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Die Ueberbuchte

Die Ueberbuchte

Titel: Die Ueberbuchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Rawolle
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auch?«
    »Hm, schon möglich …« Und nach einer Weile. »Irgendwie habe ich gar keine rechte Lust mehr.«
    »Aber, Ruth …?!«
    Anscheinend war es dem schroffen Ton zu verdanken, der Ruth zum Aufhorchen zwang, denn sie sah tiefbetroffen auf und versuchte sogar zu lächeln. Wenn auch nur ein gezwungenes fades Lächeln, aber immerhin ein Lächeln.
    »Oh, wie nett«, sagte Lena, als sie die Gaststätte betraten. »So viel Geschmack würde kaum einer hinter dieser schäbigen Fassade vermuten.«
    »Wahrhaftig, alle Achtung, was die aus diesen alten Gemäuer gemacht haben!«, musste sogar Ruth zugeben.
    Sie suchten sich einen besonders angenehmen Platz aus.
    »Hier lässt es sich aushalten«, bemerkte Lena zufrieden.
    Ruth zeigte auf die Speisekarte. »Tja, die Preise sind auch dementsprechend – wenn nicht gar unverschämt!«
    »Zeig mal«, beugte sich Lena über die stilvoll zurechtgemachte Speisekarte. »O ja, kein Wunder, dass hier gähnende Leere herrscht.«
    »Ich glaube, unter diesen Umständen sollten wir auch lieber wo anders hingehen. Ich – ich konnte ja nicht wissen«, stammelte Ruth einigermaßen verlegen.
    »Lass mal, Ruth, wir teilen uns halt den Preis, abgemacht? Schließlich muss unser Wiedersehen, uns das wert sein. Mir jedenfalls gefällt es ganz ausgezeichnet hier!«
    »Wenn du meinst …«
    »Ja, das meine ich! So und jetzt bestellen wir wonach uns gelüstet.«
    Erst so nach und nach, beim genüsslichen Essen und Trinken, dem auch Ruth nicht widerstehen konnte, begann sich allmählich die Stimmung zu lockern. Die Worte flossen leichter, spontaner – irgendwie gelöst. Vor allem das Lachen erklang immer häufiger, immer heiterer.
    Lena atmete sichtbar auf, denn Ruths depressive Stimmung hatte ihr ordentlich Angst gemacht. Sie konnte nur hoffen, dass es sich lediglich um einen Ausrutscher gehandelt haben könnte, alles andere wäre ja zu furchtbar, um es überhaupt in Betracht zu ziehen. In diesem Augenblick machte sie es sich zur Aufgabe, mehr auf Ruth zu achten, sie nicht so gnadenlos sich selbst zu überlassen. Sie durfte einfach nicht mehr zulassen, dass Depressionen ihr Leben vergifteten.
    »Lena, gestehe, an was hast du eben so intensiv gedacht?«, stieß Ruth sie lachend an.
    »Eigentlich an nichts Besonderes.«
    »Und uneigentlich?« Ruth drohte ihr mit dem Finger. »Du, ich kenne dich, du lügst! Sei doch ehrlich, es hat mit dem Urlaub zutun, nicht wahr?« Dabei nahm sie erneut einen tiefen Schluck und hob erstaunt das Glas hoch. »Das ist ja schon wieder leer.« Und während sie nachschenkte, drängte sie: »Na los, erzähl schon!«
    Doch Lena zögerte. Sie legte umständlich die Serviette zusammen und legte sie auf den Teller zurück, dann schob sie diesen etwas zur Seite und nahm ebenfalls einen kräftigen Schluck. Schließlich antwortete sie so unbefangen sie nur konnte: »Wie ich bereits gesagt habe, es war sehr schön – ja wirklich, direkt traumhaft schön. Aber das im Einzelnen erklären zu wollen, das wäre zu viel verlangt. Man muss dies selbst erlebt haben, alles andere ist halber Kram. Am besten du fährst, oder von mir aus kannst du auch fliegen, im nächstes Jahr selbst dahin. Mir jedenfalls und allen anderen denen ich begegnet bin, empfanden es wie ich – einfach traumhaft schön.«
    »Nun, wenn du mich begleiten würdest, dann könnte ich mich vielleicht dazu durchringen. Alleine aber auf gar keinen Fall; da verzichte ich dann doch lieber.« Sie hob ruckartig den Kopf und sah Lena durchdringend an. »War das etwa schon alles?«
    Unwillkürlich sah Lena zur Seite. Sie überlegte, sie war im gewissen Sinne ratlos, denn sie hatte Ruth eigentlich von ihrer Begegnung mit Knut erzählen wollen. Ja, sie hatte sich sogar darauf gefreut, ihr, ihre besonderen Erlebnisse mitzuteilen, allein schon deshalb, um anhand ihrer Reaktion gewisse Schlüsse ziehen zu können. Nun aber sträubte sich in ihr alles dagegen. Sie konnte plötzlich weder über das eine noch über das andere reden; oder gar Knuts Antrag erwähnen! Nein, das konnte sie nicht, nicht in dieser Stunde – später vielleicht. Also sagte sie lediglich: »Später, wenn die Fotos fertig sind, dann lässt sich vieles leichter erklären. Denn Worte allein, klingen höchstens banal. Außerdem erscheint es mir so, als wenn ich im Augenblick vieles davon selbst noch nicht recht verdaut habe. Das aber geht mir nach jeder Reise so – anscheinend brauche ich immer etwas länger.«
    »Na schön, wenn du meinst.«
    Bei diesem Satz

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