Die Ueberbuchte
ebenfalls groß, aber im Gegensatz zu ihr, ein dunkler, fast konnte man meinen, ein südländischer Typ, und fragten nun: »Stimmt es, dass der Hotelbesitzer von ›Luna‹, sozusagen ein ehemaliger Kollege von Ihnen ist?«
Knut lachte. »Ach so, falls Sie Dieter meinen, ja ja, das war ein Kollege unserer Zunft, den ich aber auch nur den Namen nach kenne. Er hatte wohl bei seiner ersten Fahrt zur Insel, eine Italienerin kennengelernt, die er ein Jahr später geheiratet hat – mehr weiß ich darüber auch nicht. Ob er nun der Chef des Hauses ist? Keine Ahnung! Obwohl, denkbar wäre es schon. Möglicherweise ein Familienunternehmen, wie es in Italien sehr gern gehandhabt wird. Aber wie gesagt, Genaues weiß ich nicht, da ich, wie anfangs erwähnt, diese Route auch zum ersten Mal fahre.«
Dem gutaussehenden Mann aber, schien diese Antwort nicht zufrieden zu stellen, denn er sagte deutlich irritiert: »Sie werden aber doch sicherlich wissen, dass seither ein gewisses Abkommen mit Ihrem Unternehmen zustandegekommen ist, welches vorsieht, dass jeweils diese zwei Fahrten im Mai, zur speziellen Erholung für den Fahrer dienen sollen.«
»Wie war das jetzt …?«, fragte Knut reichlich verdutzt. »Das müssen Sie mir schon etwas deutlicher erklären!«
Der junge Mann sah unsicher fragend seine Partnerin an. Die aber hob nur hilflos die Schultern, und so sagte er etwas kleinlaut: »Ich habe das ja auch nur von einem Bekannten gehört, der letztes Jahr um die gleiche Zeit diese Fahrt unternommen hatte. Auf dessen Anraten hin, haben wir uns zu dieser Reise entschlossen.«
»Also noch einmal ganz langsam! Wenn ich Sie recht verstanden habe, dann sollen diese Tage auf der Insel-Ischia, zur Erholung für uns Fahrer vorgesehen sein, oder wie …?«
»Ja, so habe ich das zumindest verstanden.« Er wandte sich an seine Partnerin. »Du doch auch, nicht wahr?«
Diese nickte zustimmend. »Ja – genauso.«
Knut sah mit zusammengekniffenen Augen zum blauen Himmel hinauf und bog sich vor Lachen. »Na, wenn das kein Witz sein soll, dann weiß ich auch nicht! Nichts gegen Sie, junger Mann, aber davon habe ich nun wirklich noch nichts gehört. Und ehrlich gesagt; es hört sich eher nach einem schönen Märchen an.« Er breitete plötzlich übermütig seine Arme aus und sagte: »Aber tun wir mal so, als wäre es so – ein direkt hübscher Gedanke, an den ich mich gewöhnen könnte!«
»Eben«, nickte der Mann eifrig. »Und deshalb kann ich es überhaupt nicht einsehen, wieso Sie das derart abwegig finden?«
»Ja, genau, das würde ich auch gern wissen?«, gestand die blonde Frau an seiner Seite.
»Ganz einfach deshalb«, sagte Knut, »weil das absolut nicht zu unserer bisherigen Firmenstrategie passen will! Eine Illusion, sonst nichts …« Nun doch zögerlich geworden, kratzte er sich nachdenklich am Hinterkopf, grinste unverschämt und sagte mit verschmitzten Augenzwinkern: »Verdammt, die überwiegenden Schiffsrouten, noch dazu mit einer deutschsprachigen Reiseleitung, das kam mir schon reichlich komisch vor.«
»Sehen Sie, dann könnte es also doch stimmen!«
»Hm, könnte …«, brummte Knut vor sich hin. Doch den seltsam erfreulichen Gedanken nicht weiter nachgrübelnd, wandte er sich den momentan wichtigeren Dingen zu, nämlich der dringenden Aufgabe Wasser zu organisieren, was nicht ganz einfach war; denn Benzin bekam er problemlos an jeder Raststätte – aber nicht Wasser.
Doch schon nach kurzer Zeit kam er mit siegessicherer Miene und an beiden Händen einen gefüllten Wasserkanister tragend, zurück. »Das hätten wir, jetzt kann es wieder losgehen!«
Die Leute nahmen auch sofort mit viel Palaver ihre Plätze ein; und wie immer, bestieg Lena als Letzte den Bus.
Die Ankündigung, möglichst alle losen Gegenstände an einem sicheren Ort aufzubewahren, da sie sich sogleich den Toskanischen-Bergen nähern werden, rief ein erfreutes, vielstimmiges »Ah …!« hervor.
Auch Lena, auf ihren Promenadensitz, wie sie ihren Sitzplatz nannte, sah ordentlich gespannt auf die sich schablonenhaft nähernde Bergkulisse, die aber mit jedem weiteren Kilometer, an Schärfe gewann.
Nun erreichten sie den ersten Tunnel, der fast nahtlos in den nächsten überging, so dass der Übergang zwischen hellen Tageslicht und gelblichen Tunnellicht wie im fliegenden Wechsel erfolgte. Mitunter aber vergrößerten sich die Abstände, wobei sich zunehmend die stelzenartigen hohen Brücken in den Vordergrund schoben. Aber das wohl
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