Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Überlebenden der Kerry Dancer

Die Überlebenden der Kerry Dancer

Titel: Die Überlebenden der Kerry Dancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
Vom Netzwerk:
warten. Es waren knapp fünfzehn Sekunden vergangen, als sie das erste schwache Geräusch vorsichtig kriechender Bewegungen hörten, und unmittelbar darauf kam die heisere Stimme von Findhorn, der eine kurze, scharfe Frage stellte. Es erfolgte keine Antwort, man hörte nur weitere verdächtige Bewegungen, Füße, die eilig über den Sand liefen, und dann das plötzliche Klicken, als Nicolsons Taschenlampe anging: ihr Strahl erfaßte zwei Gestalten, die vorgebeugt und mit erhobenen Armen rannten, dann kam das Hämmern von Farnholmes Schnellfeuergewehr, das dumpfe Aufschlagen stürzender Körper, und dann war wieder Stille und Dunkelheit.
    »Was bin ich bloß für ein verdammter Idiot! Diese Burschen hatte ich doch glatt vergessen.« Nicolson kroch durch die Senke, hielt die brennende Taschenlampe abgeblendet in der Hand und entwand die Waffen den toten Händen, die sie noch immer krampfhaft umklammerten. Er ließ für einen Augenblick das Licht darauf fallen. »Die beiden Beile aus dem Rettungsboot Nummer zwei, Sir. Hätten im Nahkampf ziemliches Unheil angerichtet.« Er ließ den Strahl seiner Lampe in die andere Ecke der Senke fallen. Siran saß wie zuvor an seinem Platz, mit unbewegtem, ausdruckslosem Gesicht. Nicolson wußte, daß er schuldig war, erzschuldig, daß er seine Leute vorgeschickt hatte, um die blutige Arbeit zu verrichten, während er selbst in aller Ruhe zusah. Er war sich auch klar darüber, daß Siran, wenn man ihn fragen würde, mit ebenso unerschütterlicher Miene leugnen würde, irgend etwas von dem geplanten Überfall gewußt zu haben; Tote konnten nicht reden, und diese seine Männer waren tot. Und die Zeit drängte.
    »Kommen Sie her, Siran.« Nicolsons Stimme war genauso ausdruckslos wie Sirans Gesicht. »Der Rest wird keine Schwierigkeit mehr machen, Sir.« Siran erhob sich, kam die paar Schritte nach vorn, und stürzte wie ein gefällter Baum zu Boden, als Nicolson ihm mit dem Kolben seines Marine-Colts hinter das Ohr schlug. Der Schlag war wuchtig genug, um den Schädelknochen zu zertrümmern, und so klang es auch; doch Siran war noch nicht einmal zu Boden gefallen, da war Nicolson schon wieder auf dem Weg, dicht gefolgt von Farnholme. Der ganze Zwischenfall hatte keine dreißig Sekunden gedauert.
    Sie rannten den Abhang hinunter, so rasch sie konnten, ohne darauf zu achten, wohin sie traten, stolpernd, rutschend, wieder Fuß fassend und weiter rennend. Sie waren noch dreißig Meter vom Strand entfernt, da hörten sie plötzlich ein wildes Geschieße, Aufschreie wütende Flüche und laute aufgeregte Stimmen, die irgendein irres, unverständliches Zeug brüllten, hörten eine zweite Salve, und dann den Lärm des Nahkampfes und das heftige Plantschen im seichten Wasser, wo die Gegner Mann gegen Mann kämpften. Zehn Meter vom Rand des Wassers entfernt machte Nicolson, der inzwischen einen guten Vorsprung vor Farnholme hatte und immer noch mit langen Sätzen weiter rannte, seine Taschenlampe an. In ihrem Licht bot sich ihm das wirre Bild von Männern, die sich im Wasser rund um die Boote in wildem Handgemenge befanden. Und dann erfaßte sein Blick einen japanischen Offizier, der über dem im Wasser gestürzten McKinnon stand und mit einem Schwert oder Bajonett ausholte. Im nächsten Augenblick warf sich Nicolson mit einem mächtigen Sprung nach vorn, erwischte den Offizier an der Kehle und drückte die Pistole an seinem Rücken ab. Wieder leuchtete der Strahl seiner Taschenlampe auf und verharrte für einen Augenblick auf Walters und einem japanischen Matrosen, die sich, eng ineinander verklammert, in dem aufgewühlten, schlammigen Wasser herumwälzten: nichts dabei zu machen – er konnte genausogut den einen erwischen wie den anderen. Der Strahl der Lampe hob sich und blieb von neuem stehen.
    Das eine der beiden Rettungsboote lag, mit dem Kiel fest auf Grund, fast parallel zum Strand. Nahe beim Heck standen zwei japanische Matrosen, bis zu den Knien im Wasser; der eine stand gebückt und hielt den Kopf gesenkt, der andere stand aufrecht, und die Hand seines erhobenen rechten Armes war weit hinter seinem Kopf. Eine Sekunde lang verharrten beide in dieser Stellung, gelähmt durch das Licht, das ihre blinzelnden Augen blendete, wie in einer erstarrten Pose eines gespenstischen Balletts. Dann aber gingen beide, genau gleichzeitig, von bewegungsloser Versteinerung zu heftiger Aktion über: der eine richtete sich aus der gebeugten Haltung auf und umklammerte mit der rechten Hand irgend etwas,

Weitere Kostenlose Bücher