsinn, Mutter, du weißt ganz genau, dass Uwe nur so dusselig redet, wenn er sich unterlegen fühlt; denn im Grunde ist er ein recht friedlicher Mensch, nicht wahr, Jane?«, sagte Lars eine Spur zu überheblich, zu sehr von oben herab.
    »Zumindest friedlicher als gewisse andere

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