Die Ueberbuchte
dieses Projekt gewinnen zu können?«
»Ausgerechnet mich!«, lachte Knut amüsiert auf. »Ich, ein geborener Nordländer …! Nee, bei aller Liebe, das wäre vollkommen undenkbar!«
»Wieso eigentlich, gefällt Ihnen die Insel denn nicht?«
»Doch, doch, sehr gut sogar, aber doch nur für den Urlaub. Außerdem entspräche das auf keinster Weise meinen Zukunftsvorstellungen.«
»Nicht …?«
»Nein, überhaupt nicht! Keine Spur davon!«
»Interessant! Und wie sollte die wohl aussehen?«
»So zumindest nicht, darüber bin ich mir im Klaren.« Er überlegte einen Augenblick und sagte dann mit einem schalkhaften Augenzwinkern: »Das genauer herauszufinden, hat schließlich noch etwas Zeit.«
Lena lachte. »Dachte ich mir’s doch! Sozusagen ein Leben auf herkömmlicher Weise, nur mit einer garantiert pflegeleichten Zweisamkeit verbrämt; wobei die Betonung auf pflegeleicht liegt.«
»Na und, wäre das denn zu verachten?«
»Sicherlich nicht, nur …«, brach sie mit einer abfälligen Handbewegung ab.
»Mit mir sollten Sie besser nicht über dieses Thema sprechen – ich war schließlich schon zweimal verheiratet. Ein gebranntes Kind also, wie man zu sagen pflegt.«
»Schade …«, murmelte er vergrämt. »Dabei wirken Sie überhaupt nicht emanzipiert.«
»Emanzipiert? Wie kommen Sie denn auf so etwas?! Das dürfte genau das sein, was ich hundertprozentig noch nie war und auch nicht sein werde.«
»Und Ihr jetziges Leben, Ihre jetzige Lebenseinstellung, ist das etwa keine Emanzipation?«
Lena lachte gerade heraus. »Nun, wenn Sie persönlichen Freiheitsraum mit Karriere gleichsetzen, dann allerdings wären Sie noch stärker davon betroffen.«
Kopfschüttelnd betrachtete er Lena von oben bis unten. »Wissen Sie was, egal was wir sind und auch nicht sind, sollten wir endlich zum ›Du‹ übergehen!«
Sie schloss überrascht, die für eine Antwort geöffneten Lippen, machte eine vage Handbewegung durch die Luft und sagte gedehnt: »Von mir aus – dann eben ›Du‹ …«
»Was dir nicht gerade leicht zu fallen scheint – so verzagt wie du dreinschaust.«
»Unsinn!« Sie nagte verwirrt an der Unterlippe, so wie sie es schon als Kind immer getan hatte, wenn sie sich in die Enge getrieben fühlte. Aber auf gar keinen Fall wollte sie einen prüden Eindruck erwecken; so vergewisserte sie sich diskret, dass niemand von den Mitreisenden in der Nähe war, und küsste ihn rasch auf die Wange. »Mein ›Du‹ für dich.«
»Oh, sieh mal einer an!« Er strahlte. »Da Lena«, streckte er ihr die andere Gesichtshälfte hin, »hier ist noch eine Wange!«
»Typisch Mann«, lachte Lena und küsste auch noch die andere Wange.
Nun aber füllte sich allmählich die Terrasse. Wobei es zu einem angeregten Erlebnisaustausch kam.
Der nächste Tag, ebenfalls ein sonnenreicher, warmer Frühlingstag, nutzten Knut und Lena für den versprochenen gemeinsamen Ausflug.
»Was möchtest du dir ansehen?«, fragte Knut.
»Ich weiß nicht.«
»Dann wüsste ich etwas, was dir sicherlich gefallen wird«, tat er geheimnisvoll.
»Wie schön, für Überraschungen bin ich immer zu haben«, erklärte Lena mit kindlicher Freude.
»Nun, denn mal los!«
Natürlich wie immer, war der Bus mit vor sich hin dampfenden Ausflüglern randvoll gefüllt, und nur mit äußerster Mühe gelang es ihnen sich noch hineinzuquetschen. Von der Landschaft ringsumher, war somit kaum etwas zu sehen. Es nützte auch nur wenig, dass ab und zu ein oder zwei Leute ausstiegen, denn die Einsteiger waren stets in der Überzahl. Was schließlich dazu führte, dass die Türen nur noch für Aussteiger geöffnet wurden.
Irgendwann dann, nach einer der gefährlich engen Kurven, gab Knut durch ein kurzes Handzeichen zu verstehen, dass sie am Ziel angelangt seien.
Ordentlich erleichtert von der kurvenreichen Schaukelei, verließen sie mit noch weiteren Passanten, die anscheinend das gleiche Ziel wie sie verfolgten, den Bus.
Tief durchatmend sah sich Lena neugierig um. »Wo befinden wir uns hier eigentlich? Es war mir einfach nicht möglich die Ortsschilder zu erkennen.«
»Das ist San Francesco, sozusagen die Nobelgegend zwischen Forio und Lacco-Ameno, eine Gegend, die erst seit dem Frühjahr 1991 für den Publikumsverkehr geöffnet wurde.«
»Ich denke du bist auch zum ersten Mal auf dieser Insel, woher kennst du dich dann so gut aus?« wunderte sich Lena.
Er lächelte verschmitzt. »Von Dieter natürlich, der in dieser Gegend wohnt. – Das war ja auch der
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