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Die Übermacht - 9

Die Übermacht - 9

Titel: Die Übermacht - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Gemahlin des Seneschalls eingetroffen ist. Also werde ich meinen gesellschaftlichen Verpflichtungen nachkommen und sie angemessen begrüßen. Sollten Sie etwas benötigen, scheuen Sie sich bitte nicht, einen meiner Diener darauf anzusprechen! Man wird sich dann sofort um Sie kümmern.«
    Mit einem formvollendet angedeuteten Knicks verabschiedete sie sich und zog sich dann mit all der Eleganz zurück, die man von jemandem erwarten konnte, der aus Zion stammte. Sie lächelte charmant und bewegte sich anmutig zwischen ihren Gästen, plauderte hier und dort kurz. Mit einer gewissen Erleichterung blickte ihr Suwyl hinterher.
    Wenn er sich selbst gegenüber ehrlich war, rührte die Abneigung, die er für diese Frau empfand, weniger von religiösen Prinzipien her, sondern daher, dass von ihr eine Bedrohung ausging. Suwyl selbst war es herzlich egal, wer im Tempel das Sagen hatte. Soweit es ihn betraf, war das allein Gottes Angelegenheit, und Gott würde sich schon darum kümmern, wenn Er nicht zufrieden wäre. Doch in der Zwischenzeit gehörte es auch zu den Pflichten von Mutter Kirche, dafür zu sorgen, dass die Menschen sich anständig benahmen. Dort, wo Menschen sich anständig benahmen, gab es keine Kriege und keine Gewalt. Und dort, wo es keine Kriege und keine Gewalt gab, konnte ein einfacher Bankier sich in ehrlichen, einträglichen Geschäften ergehen, ohne sich ständig darum sorgen zu müssen, was die Verrückten – auf beiden Seiten – wohl als Nächstes niederreißen, niederbrennen oder in die Luft jagen würden.
    Suwyl hielt sich für einen ganz gewöhnlichen Charisianer. Er lebte seit mittlerweile fast dreißig Jahren nun schon in Siddar-Stadt. Er war regelrecht ein Teil dieser Stadt geworden, wohl bekannt und angesehen in der gesamten Geschäftswelt, nicht nur im Viertel. Er hatte Verbindungen zu höchsten Regierungskreisen. Derzeit zumindest noch. Niemand vermochte zu sagen, wie lange das noch so bleiben würde, und das war allein die Schuld von Wahnsinnigen wie Staynair und ›Kaiser‹ Cayleb!
    Denk daran, was dir die Heiler gesagt haben, Tobys! , ermahnte er sich. Du sollst dich nicht so aufregen! Du willst dich doch wohl jetzt nicht in einen Schlaganfall hineinsteigern – wegen Dingen, an denen du sowieso nichts ändern kannst!
    Er atmete tief ein, hielt kurz die Luft an und atmete dann sehr, sehr langsam wieder aus. Diesen Trick hatte ihm seine Gemahlin Zhandra beigebracht, und er funktionierte ziemlich gut. Manchmal wenigstens.
    Glücklicherweise wirkte der Trick dieses Mal. Tobys’ Zorn legte sich ein wenig. Ein Geschäftsfreund nickte ihm im Vorbeigehen zu. Tobys brachte es fertig, das Nicken mit einem ehrlichen, freundlichen Lächeln auf den Lippen zu erwidern. Einer von Pahrsahns Dienern reichte ihm einen Weinkelch, und Tobys nippte daran.
    Wenigstens hat diese Frau, was Wein betrifft, einen ebenso guten Geschmack wie bei der Musik , dachte er verdrießlich. Das ist ja wenigstens etwas. Immerhin hänge ich den ganzen Abend hier fest.
    Er nahm noch einen Schluck, schlängelte sich dann langsam durch die Menge und hielt Ausschau nach seiner Gemahlin.
    »Guten Abend, Aivah!«, sagte eine leise Stimme. Aivah Pahrsahn drehte sich um. Dann strahlte sie den Mann mit dem silbergrauen Haar an, der an diesem Abend zufälligerweise keine Soutane trug.
    »Auch Ihnen einen guten Abend, Zhasyn«, sagte sie und vermied damit taktvoll den Gebrauch von Nachnamen oder kirchlichen Titeln. »Dass der Seneschall und seine Gemahlin sich heute hier die Ehre geben, haben Sie doch gewiss schon bemerkt, nicht wahr?«, setzte sie neckend hinzu.
    »Ich versichere Ihnen, ich werde Lord Daryus aus dem Weg gehen«, erwiderte er und lächelte ebenfalls. »Auch wenn er sich laut allen mir vorliegenden Informationen vermutlich selbst größte Mühe geben wird, mich nicht zu bemerken. Darf ich mich erkundigen, ob Ihre ... Verhandlungen mit ihm von Erfolg gekrönt waren?«
    »Oh, sowohl die Republik wie ich selbst werden reichlich daran verdienen, Zhasyn«, versicherte sie ihm. »Und in Zeiten wie diesen wird es Hahraimahns Gießereien gewiss nicht schaden, eine kleine Kapitalspritze zu erhalten.«
    »Klein?« In höflichem Unglauben hob er beide Augenbrauen, und seine Gastgeberin lachte auf.
    »Na ja, aus dem Blickwinkel eines einzelnen Menschen betrachtet ist diese Kapitalspritze wahrscheinlich nicht klein«, gestand sie ein. »Aber wenn man in der Größenordnung ganzer Reiche denkt, dann schon. Hoffentlich«, ihr Lächeln

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