Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Überlebenden der Kerry Dancer

Die Überlebenden der Kerry Dancer

Titel: Die Überlebenden der Kerry Dancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
Vom Netzwerk:
weiter als eine intellektuelle Feststellung der Tatsachen, die ihn im übrigen so wenig berührten, als beträfen sie nicht ihn, sondern einen anderen.
    Sein Plan war simpel, selbstmörderisch simpel, und die Chancen, daß er mißlang, waren so groß, daß das Mißtrauen unvermeidlich schien; doch der Gedanke an ein Mißlingen kam ihm überhaupt nicht in den Sinn. Er richtete in rascher Folge ein halbes Dutzend Fragen an Telak, desgleichen an McKinnon, und wußte, was er zu tun hatte, wenn überhaupt noch irgendeine Hoffnung bestehen sollte. Was den Fall für ihn entschied, war das, was McKinnon zu berichten hatte.
    Die Erklärung dafür, daß das Versammlungshaus so plötzlich und heftig in Brand geraten und mit so unglaublicher Schnelligkeit in Flammen aufgegangen war, war einzig und allein dies: McKinnon hatte die ganze dem Wind zugewandte Seite mit dem Inhalt eines Benzinkanisters übergossen, der zwölf Liter faßte. Diesen Kanister hatte er von dem japanischen Lastwagen gestohlen, wenige Minuten, nachdem er auf dem Kampong haltgemacht hatte. McKinnon war gerade im Begriff gewesen, die mit Benzin übergossene Wand in Brand zu setzen, als ein patrouillierender Posten fast buchstäblich über ihn gestolpert war. Doch der Bootsmann hatte nicht nur das Benzin gestohlen, er hatte außerdem versucht, den Lastwagen lahmzulegen. Er hatte nach dem Verteiler gesucht, ihn in der Dunkelheit nicht gefunden, aber die Benzinleitung entdeckt, und das weiche Kupfer hatte sich in seinen Händen gebogen wie Glaserkitt. Es schien unwahrscheinlich oder vielmehr unmöglich, daß der Lastwagen mit Hilfe des verbleibenden Restchens Treibstoff viel weiter kommen konnte als eine Meile – und bis Bantuk waren es vier Meilen.
    Nicolson bat Telak rasch um seine Beteiligung, und Telak erklärte sich sofort bereit. Nachdem sein Vater und mehrere seiner Stammesangehörigen tot waren, gab es für ihn keine Neutralität mehr. Er sagte nicht viel, doch das wenige, was er sagte, war bitter und wild und bezog sich auf nichts anderes als auf Rache. Er nickte sofort zustimmend, als Nicolson ihn bat, einen Führer zu beschaffen für die größere Gruppe – alles in allem jetzt nur noch sieben, unter der Leitung von Vannier –, die sich auf der Fahrstraße nach Bantuk begeben sollte, um sich dort, falls sich das ohne jeden Lärm machen ließ, der Barkasse zu bemächtigen. Telak übersetzte den Auftrag rasch einem Mann seines Stammes und informierte ihn über den verabredeten Treffpunkt. Dann ordnete er ein halbes Dutzend seiner Leute dazu ab, die toten Japaner zu durchsuchen, die auf dem Kampong lagen, und alle Waffen und Munition, die sie bei ihnen fanden, zu einem Platz in der Mitte zu bringen. Eine Maschinenpistole, zwei Selbstladegewehre und eine sonderbare automatische Pistole erwiesen sich als noch verwendungsfähig. Telak selbst verschwand in einer nahegelegenen Hütte und kam heraus mit zwei Sumatra-Parangs, scharf wie Rasiermesser, und zwei seltsamen, kunstvoll ziselierten Dolchen, fünfundzwanzig Zentimeter lang und von der Form einer Flamme, die er in seinen Gürtel steckte. Keine fünf Minuten, nachdem das Versammlungshaus zusammengestürzt und ausgebrannt war, befanden sich Nicolson, McKinnon und Telak auf dem Weg.
    Die Straße nach Bantuk – eigentlich keine Straße, sondern ein planierter Dschungelpfad von knapp zwei Meter Breite – führte in mühsamen Windungen zwischen Palmölplantagen, Tabakplantagen und um übelriechende Sumpfstellen herum, sumpfige Löcher, in denen man bis zur Hüfte versank und die in der Dunkelheit höchst heimtückisch waren. Doch der Weg, den Telak sie in dieser Nacht führte, kam nur einmal an die Straße heran, kreuzte sie zweimal, ging gradlinig durch Sümpfe, Reisfelder und Plantagen und zielte wie ein Pfeil mitten in das Herz von Bantuk. Jeder der drei Männer war verletzt, war schwerverletzt, jeder von ihnen hatte Blut verloren, am meisten Telak. Kein Arzt, der etwas von seinem Fach verstand, hätte einen Augenblick gezögert, jeden der drei Männer in ein Lazarett einzuweisen; doch sie legten den ganzen Weg nach Bantuk im Laufschritt zurück, in einem Querfeldeinlauf, der über schwerstes, unerhört anstrengendes Gelände führte, ohne auch nur ein einziges Mal in Schritt zu fallen. Ihre Herzen hämmerten wild unter den übermenschlichen Anstrengungen, ihre bleiernen Beine brannten vom Schmerz der maßlos überforderten Muskeln, ihre Brustkörbe hoben und senkten sich keuchend, während ihre

Weitere Kostenlose Bücher