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Die Ueberbuchte

Die Ueberbuchte

Titel: Die Ueberbuchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Rawolle
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beträchtlich war.
    In der Hotelhalle dann, begann man sich bereits überwiegend wie alte Bekannte zu begrüßen; bald da ein kurzes Schwätzchen und bald dort ein heiterer Zuruf – fast familiär.
    Lena jedoch blieb abwartend in der Nähe der Treppe stehen. Obwohl sie der Hunger plagte, behielt sie möglichst unauffällig die Treppe im Auge.
    Endlich erschien Knut auf der Treppe. Und obwohl es Lena ziemlich genant fand, sich ihm derart offen aufzudrängen, versuchte sie dennoch möglichst unbekümmert zu erscheinen.
    »Guten Morgen, Lena!«, hörte sie ihn da auch schon heiter sagen. Er blieb vor ihr stehen. »Das ist schön, dass Sie auf mich gewartet haben.« Und gleich darauf mit: »Hallo, Knut, wie hast du unter unserem Dach geschlafen?«, wurde er von Dieter, seinem Kollegen unterbrochen.
    »Gut, sehr gut sogar, so dass ich es fast verschlafen hätte!«
    »Und wie ich sehe, bereits mit charmanter Reisebegleitung«, wies Dieter lächelnd auf Lena.
    Knut lachte. »Das ist Lena, die sogenannte Fehlbuchung.«
    »Oh, um so besser, dann wirst du erst recht, ganz besonders nett zu ihr sein müssen!« Und bereits von anderen Gästen in Beschlag genommen, rief er noch über die Schulter hinweg: »Natürlich aus betriebsinternen Gründen, versteht sich ja wohl von selbst!«
    »Schon ein richtiger Italiener! Und das in den paar Jahren«, bemerkte Knut halb spöttisch und halb anerkennend.
    »Neidisch …?«
    Er überlegte. »Nein, eigentlich nicht, da mir dieses Leben auf die Dauer zu turbulent, zu strapaziös wäre – das ist bei uns schon wie es ist …«
    »Damit bin hoffentlich nicht ich gemeint?«, fragte Lena.
    »Unsinn! Warum denn?«
    »Also darf ich an Ihren Tisch Platz nehmen?«, erkundigte sie sich vorsichtig.
    »Aber Lena, Sie haben doch gerade gehört, schon aus betriebsinternen Gründen bin ich dazu verpflichtet!«
    Verunsichert über Knuts ausgesprochen ernstes Gesicht, erwiderte sie: »Wegen mir brauchen Sie sich wirklich nicht verpflichtet zu fühlen. Ich komme nämlich sehr gut allein zurecht.«
    »Und wie ich das weiß!« Er lachte herzlich und schob ihr galant den Stuhl zurecht.
    Tief innerlich ärgerte sich Lena längst über ihre vorschnelle Reaktion, sich Knut derart aufzudrängen; was mit Sicherheit bei den anwesenden Gästen unliebsame Tratschereien hervorrief. Sie würden nun annehmen; sie habe es auf Knut abgesehen – wollte mit ihm anbändeln.
    »Nanu Lena, ich wusste gar nicht, dass Sie derart finster dreinschauen können? Noch dazu an so einen herrlichen Tag!«
    »Ich …? Finster …?« Sie schüttelte heftig den Kopf. »Im Gegenteil …«
    »Dann wird es Zeit, dass Sie es auch endlich merken lassen! Übrigens, zu Hause regnet es und es ist sehr kühl.«
    Sie lächelte, denn sie hatte verstanden.
    »Stellen Sie sich vor«, neigte er sich leicht vor, »die jungen Leute hatten tatsächlich recht mit ihrer Behauptung, dass der Aufenthalt hier auf der Insel, für die Busfahrer so eine Art Erholung darstellen soll. Doch warum und wieso, konnte ich bisher noch nicht in Erfahrung bringen. Wahrscheinlich irgendeine geschäftliche Abmachung. Na ja, im Grunde kann mir das auch vollkommen egal sein, die Hauptsache ein paar freie Tage. Obwohl, zwei Ausflüge aufs Festland sind schon mit eingeplant.«
    »Dann ist dieser Dieter also doch der Hotelinhaber?«
    »Nein, Teilhaber, soweit ich es verstanden habe. Halt ein typischer Familienbetrieb, was hier und auch in anderen Ländern, sehr verbreitet ist.«
    »Eigentlich eine gute Sache, wenn alle Familienmitglieder mit eingebunden sind.«
    »Sehen Sie, die Familie scheint also doch noch ihre Berechtigung zu haben!«
    »Habe ich denn das bestritten?«
    »Indirekt schon, da Sie die Unabhängigkeit kategorisch über die Gemeinsamkeit stellen.«
    »Oh, habe ich das?« Sie sah ihn mit großen erstaunten Augen an.
    »Doch nicht generell – das würde ich mir nie erlauben.«
    In diesem Augenblick trat Dieter an den Tisch heran. »Was ist nun, Knut, fährst du mit?«
    Knut erhob sich sofort. »Bis später dann«, nickte er Lena zu und verließ mit jenen Dieter den Raum.
    Obwohl die Sonne ungehindert vom wolkenlosen Himmel schien, war es nicht zu warm, dafür sorgte der frische, böige Wind aus Nordwest. Die meisten Leute hatten sich bereits auf den Weg gemacht, um sich auf der Insel etwas genauer umzusehen.
    Auch Lena machte sich auf den Weg. Sie interessierte sich vor allem erst einmal für den kleinen Ort S. Angelo, von dem sie von ihren Balkon aus einige

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