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Die Ueberlebende

Die Ueberlebende

Titel: Die Ueberlebende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kishwar Desai
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Mord verstrickt ist, endet es wieder mit Herzschmerz!«, würde sie lamentieren und mir dabei streng mit dem Finger drohen. »Außerdem ist der Mann verheiratet.« »Und wenn ich nun die Herausforderung suche ?«, würde ich dagegenhalten.
    Jetzt, in diesem Augenblick, musste ich jedoch versuchen, meine Nervosität zu überspielen.
    Er übergab mir den Brief von Binny, und ich bedankte mich dafür, dass er gekommen war. Wir nahmen am Tisch Platz, doch ich riss als Erstes den Brief auf, um ihn zu lesen.
    Es machte mich ganz konfus, wie diese grünen Augen durch mich hindurchzustarren schienen. Dieser Mann war kein guter Umgang für mich. Das Herz klopfte mir bis zum Hals, während ich mich fragte, ob er wohl ahnte, wie sehr ich mich auf sein Kommen und auf eine ganz ungezwungene Unterhaltung mit ihm gefreut hatte?
    Noch während ich mit dem Brief beschäftigt war, stellte ich mir bereits vor, wie wir miteinander sprachen, gemeinsam zu Mittag aßen, uns sogar bei den Händen hielten. Es war ein vollkommen irrwitziges Verlangen. Möglicherweise hatte mir der Stress der vergangenen Tage doch zu sehr zugesetzt.
    Wir hatten uns Kaffee kommen lassen, und ich nippte an meiner Tasse, während ich den letzten Satz des Briefes las.
    Â»Sie schreibt, ich solle Sie nach Shardas Verwandten und nach Durga ausfragen.«
    Er zuckte die Achseln. »Ich werde tun, was ich kann.« Sorgsam achtete er darauf, dass in seiner Stimme keine Emotionen mitschwangen. Wir hätten ebenso gut über das Wetter reden können. Aber auch ich bemühte mich, das Verlangen, das ich empfand, nicht in meinen Augen erkennbar werden zu lassen, nicht in meinem Gesicht, nicht in meiner Stimme.
    Ich erzählte ihm von meinem Besuch in Amritsar, aber er blieb immer noch seltsam unberührt und blickte im Raum umher, während ich ihm Einzelheiten berichtete. Wenn ich mich nur stark genug darauf konzentrierte, könnte ich dieser Zusammenkunft einen rein formellen Anstrich geben, sagte ich mir in dem Tonfall, den meine Mutter angeschlagen hätte.
    Schließlich wagte ich einen Vorstoß. »Wissen Sie etwas über Shardas Sohn?«
    Â»Selbstverständlich.«
    Â»Haben Sie ihn je gesehen?«
    Â»Nie.«
    Â»Werden Sie ihn je zu sehen bekommen?«
    Â»Ich weiß ja noch nicht einmal, wo er sich jetzt eigentlich befindet.«
    Â»Harpreet«, sagte ich so respektvoll wie möglich, »ich weiß, dass Sie eine Frau und eine Tochter haben, also sollte ich sie das eigentlich wirklich nicht fragen, aber …«
    Â»Ich weiß, was Sie mich fragen wollen. Aber die Sache ist die … Es war ein Pakt mit dem Teufel.«
    Das verblüffte mich, denn es war bestimmt nicht die Antwort, die ich erwartet hatte. Ich sprach von seiner Zuneigung zu den beiden Schwestern, und er redete von etwas ganz anderem. Ich steckte mir eine Zigarette an und hielt auch ihm die Packung hin, doch er lehnte ab. In meiner Nervosität hatte ich ihn gar nicht gefragt, ob er etwas dagegen hätte, wenn ich rauchte. Nun war es zu spät.
    Â»Mit wem haben Sie den Pakt denn geschlossen?«, fragte ich dümmlich.
    Â»Mit Shardas Vater«, erwiderte er und sah mich mitleidig an. Immer langsam, wollte ich zu ihm sagen. Ich hatte plötzlich das Gefühl, der Fußboden würde unter mir nachgeben.
    Â»Sie haben einen Pakt betreffs Sharda geschlossen?«
    Â»Das ist richtig. Ich habe versprochen, mich niemals Rahul zu nähern, wenn man mir dafür gestattete, Sharda zu sehen. Sie sind darauf eingegangen, aber ich habe nicht gewusst, wieso – bis ich mit ihr gesprochen habe.«
    Wieder bebte unter mir die Erde, als mir die Bedeutung seiner Worte klar wurde. Ich hätte mich ohrfeigen können für meine Dummheit. Ich rang nach Worten. Eine Woge der Übelkeit ergriff mich.
    Auch er verfiel in Schweigen und starrte zum Fenster hinaus. Ich hatte das Gefühl, als wäre eine Maske von seinem Gesicht gefallen, und ich konnte den Zorn in seinen Augen blitzen sehen. Er hatte rasch den Blick von mir abgewandt, damit ich das ganze Ausmaß seiner Wut nicht sah, aber er war nicht schnell genug gewesen. Er hatte sie geliebt und tat es vielleicht immer noch .
    Â»Wie darf ich das verstehen?«
    Â»Sie war zu dem Zeitpunkt schon kaum noch ansprechbar. Die Elektroschocks, die Schläge … sie war an Leib und Seele gebrochen … und sie war sehr krank. Man hat mir eine Adresse zukommen

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