Die Ueberbuchte
begütigend ihren Arm. »Nun mal im Ernst, meine Liebe, die Tage Zuhause, waren alles in allem recht angenehm, wenn auch nicht völlig störungsfrei – was immer man darunter verstehen mag.«
Mutter lachte vernehmbar und sah ihn verschmitzt von der Seite an. »Besonders die schöne Jane, nicht wahr Knut?«
»O ja«, fuhr Dagmar wie elektrisiert herum, »die ist unglaublich schön, diese Jane!«
»Wieso, kennst du sie etwa?«, fragte Knut ungläubig zurück.
»Aber natürlich«, tat Dagmar wichtig. »Uwe hat sie uns vor einigen Monaten selbst vorgestellt. Er schien total in sie verliebt zu sein.«
»Das scheint nicht nur so, das ist so«, bekräftigte Knut.
»Nun, warum eigentlich nicht?«, warf Ernst kopfschüttelnd ein.
»Wahrhaftig, du hast recht, Ernst, warum eigentlich nicht«, wiederholte Knut mit einem unüberhörbaren Unterton.
»Dann sag schon, was dich an dieser Angelegenheit stört?«, forderte ihn seine Mutter lächelnd auf.
»Nein, Mutter, das ist unfair!«, protestierte er. »Du kannst schließlich meine Meinung nicht für allgemeingültig erklären! Denn du zum Beispiel, bist dieser Verbindung zwischen Jane und Uwe äußerst zugetan, was sicherlich nicht falsch sein mag; vorausgesetzt, sie halten diesen ständigen Druck von zu Hause aus stand.«
»Ehrlich gesagt«, fiel Dagmar ein, »habe ich mich schon ziemlich gewundert, wie dieses bildhübsche Mädchen, ausgerechnet auf Uwe gekommen ist. Sie ist doch, und das sieht auch der Ungeübteste, ein völlig anderer Mensch als Uwe – und wo bitteschön liegen da ihre Gemeinsamkeiten?«
»Dies auch nur halbwegs zu erklären, bräuchte man erstens viel Zeit und zweitens bliebe dennoch alles eine reine Spekulation. Deshalb erscheint es mir wesentlich sinnvoller, ihre Entscheidung einfach abzuwarten; egal wie sie ausfallen mag, es ist ihr Leben und nicht das Unsrige.«
»Das finde ich aber auch«, nickte Ernst.
»Nun ja, etwas möchte ich doch noch dazu sagen«, meldete sich da die Mutter zaghaft zu Wort. »Was mich an der Sache wahrhaft ängstigt, ist, dass Uwe, so hochgradig verliebt wie er im Augenblick ist, aus Trotz gegenüber seinen Eltern, alles hinschmeißen könnte.«
»Das wäre ja nicht auszudenken«, klagte Dagmar. »So dumm wird er doch hoffentlich nicht sein, da in der freien Wirtschaft heutzutage auch ein ziemlich rauer Wind bläst – außerdem ist er nun mal ein gelernter Landwirt.«
»Und noch dazu ein guter, so wie es mir Max selbst bestätigt hat«, erwiderte Knut.
»Dann können wir also nur hoffen, dass sich diese Frau nicht zum Nachteil für ihn auswirkt«, meinte nun auch Ernst einigermaßen skeptisch.
»Und Lars, was hat der eigentlich mal vor?«, fragte Dagmar.
Knut zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. So genau weiß er das wahrscheinlich selbst noch nicht. Er scheint im Augenblick zwar noch von einer lukrativen Managerkarriere zu träumen, aber wer tut das schon nicht. Immerhin scheint es ihn nicht zu eilen, da er zuerst einmal das Leben ausgiebig genießen möchte; das zumindest waren seine eigenen Worte.«
»Dass Max und Edda das einfach so hinnehmen, wundert mich schon etwas«, sagte Dagmar und erhob sich. »Ihr müsst mich jetzt entschuldigen, die Küchenarbeit ruft.«
Nachdem Dagmar ihre Mutter ins Bett gebracht hatte, gesellte sie sich zu den beiden Männern, die angeregt plaudernd im Wohnzimmer saßen.
»Wollt ihr etwas trinken?«, fragte sie.
»Ich bitte nicht, sonst bekomme ich Ärger mit meinem Arzt«, entgegnete Knut.
Dagmar lachte. »Nun, gegen einen Saft oder Mineralwasser wird er wohl kaum etwas einzuwenden haben.«
Ernst dagegen, griff sofort nach der Bierflasche und hielt sie Knut provokatorisch vors Gesicht. »Willst du wirklich nicht?«
»Nein, wirklich nicht«, schüttelte er abermals verneinend den Kopf. »Ich muss schließlich übermorgen zur Nachuntersuchung gehen, und die muss unbedingt gut ausfallen, damit ich endlich wieder meinen Dienst antreten kann. Eine Weile nichts tun, mag ja ganz schön sein, aber auf Dauer ziemlich belastend.«
»Und später?«, fragte Ernst.
»Wenn du die Rente meinst, dann dauert das ja Gott sei Dank noch ein paar Jährchen.«
»Doch es wird kommen«, sagte Dagmar leise, wie zu sich selbst.
Schweigen folgte.
Erst viel später sagte Dagmar nachdenklich in den matt beleuchteten Raum hinein: »Mutter hat mich ziemlich erschreckt …«
»Mutter …? Warum das denn? Ich denke du besuchst sie in regelmäßigen Abständen?«, wunderte sich Knut.
»Eben
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