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Die Ueberbuchte

Die Ueberbuchte

Titel: Die Ueberbuchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Rawolle
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spekulativsten Ansichten äußerten. Doch allen Prognosen und Vermutungen angeblich exzelenter Kenner zum Trotz, war die Insel Ischia noch weit entfernt. Und da mittlerweile der Wind gar zu sehr an Frisur und Kleidung zu zerren begann, verschwanden immer mehr Leute in die angenehmeren Innenräume.
    Sogar Lena, die ihren windigen Platz mit umgebunden Kopftuch und bis obenhin zugeknöpfter Jacke zu verteidigen suchte, gab schließlich auf und begab sich ebenfalls in die schützenden Innenräume. Dort entdeckte sie auch Knut, der sich mit dem ihnen zugeordneten Reiseleiter und einigen Herren von der Schiffsbesatzung, angeregt unterhielt.
    Nach einiger Zeit, immerhin nach gut einer Stunde, blickten dann doch die meisten Fahrgäste erleichtert der sich nun nähernden Insel entgegen.
    »Ist das die Insel?«, hörte da Lena hinter sich fragen.
    Lena drehte sich um. »Ich denke schon – aber genau weiß ich das auch nicht.«
    »Die sieht aber so groß aus – dabei habe ich ausdrücklich im Lexikon nachgesehen, wonach die Insel nur 6 km breit und 10 km lang sein soll. Die aber scheint viel größer zu sein, finden Sie nicht auch?«
    »Keine Ahnung«, sagte Lena. Sie zeigte aber gleich darauf auf die vorgelagerte, wesentlich kleinere Insel. »Das müsste meiner Meinung nach, die Insel Procida sein, also könnte die größere Insel eigentlich nur Ischia sein.«
    »Ach ja, jetzt erinner ich mich wieder«, sagte die Frau und wandte sich eifrig ihren Mann zu, der unentwegt mit seiner Kamera beschäftigt war. Sie stieß ihn deshalb auch kurz am Arm an. »Nicht wahr, Karl, auf der alten Landkarte war diese kleinere Insel auch angegeben, aber in dem neuen Atlas, dem Fabian seinen, haben wir sie einfach nicht finden können.«
    »Gott, Gerda, der Maßstab war doch auch viel kleiner.«
    »Ach so …«, sagte sie und schwieg.
    Komisch, dachte Lena, immer wenn man irgendwo zum ersten Mal hinkam, versuchte man die gedanklich zurechtgebastelte Vorstellung mit der plötzlich vorhandenen Wirklichkeit zu vergleichen - und wie immer, stimmte dann kaum noch etwas davon überein. Alles was sich die Fantasie in mühseliger Kleinarbeit zusammengereimt hatte, nahm sich in der Wirklichkeit ganz anders aus. So fiel die Insel auf einmal viel größer aus, die Berghänge viel flacher und wesentlich kahler, und nichts deutete auf eine üppig grüne Vegetation hin, die aufgrund des vulkanischen Ursprungs eigentlich zu erwarten gewesen wäre … Nicht direkt enttäuscht, aber dennoch recht verhalten, einige sogar mit offener Skepsis behaftet, tasteten nun unzählige erwartungsvolle Augenpaare, die sich nähernde Insel ab.
    Mit zunehmender Neugier, zwischen freudiger Erwartung und vorsichtiger Skepsis hin und her pendelnd, lehnte Lena an der Reling. Was sie in diesem Augenblick wirklich dachte, war trotz des feinen Lächelns nicht zu ergründen – es konnte unendlich vieles sein …
    Die Fähre legte an – dieses hügelige Eiland also war Ischia! Doch leider, zum Bestaunen blieb keine Zeit, da Knut bereits zum Einsteigen in den Bus drängte. Selbst auf der Fahrt zum Hotel, die über eine extrem enge, verwinkelte Serpentinenstraße führte, war kaum dazu angetan, um zu einem ersten Eindruck zu gelangen. Alles war zu neu, zu fremd, viel zu verwirrend, um auch nur einen klaren Gedanken fassen zu können.
    Vor dem Hotel angekommen, ein der Landschaft angepasster, langgestreckter, flacher Bau, umgeben von zahlreichen Weinbergen und Zitronengärten, mit ungehinderten Blick aufs Meer; was also konnte es noch Schöneres geben!
    Sogar die Vergabe der Zimmer, die normalerweise für Einzelpersonen immer einem Glücksspiel gleichkam, da Einzelzimmer nur selten dem Komfort eines Doppelzimmers entsprachen, schienen diesmal alle ohne Ausnahmen, einen Volltreffer zu landen, was die Urlaubsstimmung ungemein hob.
    So war es auch nicht verwunderlich, dass wenig später beim gemeinsamen Abendessen, eine aufgelockerte, ja ausgesprochene heitere Atmosphäre herrschte. Die Tische waren nach den jeweiligen Zimmernummern geordnet, so dass jeder mühelos seinen Platz finden konnte.
    Auch Lena hatte ihren Platz am Tisch eines ihr bis dahin unbemerkten Ehepaares eingenommen. Doch kaum dass sie sich bequem zurechtgerückt hatte, spürte sie einen unangenehmen stechenden Blick auf sich ruhen. »Das ist doch schon eine ziemliche Sauerei, diese Überbuchung! Finden Sie nicht auch?« sagte die ihr gegenüber sitzende Frau, mit dem stechenden Blick.
    Lena sah überrascht auf, da sie

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