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Die Überlebenden der Kerry Dancer

Die Überlebenden der Kerry Dancer

Titel: Die Überlebenden der Kerry Dancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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und sagte: »Wenn ich Sie bitten dürfte, Miss Plenderleith.«
    Sie starrte ihn aus verständnislosen Augen an.
    »Also bitte, nun machen Sie schon.« Er schnalzte mit den Fingern und sah sie lächelnd an. »Ich bewundere Ihre schauspielerische Leistung, aber verlangen Sie bitte nicht von mir, daß ich hier noch die ganze Nacht warte.«
    »Ich verstehe überhaupt nicht, wovon Sie reden«, sagte Miss Plenderleith.
    »Nun, vielleicht hilft es Ihrem Gedächtnis, wenn ich Ihnen sage, daß ich über alles informiert bin.« Auch jetzt war in van Effens Stimme weder Überheblichkeit noch Triumph. Es war nur deutlich zu hören, daß er sich seiner Sache sicher war, und daß ihm das Versteckspiel allmählich auf die Nerven ging. »Ich weiß wirklich alles, Miss Plenderleith, sogar das Datum jenes kleinen, feierlichen Vorgangs, der in einem Dorf der Grafschaft Sussex stattfand, und zwar am 18. Februar des Jahres 1902.«
    »Wovon in aller Welt reden Sie eigentlich?« fragte Nicolson.
    »Das weiß Miss Plenderleith sehr genau, oder etwa nicht, Miss Plenderleith?« Der Ton der Stimme van Effens war fast mitleidig; und zum erstenmal was aus Miss Plenderleiths markantem, altem Gesicht jede energische Selbstbeherrschung gewichen. Sie ließ die Schultern müde und ergeben sinken.
    »Ja, ich weiß es.« Sie nickte geschlagen und sah Nicolson an. »Das eben erwähnte Datum ist der Tag meiner Hochzeit – meiner Vermählung mit dem Brigadekommandeur Farnholme. Wir haben unseren vierzigsten Hochzeitstag an Bord des Rettungsbootes gefeiert.« Sie versuchte zu lächeln, doch es mißlang.
    Nicolson starrte sie an, sah ihr kleines, müdes Gesicht und ihren abwesenden Blick und wußte plötzlich, daß sie die Wahrheit gesagt hatte. Und während er sie jetzt ansah, ohne sie wirklich zu sehen, schoß ihm die Erinnerung durch den Kopf an so manches, woraus er nicht hatte schlau werden können. Allmählich wurden ihm die Zusammenhänge klar. Van Effen begann von neuem zu sprechen.
    »Ja, diese Heirat fand statt am 18. Februar des Jahres 1902. Wenn mir dieses Datum bekannt ist, Miss Plenderleith, dann dürfte ich auch alles andere wissen.«
    »Ja, Sie wissen alles.« Ihre Stimme klang leise und wie aus weiter Ferne.
    »Also bitte.« Van Effen hielt seine Hand noch immer ausgestreckt. »Sie würden es sicherlich nicht gern sehen, wenn die Leute von Hauptmann Yamata eine Leibesvisitation bei Ihnen vornehmen müßten.«
    »Nein, lieber nicht.« Sie fummelte unter ihrer vom Salzwasser fleckig verblichenen Jacke, schnallte einen Gürtel los und händigte ihn van Effen aus. »Es ist wohl das hier, worauf Sie aus sind.«
    »Danke sehr.« Für einen Mann, der endlich das in Händen hielt, was er als einen Schatz bezeichnet hatte, dessen Wert sich überhaupt nicht beziffern ließ, war van Effens Gesicht auf seltsame Weise frei von jedem Ausdruck des Triumphs und der Befriedigung. »Das ist in der Tat das, was ich haben will.«
    Er öffnete den Reißverschluß der Taschen des Gürtels, holte die Fotokopien und Filme, die sich darin befanden, heraus und hielt sie gegen das Licht der flackernden Öllampen. Es verging fast eine Minute, während er sie schweigend in Augenschein nahm. Dann nickte er befriedigt und schob Filme und Fotokopien wieder in die Taschen des Gürtels.
    »Alles unversehrt«, sagte er leise. »Nach so langer Zeit und einem so weiten Weg – dennoch alles unversehrt.«
    »Wovon zum Teufel reden Sie eigentlich?« fragte Nicolson gereizt. »Was ist es denn, was Sie da haben?«
    »Das hier?« Van Effen warf einen Blick auf den Gürtel, den er sich eben umschnallte. »Das, Mister Nicolson, ist das, was jedes Opfer lohnt und alle Mühen wettmacht. Das ist der Grund für all die Aktivität und alle Leiden der vergangenen Tage, der Grund dafür, daß die Kerry Dancer und die Viroma versenkt wurden, die Erklärung, weshalb so viele Menschen sterben mußten, weshalb unsere Verbündeten bereit waren, mit allen Mitteln zu verhindern, daß es Ihnen gelingen könnte, zu entwischen und die Timor-See zu erreichen. Das ist auch der Grund, weshalb Hauptmann Yamata jetzt hier ist, obwohl ich bezweifle, daß ihm selbst dieser Grund bekannt ist – doch sein Kommandeur dürfte darüber Bescheid wissen. Das hier ist –«
    »Kommen Sie endlich zur Sache!« unterbrach ihn Nicolson bissig.
    »Verzeihung.« Van Effen klopfte mit der Hand gegen den Gürtel, den er umgeschnallt hatte. »Die Taschen dieses Gürtels enthalten die vollständigen Pläne der

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