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Die Überlebenden der Kerry Dancer

Die Überlebenden der Kerry Dancer

Titel: Die Überlebenden der Kerry Dancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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nicht mehr da sind, nicht wahr?«
    »Ja, das würden sie bestimmt annehmen. Jeder normale Mensch würde das annehmen.«
    »Sie meinen also nicht, daß sie vielleicht argwöhnisch sein könnten und die Insel hier absuchen würden?«
    »Was zum Teufel soll das Ganze eigentlich?«
    »Bitte, Jonny.«
    »Also gut«, sagte er mürrisch. »Bitte nochmals um Entschuldigung. Nein, ich glaube nicht, daß sie sich die Mühe machen würden, die Insel abzusuchen. Und worauf wollen Sie hinaus, Gudrun?«
    »Erwecken Sie in den Japanern den Eindruck, wir wären nicht mehr hier«, sagte sie ungeduldig. »Verstecken Sie das Boot.«
    »Das Boot verstecken, sagt sie! Es gibt rund um diese Insel keine Stelle, wo wir das Boot verstecken könnten, ohne daß die Japaner es nicht in einer halben Stunde gefunden hätten. Und auf der Insel selbst können wir es auch nicht verstecken – dazu ist das Boot zu schwer, und bei dem Versuch, es heraufzuziehen, würden wir einen solchen Lärm machen, daß sie vom U-Boot aus die meisten von uns erschossen hätten, auch bei Dunkelheit, noch ehe wir drei Meter weit damit gekommen wären. Doch selbst wenn es uns gelingen sollte, so gibt es auf diesen verdammten Steinen hier kein Gebüsch, das groß genug wäre, um auch nur ein kleines Beiboot dahinter zu verstecken, geschweige denn ein Rettungsboot von mehr als sieben Meter Länge. Tut mir leid – aber es ist nichts zu machen. Es gibt keine Stelle, weder an Land noch auf dem Wasser, um das Boot so zu verstecken, daß die Japaner es nicht mit geschlossenen Augen finden könnten.«
    »Das waren Ihre Vorschläge, nicht meine«, sagte sie unerschütterlich. »Sie sagen, es sei unmöglich, das Boot auf der Insel oder rund um die Insel zu verstecken, und darin bin ich mit Ihnen einer Meinung. Mein Vorschlag geht dahin, daß wir das Boot unter dem Wasser verstecken sollten.«
    »Was!« Nicolson hob den Kopf und starrte in der Dunkelheit zu ihr hin.
    »Machen Sie an dem einen Ende der Insel irgendein Ablenkungsmanöver«, sagte sie rasch. »Rudern Sie mit dem Boot um die andere Spitze herum zu dieser kleinen Bucht im Norden, füllen Sie es mit Steinen, ziehen Sie den Stöpsel heraus, oder wie das bei Ihnen heißt, legen Sie das Boot an einer Stelle auf Grund, wo das Wasser genügend tief ist, und wenn dann die Japaner fort sind –«
    »Aber natürlich!« sagte Nicolson, in einem leisen, nachdenklichen Flüstern. »Wirklich, das wäre zu machen! Mein Gott, Gudrun, das ist es, Sie haben es!« Seine Stimme war laut geworden, er hatte die letzten Worte fast geschrien. Er kam mit einem Ruck hoch, nahm das Mädchen, das lachend protestierte, in seine Arme und drückte sie herzhaft an sich, aus lauter Freude und heftig bewegt von neu erwachter Hoffnung; dann sprang er auf und lief hinüber an die andere Seite der Senke. »Kapitän! Vierter! Bootsmann! Aufwachen, alles aufwachen!«
    Das Glück war endlich doch noch auf ihrer Seite. Alles verlief planmäßig und ohne jede Panne. Man hatte sich zunächst nicht ganz einig werden könne über die Art des Ablenkungsmanövers – einige hatten gemeint, daß der U-Bootskommandant, beziehungsweise der Mann, der nach dem Tode des Kommandanten das Kommando übernommen hatte, bei einem allzu durchsichtigen Ablenkungsmanöver mißtrauisch werden könnte; doch Nicolson war beharrlich bei seiner Auffassung geblieben, daß jemand, der dumm genug war, einen Landungstrupp direkt an die Stelle zu schicken, wo die Boote lagen, statt einen Flankenangriff zu machen, kaum über genügend Scharfsinn verfügen dürfte, um sich nicht hinters Licht führen zu lassen, und seine Hartnäckigkeit hatte schließlich gesiegt. Außerdem verlieh der Wind, der nach Norden gedreht hatte, seinen Argumenten überzeugende Kraft, und die Ereignisse gaben ihm recht.
    Vannier, der als Lockvogel fungierte, machte seine Sache sehr intelligent und im genau richtigen Augenblick. Ungefähr zehn Minuten lang lief er an der Südwestspitze der Insel am Strand hin und her, während er seine abgeblendete Taschenlampe vorsichtig und in unregelmäßigen Abständen aufleuchten ließ. Er hatte Nicolsons Nachtglas bei sich, und sobald er sah, daß sich der dunkle Schatten des U-Boots leise, nicht mit den Dieselmaschinen, sondern mit Hilfe der Elektromotoren, in Bewegung setzte, da verstaute er die Taschenlampe in der Hosentasche und ging hinter einem großen Stein in Deckung. Zwei Minuten später, als das U-Boot genau auf seiner Höhe angelangt war, knapp hundert Meter

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