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Die Übermacht - 9

Die Übermacht - 9

Titel: Die Übermacht - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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besorgt.
    »Nö.« Trahskhat schüttelte den Kopf und lächelte, nahm die ganze Sache bewusst auf die leichte Schulter. »Ist wohl auch gut so. Das Letzte, was wir gebrauchen könnten, wären Ausschreitungen hier am Hafen, bloß weil irgendein Schwachkopf dringend ein paar Arschritte bräuchte. Die Garde wird sich wahrscheinlich eh kein Bein ausreißen deswegen.«
    »Nett umschrieben«, meinte Shumahn und gluckste leise in sich hinein. Er schien belustigt. Dennoch entging Trahskhat nicht, dass zwischen den Worten eine Warnung mitschwang. Nicht, dass diese Warnung notwendig gewesen wäre.
    »Solange sie sich auf faules Obst beschränken, bedeutet es bloß, dass Myrahm wieder einmal einen Waschtag einlegen darf«, entgegnete Trahskhat so gelassen, wie er konnte. »Wenn sie aber Steine werfen wie letzten Fünftag auf dem Fischmarkt, lässt sich’s nicht mehr so locker wegstecken, Franz.«
    »Ich weiß.« Shumahn zeigte seine Besorgnis offen. »Ich rede mal mit dem Boss. Vielleicht können wir hier unten ja doch ein bisschen besser für Sicherheit sorgen. Wenn hier ein paar Schläger mit Knüppeln herumstehen, dürfte es mit diesem Scheiß vorerst vorbei sein.«
    Trahskhat nickte. Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Das hing ganz davon ab, ob die Unruhestifter nun meinten, die Schläger mit Knüppeln würden Trahskhat helfen oder doch eher ihnen.
    Es geht hier doch nicht bloß um dich, vergiss das nicht! , mahnte er sich selbst. Es arbeiten auch noch andere Charisianer auf den Docks. Du kannst von Glück reden, dass Shumahn auf die Idee gekommen ist, ein paar Leute hierher zu rufen, die Unruhestiftern notfalls ein paar verpassen. Dich zu feuern, wäre leichter für ihn gewesen!
    »Ich werde Horahs und Wyllym bitten, den Rest dieser Schicht hier ein bisschen aufzupassen«, setzte Shumahn hinzu. »Wenn hier noch jemand was anstellt, werden die den schon erwischen! Wenn das einer ist, der für uns arbeitet, dann ist der ganz, ganz schnell weg vom Fenster. So einen Scheiß kann der Boss nämlich gar nicht leiden!«
    »Danke«, sagte Trahskhat ruhig und ernsthaft und stapfte dann auf die nächste Kiste zu.
    Es war schwere Arbeit, manchmal kaum zu ertragen. Die Beschäftigung hier war wirklich ein gewaltiger Abstieg für jemanden, der einst der Starting First Baseman der Tellesberg-Kraken gewesen war. Zudem verdiente er hier gerade einmal zwei Drittel dessen, was man ihm in Tellesberg für die gleiche Arbeit gezahlt hätte. Schlimmer noch: In Siddar-Stadt war das Leben ungleich teurer als in der Heimat. Seine Frau Myrahm verdiente tatsächlich mehr als er. Aber sie war ja auch eine geschickte Weberin. In der charisianischen Gemeinschaft in der Siddarmark war schon immer vor allem das Textilgewerbe vertreten gewesen. Myrahm hatte das Glück gehabt, eine Arbeitsstelle bei einem Charisianer zu finden. Trahskhat war sich zwar recht sicher, dass die Arbeitgeber seiner Frau Reformisten waren, insgeheim zumindest. Doch es waren immer noch anständige Leute, und Sailys war dankbar, dass Myrahm diese Arbeitsstelle gefunden hatte. Er wollte gar nicht darüber nachdenken müssen, wie es ihr ergangen wäre, wenn sie täglich in der Art schikaniert worden wäre, wie er das Tag für Tag hier an den Docks ertragen musste.
    Gerecht war das sicher nicht. Aber die Heilige Schrift hatte auch nie versprochen, es werde im Leben immer gerecht zugehen. Sie lehrte nur, dass Gott und die Erzengel am Ende eines jeden Lebens Gerechtigkeit und Mitgefühl walten lassen würden. Eigentlich sollte das jedem Menschen ausreichen. Aber schwer war es manchmal eben doch. Es war hart, wenn Unbekannte mit faulen Äpfeln warfen. Es war hart, wenn Sailys seinem älteren Sohn Mahrtyn gegenübertreten und ihm erklären musste, dass ihn so viele Menschen hassten, einfach weil er nun einmal Charisianer war. Vor allem war es hart, wenn jemand, der im Schutze der Dunkelheit an dem Haus vorbei ging, in dem Myrahm und er wohnten, ›Ketzer!‹ oder ›Lästerer!‹ rief. Sie konnten sich nur eine winzige Wohnung leisten, selbst in diesem Stadtteil.
    Wenn wir wirklich Ketzer wären, dann wären wir ja wohl in Tellesberg geblieben! , dachte er grimmig. Dann wären sie immer noch bei den Nachbarn, mit denen sie aufgewachsen waren, und nicht fernab ihrer Familien, von denen sie sich zunehmend entfremdeten. Sie waren nach Siddar-Stadt gekommen, weil sie auf keinen Fall Teil der Kirchenspaltung sein wollten. Sie konnten nicht tatenlos zusehen, wie Gottes Kirche zerrissen wurde.

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