Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ueberbuchte

Die Ueberbuchte

Titel: Die Ueberbuchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Rawolle
Vom Netzwerk:
Arm um ihre Schultern. »Wir sind halt nicht mehr die Jüngsten, meine Beste.«
    »Oh, wie uncharmant!«, tat sie empört und wollte sich mit einer leichten Drehung seinem Arm entziehen. Er aber verstärkte seinen Druck, was ihr ein seltsames Unbehagen bereitete, und war gerade im Begriff es ihm zu sagen, als sie plötzlich in seine Augen blickte. Sie verstummte – und trotz ihres Unwillens sah sie ihn unverwandt an. Auch konnte sie nicht verhindern, dass eine heiße Blutwelle ihr Herz bis zum Hals hinauf schlagen ließ. Während gleichzeitig eine mahnende Stimme in ihr hämmerte: was soll das alles, das ist doch Schwachsinn! Diese Art von Gefühlen hatte sie doch längst hinter sich gelassen! Gehörten somit längst der Vergangenheit an – sie hatten demnach keine Berechtigung mehr. Und dennoch, sie war unfähig sich diesen hellen Augen zu entziehen. Im Gegenteil, sie genoss es förmlich, wie die längst überwunden geglaubten Gefühle von ihr Besitz ergriffen. – Aber wollte sie das wirklich …? Nein – sie wollte nicht … Und plötzlich wieder hellwach, wandte sie brüsk den Kopf zur Seite, und blickte über das grüne Dach des Gartens hinweg ins Weite.
    Auch ohne ein Wort gesagt zu haben, spürte Lena an der Lockerung des Armes um ihrer Schulter, dass Knut sie verstanden hatte. So kam es, dass der Ort der Schönheit zur ersten zarten Begegnung, gleichzeitig zum Fluchtort wurde, da nicht erwiderte Gefühle bekanntlich zuerst ihrem Bannkreis entfliehen. Doch genau dieses abrupte Entfliehen war es, was ihr tief innerlich Schmerzen verursachte und sie zögern ließ. So schmiegte sie einen Augenblick lang, sanft ihre Wange an die Hand auf ihrer linken Schulter, dann erst erhob sie sich, lächelte vage und sagte beherzt: »Eine Begegnung wie die unsrige, sollten wir auf gar keinen Fall mit irgendwelchen Restgefühlen verunglimpfen – dafür wäre sie zu schade, findest du nicht auch?«
    »Restgefühle …? Wie sich das anhört!«, murmelte Knut.
    »Nenne es von mir aus wie du willst – für mich bleiben es Restgefühle.«
    »Wieso eigentlich? Willst du tatsächlich deine Restjahre«, betonte er mit Nachdruck, »im Alleingang, ohne einer näheren Beziehung dahinleben? Willst du das wirklich?«
    »Du lieber Himmel, Knut, man könnte fast meinen …«, sie stockte plötzlich und fügte mit einer abfälligen Tonfall hinzu: »Ach was, ich möchte lediglich die paar Tage Urlaub genießen, und zwar ohne jeglichen Gefühlsstress – der ohnehin zu nichts taugt, wenigstens was mich betrifft.«
    Knut sah angestrengt zu Boden, als würde er dort die passende Antwort finden – doch er schwieg. Erst nach geraumer Zeit wechselte er urplötzlich das Thema: »Die Fahrt morgen zum Vesuv macht mir einiges Kopfzerbrechen, da die Reiseleiterin mitfährt.«
    »Hm«, machte Lena. Sie brauchte einen Moment, um ihn gedanklich folgen zu können. »Ach so, du meinst den fehlenden Platz?«
    Er nickte. »Ja.«
    »Dann fahre ich eben nicht mit; so einfach ist das!«
    »Quatsch!«, protestierte er. »Die Fahrt steht dir schließlich zu.«
    »Und wenn, mir liegt eh nicht so sehr viel daran, mit meinen aufgedunsteten Füßen stundenlang in der Sonne herumzulaufen. Obwohl mich ›Pompeji‹ schon sehr interessieren würde.« Sie drehte sich impulsiv zu ihm herum und tippte ihn mit dem Finger auf die Brust. »Könnte das nicht als plausibler Grund für eine eventuelle Wiederholung angesehen werden?«
    »Oh!« Er stieß einen ungelenken Pfiff aus. »Wie unvorsichtig von dir, meine Liebe, denn du wirst dir denken können, dass ich dich mit absoluter Sicherheit, bei gegebener Zeit daran erinnern werde; und wehe dir, du versuchst dich dann mit Vergessenheit aus der Affäre zu ziehen!«
    Lena lachte. »Sozusagen nach dem Motto: aus den Augen, aus dem Sinn!« Um ihn genauer in die Augen blicken zu können, blieb sie unmittelbar vor ihm stehen, reckte ihren Kopf in die Höhe und sah ihn fest an. »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass wir darin eine Ausnahme darstellen?«
    »Und ob ich das glaube!«, erklang es mit größter Entschiedenheit.
    Unter dem entschiedenen Ton duckte sie sich förmlich. Sie holte tief Luft, um sich aus dieser unfreiwilligen Beklemmung zu befreien. Doch den Satz: »Du scheinst unverfrorener zu sein als ich dachte …«, ging im lauten Hubkonzert eines entgegenkommenden Autos unter. So gesehen, unterband der chaotische Verkehr auf der viel zu engen Straße, jede weitere Unterhaltung.
    Deshalb gelang es Knut auch erst auf der

Weitere Kostenlose Bücher