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Die Überlebenden der Kerry Dancer

Die Überlebenden der Kerry Dancer

Titel: Die Überlebenden der Kerry Dancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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wahrscheinlich, daß die Bombe oder der Torpedo, der uns erwischt, nicht auch ihn treffen sollte. Einer meiner Männer hat Auftrag, auf ihn aufzupassen, einer bewacht den Rudergänger, und einer hält ein Auge auf den diensthabenden Maschinisten. Der Rest meiner Männer schläft größtenteils in dem Logis vorn – und weiß der Himmel, daß sie allen Schlaf nötig haben, den sie kriegen können. Vier Mann habe ich in einer Kabine mittschiffs schlafen lassen – schien mir sehr zweckmäßig für den Fall einer Gefahr.«
    »Sehr gut.« Farnholme nickte zustimmend. »Und die zwei Chinesinnen und die ältere Malaiin?«
    »Gleichfalls in einer der Kabinen mittschiffs. Alle drei sind noch in einem ziemlich schlechten Zustand und sehr durcheinander.«
    »Und van Effen?«
    »Der schläft an Deck, unter einem Rettungsboot. Direkt neben dem Ruderhaus, keine drei Meter vom Kapitän entfernt.« Parker grinste. »Er ist nicht mehr wütend auf Sie, hat aber noch immer einen mächtigen Rochus auf Siran. Es schien mir gut, van Effen dort schlafen zu lassen. Der Bursche macht den Eindruck, als könnte man sich auf ihn verlassen.«
    »Das kann man, in jeder Weise. Wie steht's mit dem Proviant?«
    »Miserabel, aber eine ziemliche Menge. Ausreichend für acht oder zehn Tage.«
    »Hoffentlich haben wir Gelegenheit, alles aufzuessen«, meinte Farnholme grimmig. »Noch etwas. Haben Sie allen Leuten klargemacht, ganz besonders Siran, daß ich hier jetzt nur noch sehr wenig zu melden habe und nur noch einer was zu sagen hat – nämlich Sie?«
    »Ich möchte annehmen, daß das Ansehen, das Sie genießen, gegenüber früher viel geringer geworden ist«, sagte Parker bescheiden.
    »Ausgezeichnet.« Farnholme fühlte unwillkürlich nach dem Gürtel unter seinem Hemd. »Aber übertreiben Sie es nicht – nehmen Sie einfach keine Notiz von mir, soweit das möglich ist. Sie könnten übrigens, wenn Sie wieder nach vorn gehen, etwas für mich erledigen. Sie kennen die Funkbude?«
    »Hinter dem Ruderhaus? Ja, ich habe sie gesehen.«
    »Der Funker, Willie Loon oder so ähnlich, schläft dort. Ich halte ihn für einen sehr ordentlichen Burschen – der Himmel mag wissen, was er an Bord dieses schwimmenden Sarges verloren hat – ich möchte mich aber lieber nicht selbst mit ihm in Verbindung setzen. Fragen Sie ihn doch mal, wie der Sendebereich seines Gerätes ist, und lassen Sie es mich vor Tagesanbruch wissen. Vermutlich werde ich etwa um diese Zeit einen Funkspruch loslassen müssen.«
    »Jawohl, Sir.« Parker zögerte, setzte zum Sprechen an, bedachte sich dann aber und behielt seine Frage für sich. »Dafür ist jetzt die beste Gelegenheit. Ich werde gleich einmal hingehen. Gute Nacht.«
    »Gute Nacht, Leutnant.« Farnholme blieb noch ein paar Minuten an der Reling stehen und horchte auf das asthmatische Gerassel der altersschwachen Schiffsmaschine der Kerry Dancer, die gleichmäßig durch die ruhige, ölige See nach Südosten stampfte. Schließlich richtete er sich seufzend auf, drehte sich um und ging nach unten.
    Die Whiskyflaschen befanden sich in einem seiner Koffer im Achterdeck, und er mußte etwas zur Aufrechterhaltung des Rufes tun, in dem er hier stand.
    Die meisten Leute würden es sich sehr energisch verbitten, wenn man sie halb vier Uhr morgens wecken wollte, um eine rein technische Frage in bezug auf ihre Arbeit an sie zu richten, nicht aber Willie Loon. Er kam in seiner Koje hoch, lächelte Leutnant Parker an, sagte ihm, daß die effektive Reichweite seines Senders knapp fünfhundert Meilen betrage, und lächelte dann abermals. Dieses Lächeln auf seinem angenehmen, runden Gesicht war ein konzentrierter Ausdruck des guten Willens und der Heiterkeit, und Parker zweifelte nicht daran, daß Farnholme in seiner Einschätzung des Charakters von Willie Loon hundertprozentig recht hatte. Der Mann gehörte nicht auf dieses Schiff.
    Parker dankte ihm für die Auskunft und wandte sich zum Gehen. Auf dem Weg zur Tür bemerkte er auf dem Tisch neben dem Funkgerät etwas, was er nie und nimmer auf einem Schiff wie der Kerry Dancer zu sehen erwartet hatte – eine runde, mit Zuckerguß überzogene Torte, nicht unbedingt von einem Fachmann hergestellt, deren Oberfläche mit einer Menge kleiner Kerzen dekoriert war. Parker mußte ein paarmal blinzeln und sah dann zu Willie Loon hin.
    »Was hat das denn zu bedeuten?«
    »Das ist eine Geburtstagstorte.« Willie Loon strahlte vor Stolz. »Hat meine Frau gemacht – das da ist ihr Bild. Schon

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