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Die Ueberbuchte

Die Ueberbuchte

Titel: Die Ueberbuchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Rawolle
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deshalb«, murmelte sie. »Denn als ich vor einigen Monaten bei ihr war, hatte sie noch ganz anders ausgesehen; nicht halb so elend wie jetzt. Ich bin vielleicht erschrocken! Es hat mir ordentlich Mühe gekostet, es nicht merken zu lassen.«
    »Mir ging es zwar ähnlich, aber ich hatte sie ja auch längere Zeit nicht gesehen«, bemerkte Knut.
    Dagmar sah ihn fragend an. »Sag mal, hat sie denn keinerlei Andeutung gemacht, ob ihr etwas fehlt? Schmerzen oder so …?«
    »Nein, eigentlich nicht, wenigstens nicht direkt.« Er überlegte angestrengt. »Höchstens einmal, ich saß mit ihr unter ihrem Lieblingsbaum und da sagte sie so wie nebenbei: Ich weiß, dass meine Tage gezählt sind – es macht mir aber keine Angst mehr – ich bin darauf vorbereitet. – Ja, so ungefähr waren ihre Worte.«
    »Siehst du, so etwas hat sie doch noch nie gesagt!«, rief Dagmar erregt. Sie stand auf und ging einige Schritte hin und her, blieb dann mit dem Rücken gegen das Fenster gelehnt stehen und sagte niedergeschlagen: »Es kam mir sowieso schon reichlich seltsam vor, dass sie sich angeblich ohne jeden Protest zur Mitfahrt entschlossen hat. Glaubt mir, das ist garantiert nicht ihre Art.«
    »Du meinst also, sie …«
    »Jawohl, das meine ich!«, fiel sie Knut hastig ins Wort. »Sie wollte mit Sicherheit die Zeit noch nutzen und wie immer nichts dem Zufall überlassen, da kam ihr meine Einladung gerade recht. Jetzt, wo sie wenigstens noch so halbwegs, selbst über ihre Kräfte verfügen kann, was vielleicht bald schon …«, sie brach erschüttert ab.
    Ernst ging zu seiner Frau und zog sie in liebevoller Behutsamkeit an seine Brust. Dabei strich er ihr, wie einem hilflosen Kind beruhigend über den Rücken und flüsterte: »Mein Liebes, auch wenn es so wäre, dann sollte es dich doch besonders freuen, dass sie angesichts ihrer schwindenden Kräfte noch sehr genau weiß, was gut und richtig für sie ist. Du solltest vielmehr dankbar darüber sein, dass dir überhaupt eine solche wunderbar starke, nie an sich selbst denkende Mutter gegeben wurde – für viele oft nur ein unerfüllbarer, sehnsüchtiger Traum.«
    Gerührt schlang sie beide Arme um seinen Hals und küsste ihn voller Dankbarkeit. »Ich werde mir auch ganz bestimmt viel Mühe geben, um ihr nichts von meiner Sorge merken zu lassen«, flüsterte sie halblaut an sein Ohr.«
    Es dauerte auch nicht allzu lang, bis Dagmar sich wieder beruhigt hatte, und sich mit einer gänzlich anders gearteten Frage ihrem Bruder zuwandte. »Hat eigentlich Max tatsächlich dieses Reitpferd für Uwe gekauft?«
    »Ja, hat er«, nickte Knut. »Übrigens ein tolles Pferd, diese Arabella! Doch als ein eventueller Ersatz für Jane – einfach undenkbar«, grinste er.
    »Und Lars, was sagt denn der dazu, schließlich dürfte er der weit größere Pferdenarr von den beiden sein?«, erkundigte sie sich weiter.
    Knut wiegte unsicher den Kopf hin und her. »Keine Ahnung. Mir ist diesbezüglich nichts zu Ohren gekommen. Nur würde ich denken, dass Lars im Augenblick mehr auf segeln als reiten aus ist, da seine jetzige Freundin, die Carola, übrigens ein sehr nettes Mädchen, eine Segeljacht besitzt – oder richtiger gesagt, ihre Eltern natürlich.«
    »Wie sagtest du, heißt dieses Mädchen, Carola …? Sie dachte nach, doch dann schüttelte sie verneinend den Kopf. »Nein, dieser Name ist mir nicht bekannt – selbst Mutter hat ihn noch nie erwähnt.«
    »Möglicherweise erst neueren Datums diese Beziehung. Immerhin ist Edda von ihr sehr angetan. Sie würde sie wahrscheinlich lieber heute als morgen als ihre Schwiegertochter willkommen heißen. Doch Lars scheint das nicht sonderlich zu interessieren, denn er flirtete viel lieber mit Jane.«
    »Ach ja …? Wie praktisch«, feixte Dagmar.
    »Und du?«, stieß sie Knut aufmunternd mit dem Ellbogen an.
    »Wieso ich …?« Er lachte und legte eine besonders große Pause ein.
    »Na sag schon«, drängelte sie prompt.
    »Ich weiß nicht was du jetzt von mir erwartest, denn ich müsste schließlich kein Mann sein, um nicht von ihrem Aussehen beeindruckt zu sein – sie ist nun mal, auch wenn das verschiedentlich angezweifelt werden sollte, etwas ganz Besonderes …«
    »Du wiederholst dich, mein Lieber«, entgegnete sie brüsk. »Aber nun mal im Ernst.« Sie sah ihn streng an. »Findest du sie wirklich so toll?«
    »Gott, wie oft denn noch!« Wobei ihm der Unmut anzumerken war, aber dennoch um entsprechende Sachlichkeit bemüht war. »Ob sie natürlich auch als

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