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Die Ueberbuchte

Die Ueberbuchte

Titel: Die Ueberbuchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Rawolle
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überaus heißen Tag vermuten.
    Lena sah abschätzend an sich herab, und stellte fest, dass die Hose, die sie trug, trotz des leichten Gewebes zu warm war; also kehrte sie in ihr Zimmer zurück, um etwas Leichteres anzuziehen. Unschlüssig schob sie die Kleiderbügel hin und her, bis sie sich schließlich für das weiße Trägerkleid entschloss. Sie trat vor den Spiegel und war über die Blässe ihrer Haut erschrocken. Scheußlich, dachte sie unangenehm berührt, zu Hause wäre ihre das überhaupt nicht aufgefallen, aber hier …
    Sie überlegte, eigentlich hatte sie sich vorgenommen nach Forio zu fahren, um die ›Kirche der Hilfe‹ und weitere Sehenswürdigkeiten anzusehen – oder sollte sie doch lieber gleich nach ›Lacco Ameno‹ fahre, um später dann, wenn es zu heiß wurde, zum Strand zu gehen? Sie sah auf die Uhr, es war schon fast zehn Uhr, also sollte sie sich endlich entscheiden. Und sie entschied sich für ›Lacco-Ameno‹.
    Wie Lena bereits befürchtet hatte, es wurde unerträglich heiß, selbst am unmittelbaren Meer, wo immerhin eine sanfte Brise wehte, war es nur im Schatten oder im noch frühlingshaft kühlen Wasser wirklich erträglich. Deshalb hatte sie auch schon nach kurzer Zeit den Strand aufgesucht. Eine Liege in der vordersten Reihe, nahe am Wasser, das war genau nach ihrem Geschmack.
    Obwohl sich der Strand zunehmend füllte, fühlte sie sich dennoch nicht eingeengt. Im Gegenteil, sie fühlte sich auf einer ganz wunderbaren Weise, alleine, frei und unbeschwert. Allein schon der weite Blick auf’s Meer hinaus, begleitet vom monotonen Rauschen der flach ans Ufer gleitenden Wellen und die im Schatten angenehme Wärme, all das hatte etwas so leichtes, so unendlich friedvolles an sich, dass sie glaubte eine völlig andere zu sein. Träge, ohne jedes mahnende Für und Wider bewegten sich nun die Gedanken bald da und bald dorthin; nicht übertrieben eindringlich, nicht einmal besonders deutlich, eben nur träumend – ein direkt himmlischer Zustand. Der sie irgendwann dann in den Schlaf fallen ließ.
    Denn als sie erwachte, türmten sich bereits riesige dunkelgraue Haufenwolken am westlichen Horizont auf. Noch schien die Sonne ungefährdet vom tiefblauen Himmel, aber gewiss nicht mehr lang.
    Lena schaute sich um. Aber nur wenige Leute schienen sich auf den Heimweg begeben zu haben, denn der weitaus größeren Menge schienen die Wolken nicht zu kümmern. Noch während sie über gehen oder bleiben nachdachte, bemerkte sie erschrocken, dass sie an verschiedenen Stellen des Körpers entsetzlich verbrannt war. Kein Wunder, da ja im Laufe der Zeit der Schatten beträchtlich gewandert war. So wie äußerlich, fühlte sie sich auch innerlich, total ausgedörrt. Jedoch der wiederholt fragende Blick zum Himmel hinauf, trieb sie nun doch zur Eile an.
    Vom Gewitterregen klatschnass, begab sie sich ohne Umwege auf ihr Zimmer. Nachdem sie geduscht und sich umgezogen hatte, machte sich der Sonnenbrand jetzt erst so richtig bemerkbar. Dagegen kam auch die hochwertigste Creme nicht an. Die Haut brannte und spannte, so dass auch der letzte Rest von wunderschöner Strandstimmung zum Teufel ging. Und zu allem Überfluss gesellte sich auch noch eine unschöne, fast schon gemeine, depressive Lustlosigkeit hinzu; und anscheinend der Strafe noch nicht genug, begann sie auf’s kläglichste zu frieren. Ein wahres Glück, dass sie entsprechende Medikamente eingesteckt hatte.

    Die Reisegruppe von der Fahrt zum Vesuv, traf wie vorangekündigt, pünktlich im Hotel ein. Nur Knut fehlte noch, da er ja den Bus zum vorgesehenen Parkplatz zurückbringen musste.
    Lena, die sich inzwischen nach der Einnahme der Arznei wesentlich wohler fühlte, und es auch zu regnen aufgehört hatte, entschloss sich kurzerhand zur Bushaltestelle zu gehen, um Knut abzuholen. Sie atmete die vom Gewitter gereinigte Luft tief ein, was ganz allmählich ihr gewohntes Wohlbefinden wieder herstellte. Sie hielt plötzlich inne, bückte sich zum Wegrand hinab, um die vom Sturm herabgerissenen Blütenblätter, die den Weg weich und bunt säumten , eingehender zu betrachten. Nicht lang mehr, dann würde dieses bunte Blütenband, verwelkt und verstreut, wie die dunklen Gewitterwolken auch, der Vergangenheit angehören.
    Oben an der Bushaltestelle angekommen, lehnte sich Lena gegen das vom Regen feuchte Geländer und blickte über die hellen Gebäude, überwiegend Hotels in jeder Kategorie, auf das noch immer stark bewegte Meer hinab. Der Verbleib des

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