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Die Übermacht - 9

Die Übermacht - 9

Titel: Die Übermacht - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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versagt zu haben und gänzlich hilflos zu sein, wann immer er darüber nachdachte, welche Zukunft den gefangenen Offizieren und Mannschaftsmitgliedern vermutlich bevorstand, seine Bitterkeit steigerte. Es war schwierig, nicht bitter zu werde, wenn man sich auf den vermodernden alten Galeeren umschaute, die man zu Gefängnisschiffen umgebaut hatte. Andere Möglichkeiten, seine Leute unterzubringen, hatten sich nicht gefunden. Bitter dachte Manthyr daran, wie widerwillig man ihnen auch nur das Allernötigste zugestand, wie karg die Rationen ausfielen, wie wenig selbst der Pasquale-Orden sich um die Verwundeten und Kranken kümmerte.
    Vor allem, wenn du genau weißt, dass das Einzige, was deine Leute vor der Inquisition bewahrt, Thirsk ist – Thirsk und, wer hätte das gedacht?, ausgerechnet ein schueleritischer Weihbischof!, dachte er.
    Er rief sich ins Gedächtnis zurück, dass er nicht der einzige Charisianer war, den allmählich Bitterkeit vergiftete. Zusammen mit den wenigen Offizieren, die ihm noch verblieben waren, tat er alles nur Erdenkliche, um die Moral der Truppe aufrechtzuerhalten. Aber es war schwierig. Im Großen und Ganzen waren charisianische Matrosen alles andere als dumm, und selbst der jüngste Schiffsjunge, der dieses Massaker überlebt hatte, konnte sich ausmalen, was sie alle erwartete – Tag für Tag in der tristen, feuchten, kahlen Langeweile ihrer dümpelnden Gefängnisse. Man hatte ihnen sogar das Recht verwehrt, Briefe in die Heimat zu schicken, um ihre Angehörigen wissen zu lassen, dass sie lebten (noch!). Sie alle waren schon fast verhungert. Man gestattete ihnen nicht, sich körperlich zu betätigen. Warme Kleidung zum Schutz gegen die Kälte des Winters hatte man ihnen auch verwehrt. Diesen Winter hätte wirklich jeder als bitterkalt empfunden – für seine Männer, die das Klima ihrer subtropischen Heimat gewohnt waren, war es natürlich ganz besonders schlimm. So war es kaum überraschend, dass sich die Mannschaft nicht einmal untereinander noch vormachen konnte, nicht zu wissen, was ihnen bevorstand.
    Und genau deswegen sind an Bord dieser Schiffe auch so viele Leute krank , sagte sich Manthyr bitter. Natürlich gibt es noch weidlich andere Gründe dafür. Abgesehen von Thirsk und Maik schert sich keiner der Leute hier einen feuchten Kehricht darum, ob auch auf charisianische Ketzer Pasquales Gesetze anzuwenden sind. Verdammt, die meisten denken wahrscheinlich, ›Ketzer‹ hätten überhaupt nicht das Recht, sich um Pasquales Weisungen zu scheren! Auf jeden Fall machen sich diese Leute hier nicht die Mühe, für die richtige Ernährung zu sorgen, die seine Gesetze vorschreiben. Kein Wunder, dass schon einige an Skorbut leiden! Und wenn man die so genannten Lebensmittel, die man uns zugesteht, dann noch mit den allgemeinen Bedingungen an Bord und der Verzweiflung hier zusammennimmt, dann ist es ein regelrechtes Wunder, dass nicht schon alle krank sind!
    Da Manthyr schon die Kiefermuskeln schmerzten, zwang er sich, sich zu entspannen. Keiner ihrer Kapläne hatte die letzte Schlacht überlebt – was vielleicht auch ganz gut so war. Schließlich hätte die Inquisition höchstwahrscheinlich gefordert, ketzerische Priester seien sofort an sie auszuliefern. Und dieser Forderung wäre Dohlar gewiss auch nachgekommen. Manthyr wollte gern glauben, dass zumindest einige Priester aus Dohlar daran interessiert wären, die spirituellen Bedürfnisse seiner Männer zu erfüllen. Aber das hatten Wylsynn Lainyr, der Bischof-Vollstrecker von Gorath, und Ahbsahlahn Kharmych, sein Intendant, ausdrücklich verboten. Wenn man der Gerüchteküche glauben schenken durfte, hatte Bischof Staiphan Maik, der Sonderintendant der Dohlaran Navy, sogar versucht, diese Entscheidung aufzuheben. Stimmte das, so war er dabei zumindest nicht erfolgreich gewesen. Bischof-Vollstrecker Wylsynn war bereit, Priester zu all jenen Charisianern vorzulassen, die bereit seien, der Ketzerei und den lästerlichen Ritualen zu entsagen. Selbstredend mussten sie vorher zugeben, Shan-wei angebetet zu haben. Also geschah nichts.
    Es hat nun einmal keine lästerlichen Riten gegeben, und keiner von uns hat Shan-wei angebetet. Und nach dem, was den armen Teufeln widerfahren ist, die der Inquisition nach dem Ferayd-Massaker in die Hände gefallen sind, wissen wir doch, wie Clyntahn ›Geständnisse‹ dieser Art verwendet. Ganz zu schweigen davon, dass jeden, der das zugäbe, unweigerlich die Strafen Schuelers ereilen würden. Nur ein

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