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Die Ueberbuchte

Die Ueberbuchte

Titel: Die Ueberbuchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Rawolle
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natürlich nicht. Ich wollte eigentlich nur wissen, ob du auf der Rückfahrt nicht Mutter mitbringen könntest? Die Saison hat eh noch nicht richtig begonnen, so dass ich mich ungehindert um sie kümmern könnte. Außerdem würde ich schon gern wissen, was Edda dir für Wunderdinge gebeichtet hat.«
    »Das kann ich mir denken, du verdorbenes Weibsbild du!«, tat er empört. Doch gleich wieder sachlich werdend, fragte er: »Weiß Mutter davon …?«
    »Natürlich nicht.« Sie holte tief Luft. »Du kennst doch Mutter, ja keinen Schritt von zu Hause weg. Deshalb wirst du dir auch etwas mehr Mühe geben müssen, um ihr diese Reise so schmackhaft wie nur möglich zu machen. Aber vielleicht bist du ja bei alten Frauen geschickter als bei jungen.«
    »Gott, bist du gehässig!« Er lachte. »Aber lass dir gesagt sein, du boshaftes Weib du, ich werde dir beweisen, dass unsere Mutter, wie übrigens fast alle Frauen, dem männlichen Geschlecht wesentlich bereitwilliger zu folgen geneigt sind.«
    »Ach, du Angeber du!«, rügte sie ihn lachend und im gleichem Atemzug fügte sie hinzu: »Eigentlich ist es vollkommen egal wie du das anstellst, die Hauptsache du schaffst es. Ich würde mich wirklich riesig freuen.«
    »Also dann bis morgen! Wahrscheinlich so gegen Mittag, denn ich schätze, dass Mutter nicht zu lang überlegen darf; am besten bei der leisesten Zustimmung sofort losfahren.«
    Dagmar lachte. »Das, mein Lieber, klingt aber nicht besonders nach männlicher Siegesstrategie!«
    »Nun, du wirst schon sehen!«
    »Na schön, dann bis morgen.«
    »Tschüss Dagmar, und viele Grüße an deinen Mann.«
    Knut legte den Hörer auf und überlegte. Eigentlich hatte er bisher noch keinen genauen Abreisetag erwähnt – nicht einmal selbst für sich festgelegt. Edda würde mit Sicherheit überrascht sein, und es möglicherweise mit der vorangegangenen Aussprache in Zusammenhang bringen. Denn er wusste, wie leicht eingeschnappt sie sein konnte. Na ja, wenn schon, versuchte er sich selbst zu trösten, bis er sich hier wieder einmal sehenlassen würde, wäre längst alles vergessen. So richtig wohl, wie zum Beispiel bei seiner Schwester, hatte er sich hier bei Edda und Max ohnehin noch nie gefühlt – obwohl es sein Elternhaus darstellt. Den einzigen Anziehungspunkt stellte lediglich seine Mutter dar, und es war vorauszusehen, dass er später, wenn seine Mutter einmal nicht mehr sein würde, es ihn kaum noch hierher zurückziehen würde. Seine weiteren Besuche würden mit Sicherheit nur noch auf Sylt beschränkt bleiben. Auch wenn er Max, seinem ältesten Bruder, einen gewissen Respekt und Achtung für seine geleistete Arbeit entgegenbringen musste, so würde sich die seit ihrer Kindheit bestehende Kluft noch weiter vertiefen.

    Am anderen Morgen wachte Knut verhältnismäßig spät erst auf. Er ging zum Fenster, das wie immer weit offen stand, um nach dem Wetter zu sehen. Dass es trüb war, hatte er längst bemerkt, aber dass es zu allem Überfluss auch noch nieselte, das verdarb nun endgültig seine angeschlagene Laune. Also ein totales Grau in Grau, das seiner tristen Morgenstimmung sehr nahe kam. Denn trotz später Morgenstunde, fühlte er sich irgendwie unausgeschlafen und ekelhaft missgelaunt. Dabei war er nach dem erheiternden Telefonat mit seiner Schwester, sofort schlafen gegangen, aber er konnte partout keinen Schlaf finden. Alles was sonst bei Tageslicht betrachtet, einleuchtend normal, ja freundlich und sogar gut ausgesehen hatte, bekam im Dunkel der Nacht, einen schalen, mitunter sogar übertrieben bitteren Beigeschmack. Die Gedanken von der Dunkelheit aufgescheucht, wirbelten im unglaublichen Durcheinander, kreuz und quer durch den Kopf. Die Vergangenheit revoltierte gleichermaßen mit der Gegenwart und der Zukunft, so dass es einem Generationenkrieg ähnelte. Doch bereits beim ersten Tageslicht verschwanden Ursache und Wirkung spurlos aus seinem Bewusstsein, so, als hätte dieser Wirrwarr niemals stattgefunden; was übriggeblieben war, war ein nichtssagender Restbestand von fader Übellaunigkeit, die nun bedingt durch das graue Wetter, keinerlei Aufhellung erfuhr.
    Erst unter der abwechselnd warmen und kalten Dusche, verbesserte sich seine desolate Stimmung etwas.
    Im Wohnzimmer saß seine Mutter abwartend am Kamin und blickte in schläfriger Gelassenheit in die leise vor sich hin knisternde Glut. Erst als Knut sie mit der Hand an der Schulter berührte, blickte sie erschrocken auf. »Ich habe mit dem Frühstück auf

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