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Die Überlebenden der Kerry Dancer

Die Überlebenden der Kerry Dancer

Titel: Die Überlebenden der Kerry Dancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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unter Land, stand er auf, riß bei einer der beiden Rauchbojen des Rettungsbootes Nummer zwei die Zündung an und warf sie soweit wie er konnte hinaus auf See; innerhalb von dreißig Sekunden hatte die leichte nördliche Brise den dichten gelben Rauch bis zu dem U-Boot hingeweht und benahm den Männern auf der Brücke den Atem und die Sicht.
    Die normale Brenndauer einer Rauchboje ist vier bis fünf Minuten, doch das war mehr als genug. Vier Mann hatten das Rettungsboot Nummer zwei mit umwickelten Riemen längst um die Spitze der Insel herum und auf die nördliche Seite gepullt, ehe die Boje leise zischend erlosch. Das U-Boot blieb unbeweglich liegen, wo es lag. Nicolson ging mit dem Rettungsboot leise längsseits bei einer steilen Sandbank in der tieferen nördlichen Bucht, wo Farnholme, der Priester Achmed, Willoughby und Gordon sie bereits erwarteten, einen großen Haufen glatter, runder Steine griffbereit neben sich.
    Willoughby hatte darauf bestanden, die Luftkästen zu entfernen; der Gedanke, sie anzubohren, hatte seinem Ingenieurherzen wehgetan. Mit dem geringen Werkzeug, das ihnen zur Verfügung stand, würde das einige Zeit in Anspruch nehmen, sie brauchten Licht zum Arbeiten, und es war unvermeidlich, daß sie dabei ziemlich viel Lärm machten; außerdem mußte man immer damit rechnen, daß es dem U-Bootkommandanten plötzlich einfiel, eine schnelle Runde um die Insel herum zu machen und Leuchtraketen abzuschießen, um besser sehen zu können. Aber dieses Risiko mußte man eben in Kauf nehmen.
    Die Männer arbeiteten, so schnell es nur ging. Rasch und fast geräuschlos hatten sie die hölzernen Spunde herausgezogen und legten die Steine, die ihnen von der Sandbank aus zugereicht wurden, auf die Bodenplanken. Das Boot lief schnell voll Wasser. Nach zwei Minuten sagte Nicolson leise etwas zu Farnholme, und der Brigadier lief los, den Hügel hinauf; wenige Sekunden später begann er, in kurzen Abständen Schüsse in Richtung auf das U-Boot abzugeben, deren dumpfer Knall das gleichzeitige Klirren übertönte, das von der Nordseite der Insel kam, wo Nicolson und die anderen die Verschalung entfernten und die metallenen Luftkästen herausholten, von denen sie genügend an Ort und Stelle ließen, um dem Boot noch Auftrieb zu geben.
    Noch mehr Steine ins Boot, noch mehr Wasser durch die Spundlöcher, und schon stand das Wasser innen im Boot fast ebenso hoch wie außen, stieg an den unteren Rand des Dollbords, und nach ein paar weiteren Steinen sank das Boot sacht unter die Oberfläche der See, vorn und achtern an Leinen gehalten, und setzte in einer Tiefe von vier Meter fünfzig ohne Schlagseite den Kiel auf den klaren, kiesbedeckten Grund. Als die Männer zu der Senke am Hang des Hügels zurückkehrten, sahen sie, wie von der Ostspitze der Insel eine Fallschirmleuchtrakete in den Himmel stieg und sich in einem Bogen nach Nordost entfernte. Vannier hatte den Augenblick gut gewählt. Falls das U-Boot dort nachsehen sollte, so würde es die östliche Spitze der Insel ebenso leer und ausgestorben finden, wie es jetzt auch die westliche Spitze war. Das würde die Japaner völlig ratlos machen, ihnen ein halbes Dutzend einander widersprechender Vermutungen suggerieren und, wenn es Tag wurde, dem auf der Hand liegenden Schluß Wahrscheinlichkeit verleihen, daß ihnen die Überlebenden auf der Insel ein Schnippchen geschlagen und sich im Laufe der Nacht davongemacht hatten.
    Und das war dann auch der Schluß, zu dem offensichtlich die Japaner kamen, als es Morgen wurde – ein grauer Morgen, mit bedecktem Himmel und auffrischendem Wind. Sobald es hell geworden war, konnten die Männer auf der Insel, die in sicherer Deckung hinter dichten Büschen lagen, beobachten, wie die Gestalten, die auf der Brücke zu sehen waren, Ferngläser an die Augen hoben – das U-Boot war im Laufe der Nacht sehr viel weiter nach draußen gegangen – und aufgeregt gestikulierten. Kurz darauf war das Geräusch der Dieselmotoren zu hören, das U-Boot setzte sich in Fahrt und umrundete die Insel. Als es auf der Höhe des einen noch sichtbaren Rettungsbootes angelangt war, stoppte es seine Fahrt noch einmal ab. Das Rohr des Flakgeschützes richtete sich auf das Boot und begann zu schießen – offenbar hatten Bordmechaniker im Lauf der Nacht den Schaden repariert, den Farnholmes Gewehr verursacht hatte. Das Flakgeschütz gab nicht mehr als sechs Schuß ab, doch das genügte, um aus dem Boot ein durchlöchertes und zersplittertes Wrack zu

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