Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Überlebenden der Kerry Dancer

Die Überlebenden der Kerry Dancer

Titel: Die Überlebenden der Kerry Dancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
Vom Netzwerk:
was er mit einer raschen Bewegung aus dem Beutel geholt hatte, der an seinem Koppel befestigt war. Der andere ließ die linke Schulter sinken und beugte den Oberkörper vor, während sein rechter, werfender Arm nach vorn schnellte – und noch während Nicolson seinen Colt hochbrachte und den Finger um den Abzug krümmte, wußte er, daß es bereits zu spät war.
    Zu spät für Nicolson, und zu spät für den japanischen Matrosen. Zum zweitenmal erstarrten sie und standen unbeweglich, als habe eine unsichtbare Hand sie heftig hochgerissen. Doch dann begannen sie sich wieder zu bewegen, diesmal langsam, sehr langsam: mit fast schwerfälliger Bedächtigkeit drehten sie sich auf angewurzelten, leblosen Beinen nach vorn. Nicolsons Taschenlampe war wieder aus, und das Krachen von Farnholmes Gewehr war nur noch ein Echo im Ohr, als die beiden Japaner vornüber fielen, der eine der Länge nach ins Wasser schlagend, der andere wie ein Taschenmesser über den Rand des Rettungsbootes zusammenklappend und mit dem Oberkörper auf die Ruderbank aufschlagend; doch das Geräusch seines Falls ging unter in einer dumpfen Detonation und einem grellen weißen Aufblitzen, da die Handgranate, die er in der Hand hielt, explodierte.
    Nach der blendenden Helligkeit der explodierenden Handgranate war die Dunkelheit doppelt dunkel. Dunkelheit überall, an Land, über dem Wasser und am Himmel, eine völlige und im Augenblick undurchdringliche Dunkelheit. Fern im Südwesten schimmerten einige letzte Sterne schwach an einem indigoblauen Himmel. Doch auch sie vergingen einer nach dem andern, ausgelöscht von der unsichtbaren Wolkendecke, die langsam weiterwanderte, bis sie den Horizont erreichte. Es war dunkel und sehr still; nichts war zu hören, nirgends eine Bewegung.
    Nicolson riskierte es, den Schein seiner Lampe einmal rasch in die Runde gehen zu lassen, dann schaltete er sie wieder aus. Seine Männer waren alle da, alle auf den Füßen, und die Feinde waren nicht mehr Feinde, sonder nur noch kleine tote Männer, die regungslos in dem seichten Wasser lagen. Sie hatten so gut wie überhaupt keine Chance gehabt: in der Meinung, die Crew der Viroma sei durch den Feuerschutz des U-Boots in der Senke festgenagelt, hatten sie nicht mit der Möglichkeit eines Gegenangriffs gerechnet; sie waren als dunkle Umrisse vor dem Hintergrund des Meeres, das bei Nacht immer heller ist als das Land, zu sehen gewesen; und sie hatten sich in einem außerordentlichen Nachteil befunden, da der Angriff sie gerade in dem Augenblick traf, als sie dabei waren, aus ihren Schlauchbooten ins Wasser zu steigen.
    »Jemand verletzt?« fragte Nicolson leise.
    »Ja, Sir – Walters«, antwortete Vannier, ebenso leise wie Nicolson. »Ich glaube, ziemlich schlimm.«
    »Ich komme.« Nicolson ging dem Klang der Stimme nach, legte die Finger über den Scheinwerfer seiner Taschenlampe, um sie abzublenden, und schaltete sie an. Vannier hielt das linke Handgelenk von Walters behutsam in seiner Hand: unmittelbar oberhalb des Ballens klaffte ein blutiger Spalt, das halbe Handgelenk war aufgerissen. Vannier hatte den Arm bereits mit einem Taschentuch abgebunden, und das hellrote Blut pulste nur noch langsam aus der Wunde. Nicolson machte die Lampe wieder aus.
    »Messer?«
    »Nein, Bajonett.« Die Stimme von Walters klang sehr viel fester, als Vanniers Stimme geklungen hatte. Er stieß gegen ein formloses Bündel, das zu seinen Füßen regungslos im Wasser lag. »Ich habe es ihm abgenommen.«
    »Hatte ich mir schon gedacht«, sagte Nicolson trocken. »Ihr Handgelenk ist ziemlich übel zugerichtet. Lassen Sie es sich von Miss Drachmann verbinden. Ich fürchte aber, es wird einige Zeit dauern, bis Sie diese Hand wieder gebrauchen können.« Wobei ›einige Zeit‹ eine Umschreibung für ›nie wieder‹ war, dachte Nicolson bei sich. Die Sehnen waren glatt durchgeschnitten, und der Radialis war mit ziemlicher Sicherheit gleichfalls hin. Auf jeden Fall würde die Hand gelähmt bleiben.
    »Besser die Hand, als das Herz«, sagte Walters munter. »Denn das brauche ich wirklich.«
    »Gehen Sie nach oben, so schnell Sie können. Ihr andern geht mit ihm – und vergeßt nicht, Euch rechtzeitig zu erkennen zu geben. Der Kapitän muß annehmen, wir wären hin – und er hat eine Schußwaffe griffbereit neben sich liegen. Bootsmann, Sie bleiben bei mir.« Er brach plötzlich ab, als er es in der Nähe des einen Rettungsbootes im Wasser plantschen hörte. »Wer da?«
    »Ich, Farnholme. Wollte nur

Weitere Kostenlose Bücher