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Die Überlebenden der Kerry Dancer

Die Überlebenden der Kerry Dancer

Titel: Die Überlebenden der Kerry Dancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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ist Ihrer Meinung nach der Täter?«
    »Siran, wer denn sonst!« Farnholme hatte sich wieder einigermaßen in der Gewalt, doch in seinen Augen stand noch immer die kalte Wut. »Sehen Sie ihn doch an, diesen Hund, diesen verdammten Meuchelmörder, wie er dasitzt und scheinheilig grinst.«
    »Der Heuchler trägt den Dolch verborgen im Gewand«, sagte Willoughby. Seine Stimme war schwach und heiser, doch er machte einen ruhigen und ausgeglichenen Eindruck. Der Schlaf der vergangenen Nacht schien ihm gutgetan zu haben.
    »Es ist kein Dolch, sondern ein Messer«, sagte Nicolson sachlich, »und dieses Messer trägt auch niemand verborgen im Gewand, sondern es steckt in Achmeds Rücken – und Schuld daran ist mein sträflicher Leichtsinn«, fügte er bitter hinzu, da er sich plötzlich erinnerte und begriff. »Ich hatte nicht daran gedacht, daß zu der Ausrüstung des Rettungsbootes Nummer zwei außer den zwei Beilen auch ein Bootsmesser gehörte. Und warum meinen Sie, Brigadier, daß es Siran gewesen ist?«
    »Herrgott noch mal, Mann, natürlich war es Siran!« Farnholme zeigte nach unten auf den Priester. »Wir suchen doch nach einem Mann, der imstande ist, kalten Blutes einen Mord zu begehen, nicht wahr? Wer sollte das sonst sein, wenn nicht Siran?«
    Nicolson sah ihn fragend an. »Und was weiter, Brigadier?«
    »Was meinen Sie mit dieser Frage?«
    »Das wissen Sie sehr gut. Ich würde genausowenig wie Sie auch nur eine Träne vergießen, wenn wir Siran erschießen müßten, aber dazu müssen wir doch erst einmal Beweise haben.«
    »Als ob der Fall nicht sonnenklar wäre! Achmed saß mit dem Gesicht nach achtern, oder nicht? Und er wurde in den Rücken gestochen. Also muß der Täter vorn im Boot gesessen haben – und noch weiter vorn als Achmed saßen nur die drei Leute, Siran und seine beiden Killer.«
    »Unser guter Freund ist offenbar überreizt«, sagte Siran, und seine Stimme war so glatt und ausdruckslos wie sein Gesicht. »Aber das ist schließlich kein Wunder. Wenn man so viele Tage lang im offenen Boot in tropischen Gewässern unterwegs ist, so kann das auf manchen Menschen eine verheerende Wirkung haben.«
    Farnholme ballte die Fäuste und wollte sich auf Siran stürzen, doch Nicolson und McKinnon hielten ihn fest.
    »Machen Sie keine Dummheiten«, sagte Nicolson barsch. »Durch Gewalttätigkeit wird nichts besser, und wir können uns in einem so kleinen Boot keine Prügelei leisten.« Er ließ Farnholmes Arm los und sah nachdenklieh zu den Männern vorn im Bug hin. »Vielleicht haben Sie recht, Brigadier. Ich habe heute nacht gehört, wie sich vorn im Bug jemand bewegte, und ich hörte auch etwas wie einen dumpfen Schlag. Etwas später hörte ich ein Klatschen, als ob etwas ins Wasser fiele. Doch als ich nachsah, stellte ich fest, daß der Priester unverändert an seinem Platz saß.«
    »Sein Koffer ist nicht mehr da, Nicolson. Haben Sie vielleicht eine Ahnung, wo er hin sein könnte?«
    »Ich erinnere mich an den Koffer«, sagte Nicolson ruhig. »Es war ein Segeltuchkoffer, und sehr leicht. Der würde nicht sinken.«
    »Ich fürchte, er ist doch gesunken, Sir.« McKinnon deutete mit dem Kopf nach vorn. »Der Anker ist nicht mehr da.«
    »Sie meinen – als Ballast? Ja, Bootsmann, damit wäre er allerdings gesunken.«
    »Da haben Sie es also«, sagte Farnholme ungeduldig. »Man hat Achmed umgebracht, dann hat man seinen Koffer über Bord geworfen. Sie haben zweimal ein Geräusch gehört und jedesmal nach vorn gesehen, und beide Male sahen Sie Achmed aufrecht dasitzen. Jemand muß ihn in dieser Stellung festgehalten haben – vermutlich am Griff des Messers, das in seinem Rücken steckte. Und derjenige, der ihn festhielt, muß hinter ihm gesessen haben – vorn im Bug. Und da vorn hat niemand gesessen als diese verdammten drei Mörder.« Farnholmes Atem ging heftig, an seinen geballten Fäusten traten die Knöchel weiß hervor, und er ließ Siran nicht aus den Augen.
    »Es hört sich an, als hätten sie recht«, gab Nicolson zu. »Und wie steht es mit dem Rest der Geschichte?«
    »Mit dem Rest von welcher Geschichte?«
    »Sie wissen sehr gut, was ich meine. Wenn sie ihn umgebracht haben, dann bestimmt nicht nur, um in Übung zu bleiben. Was für ein Motiv hatten sie?«
    »Wie zum Teufel soll ich wissen können, warum sie ihn umgebracht haben?«
    Nicolson seufzte. »Hören Sie mal, Brigadier, halten Sie uns bitte nicht für schwachsinnig. Natürlich wissen Sie es. Erstens richtete sich Ihr Verdacht

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