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Die Übermacht - 9

Die Übermacht - 9

Titel: Die Übermacht - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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besonders vorsichtig, das zu erkunden.« Sie zuckte mit den Schultern. »Auf jeden Fall ist er ein recht begabter Dichter. Dadurch, dass ich ihn mehr oder minder zum Dauergast bei meinen Einladungen gemacht habe, ist mir ein ernst zu nehmender gesellschaftlicher Coup gelungen.«
    »Sie haben daran richtig Spaß, oder?«, fragte der Erzbischof. Sie blickte ihn an, und nun war es an ihm, die Achseln zu zucken. »Ich meine, an dem Ganzen hier. Das Intrigenspiel, Ihre Gegner zu überlisten, dieser Tanz auf der Schwertklinge – und nicht nur das, sondern auch die gesellschaftlichen Anlässe und die Fröhlichkeit. Das stimmt doch, oder?«
    »Ja, natürlich, Zhasyn!« Die Frage schien sie ernstlich zu überraschen. »Genau das ist doch mein Leben! Ach ...« Ihr Blick wurde etwas härter, obwohl das Lächeln blieb. »Glaubt bloß nicht, ich würde nicht voller Freude in Clyntahns Blut tanzen, sobald Cayleb und Sharleyan diesem Schwein den Kopf abgeschlagen haben! Und den Rest der ›Vierer-Gruppe‹ aufgehängt, und auch das gesamte verdammte Vikariat – oder zumindest das, was davon noch übrig ist. Aber der Rest?« Die Härte in ihrem Blick verschwand, und nun sprühten ihre Augen wieder Lebensfreude. »Das ist das großartigste Spiel der Welt, mein Freund! Wenn man dieses Spiel nicht spielt, lebt man nicht richtig!«
    Schweigend blickte er sie an. Dann schüttelte er den Kopf, und wieder lachte die Gastgeberin auf.
    »Sie sollten sich jetzt in den Privatsalon zurückziehen, Zhasyn«, sagte sie ihm. »In etwa zehn Minuten sollte Ihr erstes Gespräch mit einem meiner Ehrengäste beginnen. Und in der Zwischenzeit«, ihr Lächeln wurde noch ansteckender, »werde ich ein wenig mit dem Seneschall plaudern.«

.II.
Die Gefängnisschiffe
und HMS Chihiro ,
Gorath Bay, Königreich Dohlar
    »Wie geht es ihm heute, Naiklos?«, erkundigte sich Sir Gwylym Manthyr und wandte der Gorath Bay den Rücken zu.
    »Nicht so gut, wie er uns glauben machen will, Sir«, erwiderte Naiklos Vahlain.
    Der schlanke, stets adrett gekleidete Kammerdiener trat zusammen mit dem Admiral an das Geländer der Back und strich sich bedächtig über den Schnurrbart, während er auf die Bucht hinausblickte. Der Himmel hing wie ein blaues Tuch über ihnen, hier und da von weißen Wölkchen geziert. Eine frische Brise – kühl, aber ohne die bittere Schärfe des Winters, der allmählich ein Ende nahm – strich über Deck. Wyvern und Seevögel ließen sich von der Brise tragen; ihre Schreie und Pfiffe waren kaum zu hören. Drei Fuß hohe Wellen bewegten das Deck, als der Anker das Schiff dazu zwang, geradewegs in den Wind zu drehen.
    Nicht, dass diese überdachte, veraltete Küstengaleere ein richtiges Schiff wäre! , dachte Manthyr und blickte über die Bucht hinweg zu den verhassten hohen Steinmauern der Stadt Gorath hinüber. Im Laufe der vergangenen sieben Monate hatte er im Übermaß Gelegenheit gehabt, Stein für Stein zu begutachten. Endlose Stunden hatte er sich vorgestellt, wie verwundbar diese Mauern angesichts moderner Artillerie wären ... und bedauert, dass er nie Gelegenheit haben würde, das unter Beweis zu stellen.
    Er verdrängte diesen Gedanken, der sofort wieder glühend heißen Zorn in ihm aufsteigen ließ. Nicht, dass es reizvoller gewesen wäre, darüber nachzudenken, welches ›Kommando‹ man ihm hier überlassen hatte. Lywys Gardynyr, seines Zeichens Graf Thirsk, hatte für seine Gefangenen das Beste versucht. Er hatte sogar deutlich mehr getan, als Manthyr erwartet hätte, nachdem der damalige Kronprinz Cayleb nach der Schlacht in der Klippenstraße Gardynyr derart unnachgiebige Kapitulationsbedingungen gestellt hatte. Doch recht bald war Graf Thirsk bei seinen Bemühungen um das Wohlergehen der Gefangenen an seine Grenzen gestoßen. Die wichtigste dieser Grenzen schien, dass er anscheinend der einzige dohlaranische Aristokrat war, der auch nur ansatzweise so etwas wie Ehre kannte. Die anderen waren viel zu sehr damit beschäftigt, Charisianer dafür zu hassen, dass sie ihnen seinerzeit, bei den Schlachten vor der Felsnadel und in der Klippenstraße, Schmach zugefügt hatten. Entweder das, oder sie waren Tempelgetreue, die nur darauf bedacht waren, sich bei der Inquisition einzuschmeicheln, statt sich um so unbedeutende Kleinigkeiten zu kümmern wie etwa die angemessene Behandlung von Kriegsgefangenen, die ehrenhaft kapituliert hatten. Auf viele dohlaranische Aristokraten traf beides zugleich zu.
    Manthyr wusste, dass das Gefühl,

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